Der Heimat- und Verschönerungsverein Bad Salzuflen e.V. wurde 1876 gegründet und zählt damit zu den ältesten und traditionsreichsten Vereinen unserer Stadt. Zur Zeit gehören ihm über 700 Mitglieder an. Seit 1977 ist der Heimat- und Verschönerungsverein Bad Salzuflen e.V. dem Lippischen Heimatbund e.V. angeschlossen.

Chronik
des Heimat- und Verschönerungsvereins
Bad Salzuflen 1876-2001

von Dr. Stefan Wiesekopsieker

„Was wäre Uffeln ohne den Verschönerungsverein?” Diese berechtigte Frage verwendete Gerhard Bachler (1922-1991) als Zwischenüberschrift in seinem Bildband „Salzuflen Anno dazumal”, in dem er Fotos „aus Großvaters Album” vorstellte und durch begleitende Texte erläuterte. Tatsächlich ist der Heimat- und Verschönerungsverein Bad Salzuflen, wie er sich inzwischen nennt, aus dem Bad Salzufler Kulturleben kaum wegzudenken, aber wer weiß schon, dass er bereits vor 125 Jahren gegründet wurde und seitdem auf vielen Feldern zum Wohl der „Stadt und ihrer nächsten Umgebung” gewirkt hat?

Alle Versuche, die Geschichte des Vereins zu Papier zu bringen, scheiterten in der Vergangenheit zumeist an den Zeitumständen. Daher soll nun das 125-jährige Bestehen zum Anlass genommen werden, eine Chronik vorzulegen, die Rechenschaft ablegt über die Geschichte und das Wirken dieses Vereins, der zu den ältesten noch aktiven in Bad Salzuflen zählt. Die folgende in der Regel chronologische Darstellung gliedert sich in drei größere Abschnitte: Zunächst wird der ursprüngliche Verein behandelt, der faktisch nur bis 1976 bestand. Der zweite Abschnitt widmet sich dem 1967 gegründeten Ortsverein Bad Salzuflen des Lippischen Heimatbundes. Der letzte Teil befasst sich schließlich mit dem 1977/78 gebildeten Heimat- und Verschönerungsverein Bad Salzuflen, der ein Ortsverein des Lippischen Heimatbundes ist und die beiden zuerst behandelten Vereine zusammenführte.

Die Chronik fußt vor allem auf Unterlagen des Vereinsarchivs, das sich im Stadtarchiv Bad Salzuflen befindet (Bestand V III), ergänzend wurde eine städtische Akte als wichtige Quelle für die Frühzeit des Vereins herangezogen (B 497). Ferner wurden verschiedene lippische Zeitungen, insbesondere der zwischen 1885 und 1941 in der Salzestadt erschienene „Allgemeine Anzeiger für Salzuflen, Schötmar und Oerlinghausen” (ab 1911 „Lippische Allgemeine Anzeiger”), ausgewertet.
 

Der “alte” Heimat- und Verschönerungsverein

Gründung und erste Jahre

Am 21. Dezember 1876 teilte ein „Ausschuß des Verschönerungsvereins” dem Salzufler Magistrat mit: „Im Monat August dieses Jahres wurde in einer in der Halle des hiesigen Felsenkellers anberaumten Versammlung einer Anzahl der angesehensten Bürger und Bewohner unserer Stadt beschlossen: für Salzuflen einen Verschönerungsverein zu gründen.” Als Ziel des Vereins wurde die „Verschönerung der Stadt und ihrer nächsten Umgebung” angegeben, wozu nicht nur auf die Einwohnerschaft, sondern auch auf die städtischen Behörden eingewirkt werden sollte. Dabei hob der Ausschuss hervor, „daß allseitig anerkannt werde, wie unser Wohnort dringend der Verschönerung bedürfe und daß daher sowohl den Behörden als auch einem jeden Bürger die Förderung der Sache als eine patriotische Pflicht gelten werde.” Dass entsprechende Maßnahmen natürlich nicht allein durch die Beiträge der Mitglieder aufgebracht werden könnten, wurde in diesem ersten Schreiben des Vereins auch gleich klargestellt: Der Erfolg ruhe „hauptsächlich in den Händen der Behörden”, deren „gütige kräftige Unterstützung und Förderung der guten Sache” der Verein erbitte.

Angesichts der Forderung, dass Salzuflen einer Verschönerung dringend bedürfe, muss man den Eindruck haben, als habe sich die Stadt in einem schlimmen Zustand befunden. Tatsächlich ist nicht von der Hand zu weisen, dass Salzuflen in diesen Jahren begann, ein neues Gesicht zu bekommen. War die Stadt einerseits noch die kleine Ackerbürgerstadt mit dem an Bedeutung abnehmenden Salzwerk auf dem Salzhof, machte andererseits die blühende Stärkefabrik vor den Toren der Stadt mit über 300 Beschäftigten deutlich, dass das Industriezeitalter nun auch Lippe erreicht hatte. Und noch etwas hatte in den letzten Jahren die Stadt verändert: Seit der Inbetriebnahme des ersten Badehauses (1856) hatte der Betrieb des 1818 gegründeten Bades stetig an Bedeutung zugenommen, so dass Salzuflen längst nicht mehr nur ein „Bauernbad”, das bestenfalls Badegäste aus der nächsten Umgebung anzog, sondern auf dem besten Wege war, auch Heilungsuchende von weiterher anzuziehen. Sollte nun aber das Bad weiteren Aufschwung nehmen und damit auch Wohlstand in die Stadt bringen, so war nicht nur die Bereitstellung von Quartieren zur Unterbringung von Kurgästen und Verbesserung der Infrastruktur, sondern auch eine fortlaufende Verschönerung der Stadt vonnöten. Niemand wusste dies besser als der Salzufler Arzt und Physikus Dr. Moritz Lenzberg (1821-1900), der seit Ende der 1860er Jahre häufig in Wort und Schrift auf die Vorzüge des Bades hingewiesen und den ersten Brief des Verschönerungsvereins unterzeichnet hatte.

Tatsächlich hatte auch der Magistrat, allen voran Bürgermeister Heinrich Stümbke (1825-1886), die Notwendigkeit, die Stadt zu verschönern, erkannt und begrüßte daher die „Constituirung des Vereins”, dem er in einer Antwort vom 10. Januar 1877 „vollste Unterstützung” zusagte und erklärte, dass er „weiteren Anträgen” erfreut entgegensehe.

Am 10. März 1877 meldete sich Dr. Moritz Lenzberg abermals beim Salzufler Magistrat, um nunmehr mitzuteilen, dass am Vortage die erste „General-Versammlung” stattgefunden habe, bei der nicht nur eine Satzung verabschiedet, sondern auch ein ordentlicher Vorstand gewählt worden sei. Die 13 Paragraphen umfassenden „Statuten des Verschönerungs-Vereins zu Salzuflen” lassen das Vereinsziel, aber auch dessen Organisation deutlich werden. So hieß es über den Zweck des Vereins: „Der Verschönerungs-Verein bezweckt die Verschönerung der Stadt Salzuflen und ihrer nächsten Umgebung durch Anregung und Belebung des Sinnes für die Verschönerung bei den Bürgern und Bewohnern der Stadt und durch Einwirkung auf die zuständigen Behörden.” (§ 1). Mitglied des Vereins konnte jeder werden, der sich für dieses Ziel einsetzte und einen Jahresbeitrag von „mindestens Einer Mark” entrichtete (§ 2). Der Vorstand setzte sich aus dem Vorsitzenden, dem „Säckelmeister”, der zugleich das Amt des Schriftführers versah, und drei weiteren Mitgliedern zusammen (§ 3). Die Mitglieder konnten vor allem in den zwei durch die Satzung festgeschriebenen „General-Versammlungen” Einfluss ausüben. Hier hatte nämlich nicht nur der Vorstand Rechenschaft über seine Arbeit abzulegen, sondern es wurde auch über „Vorschläge bezüglich von Verschönerungen” diskutiert und beschlossen (§ 4). Allerdings konnten Vorschläge auch außerhalb von Versammlungen – und zwar in schriftlicher Form – eingebracht werden (§ 7). Bei einer etwaigen Auflösung des Vereins „durch Absterben oder die Austrittserklärung sämmtlicher Mitglieder” sollte das Vermögen der Stadt Salzuflen zufallen, die es im Sinne des Vereins zu verwenden gehabt hätte (§ 10).

Neben Dr. Moritz Lenzberg gehörten dem ersten Vorstand vier weitere Salzufler Honoratioren an: Den Posten des „Säckelmeisters” und Schriftführers bekleidete Salinenrendant Julius Dassel (1845-1932), als weitere Vorstandsmitglieder ohne näher bezeichneten Geschäftsbereich fungierten Salineninspektor August Brandes (1834-1893), Schlosser Friedrich Brüggemann (1816-1884) sowie Zigarrenfabrikant Ferdinand Capellen (1834-1911). Da der Verein maßgeblich die Interessen des aufstrebenden Bades unterstützte, ist es nicht verwunderlich, dass sich insbesondere Dr. Moritz Lenzberg und zwei leitende Bedienstete der Saline an exponierter Stelle engagierten.

Bereits in den folgenden Monaten konfrontierte der Verein die städtischen Behörden mit zahlreichen Vorschlägen zur Verschönerung des Ortsbildes. So wurde bereits in der ersten Generalversammlung beschlossen, der Stadt nahe zu legen, das ihr gehörige Grundstück zwischen dem Weg zum Obernberg und der Straße nach Exter (heute etwa das Gelände der „Dürkopp-Villa”) zu bepflanzen, denn: „In der Nähe der Stadt und am Wege in den Wald gelegen würden die Anlagen voraussichtlich ein schöner viel besuchter und beliebter Aufenthaltsort werden.” Wenngleich dieses Vorhaben zunächst seitens der städtischen Kollegien wohlwollend aufgenommen wurde, entschied man sich schließlich dazu, das Gelände zu verpachten, wodurch sich die Stadt eine Einnahme und keine Ausgabe bescherte. Immerhin konnte der Verein aber bei kleineren Projekten Erfolge verbuchen. So wurden im Juni 1877 auf Vorschlag des Vereins drei Bänke „im Wäldchen auf der Lieth” (zwischen der Salze und der heutigen Lietholzstraße) aufgestellt, da „Curgäste auf den Mangel an Sitzplätzen in dieser städtischen Anlage aufmerksam gemacht [hatten]”. Darüber hinaus waren kurz zuvor in diesem Bereich Baumpflanzungen vorgenommen worden, für die der Verein sich stark gemacht hatte.

Bereits mehrere Jahre vor Gründung des Verschönerungsvereins wurden in Salzuflen Überlegungen zum Bau eines „Cur- und Logierhauses” angestellt, ein Projekt, für das sich Dr. Moritz Lenzberg und Salineninspektor August Brandes gleichermaßen einsetzten. Kontrovers wurde zwischen den beiden Hauptinitiatoren allerdings der Standort einer solchen Einrichtung diskutiert. Während August Brandes sich für einen Standort an den Gradierwerken stark machte, favorisierte Moritz Lenzberg ein Grundstück vor dem Ostertor an der Straße nach Schötmar – gegenüber seiner Praxis. Bei seinem Engagement für das ehrgeizige Kurhaus-Projekt nutzte Dr. Moritz Lenzberg auch den Verschönerungsverein als Sprachrohr, in dem er namens des Vereins eindringliche Briefe in dieser Angelegenheit an die Stadt richtete, die sich finanziell beteiligen sollte. Es dauerte jedoch noch bis ins Jahr 1879, bis ein entsprechendes Kurhotel – und zwar an der vom Physikus vorgeschlagenen Stelle – verwirklicht werden konnte. Ein dauerhafter wirtschaftlicher Erfolg war diesem ersten Salzufler Kurhaus an der Osterstraße (zuletzt Nr. 58) jedoch nicht beschieden, was vor allem darauf zurückzuführen ist, dass sich seit Mitte der 1890er Jahre das Zentrum des Kurbetriebes zu den Gradierwerken hin verlagerte.

Nach diesem idealistischen Beginn scheint die Vereinsarbeit nach 1877 in eher ruhigen Bahnen verlaufen zu sein. Erst 1880 meldete sich der Verein wieder in der Öffentlichkeit zurück. Anlässlich der Generalversammlung am 5. April 1880 berichtete die „Lippische Landes-Zeitung” ungewöhnlich ausführlich Folgendes: „Herr Sanitätsrath Lenzberg berichtete über die bisherige Thätigkeit des Vereins. Diese konnte, wie es durch die Verhältnisse bedingt ist, nur eine sehr beschränkte sein; es fehlen dem Verein die Mittel. Sein Hauptzweck war bis dahin der, anzuregen und den Magistrat zu werkthätiger Theilnahme aufzufordern. Dies ist auch geschehen und ist das ausgezeichnete Straßenordnungs-Statut, sowie der Bau des Kurhauses der Anregung des Vereins mitzudanken. Bei verschiedenen anderen Vorhaben, als einen Weg vom Osterthore um die Stadt nach der Trinkhalle bei der Gradirung, von dieser zum Mühlenteiche [...] hatte der Verein die nöthige Unterstützung nicht gefunden. – Sodann legte der Säckelmeister, Rendant Dassel, die Rechnung vor. Nach derselben beträgt der Fond[s] des Vereins 40 M [...].”

Tatsächlich ließ sich mit einem so niedrigen Kassenbestand kaum etwas bewegen, auch wenn darauf hingewiesen wurde, dass noch Mitgliedsbeiträge aus den letzten zwei Jahren ausständen. Viel bedauerlicher war aber, dass „der bisherige Vorstand in seiner Mehrheit eine Wiederwahl entschieden ablehnte”, weshalb ein neuer Vorstand gewählt werden musste. Warum sich Dr. Moritz Lenzberg aus der Vereinsführung zurückzog – sein Name erscheint in späteren Unterlagen kein einziges Mal mehr –, konnte nicht ermittelt werden; möglicherweise waren berufliche Gründe ausschlaggebend. Wie die wenige Wochen nach dieser Jahreshauptversammlung an den Magistrat gesandten Schreiben des Vereins erkennen lassen, wählten die Mitglieder Heinrich Stümbke, der zum 1. Oktober des Vorjahres sein Amt als Bürgermeister niedergelegt hatte und als Steuerrendant in den lippischen Staatsdienst eingetreten war, zu ihrem neuen Vorsitzenden; diesem stand weiterhin Julius Dassel als Schatzmeister und Schriftführer zur Seite.

Unter der Leitung Heinrich Stümbkes entfaltete der Verein erneut eine rege Tätigkeit. In den folgenden Monaten erhielt die Stadtverwaltung nicht nur zahlreiche Hinweise auf fehlende oder zerstörte Bänke, sondern wurde auch zu ersten Umweltschutzmaßnahmen angehalten, indem am 19. Mai 1880 die Bitte vorgetragen wurde, „daß Wohllöblicher Magistrat gütigst die Herstellung eines verdeckten Canals im Liethwäldchen für das von der Chaußee bzw. vom Pegelschen Gasthause abfließende Spülwaßer verfügen wolle, da letzteres sich jetzt im Wäldchen staut und durch die bei der Verdunstung deßselben entstehenden Miasmen [d.h. giftige Ausdünstungen] der Aufenthalt in der nahen Laube gänzlich verleidet, wenn nicht unmöglich gemacht wird.” Nur einen Tag später folgte ein weiteres Schreiben, in dem der Verwaltung nahe gelegt wurde, sich für die Beseitigung von Düngergruben entlang der Steege einzusetzen, und zwar weil sie „ganz offen (und bei Nacht gefährlich) daliegen”, und die ganze Straße dadurch „einen ekelerregenden und für Fremde abschreckenden Eindruck mache.” Mit Befriedigung nahm der Vorstand zur Kenntnis, dass der Magistrat umgehend durch öffentlichen Ausruf die Beseitigung oder Einfriedigung der Düngergruben bekannt machen ließ, nicht ohne allerdings in einem neuerlichen Schreiben, ein ähnliches Vorgehen gegenüber den Gruben in der Schießhofstraße anzumahnen.

Wie ehrlich erfreut sich der Magistrat über die gut gemeinten Vorschläge auch zeigte, so deutlich hob er aber auch hervor, dass der Verein sich auf Dauer bemühen müsse, eigene Mittel für die von ihm vorgeschlagenen Maßnahmen aufzubringen, da die Stadt nicht alles und jedes finanzieren könne. Entsprechend fiel daher die Antwort auf den Vorschlag des Vereins vom 9. April 1881 aus, als dieser den Magistrat ersuchte, dass dieser „gütigst die Bepflanzung des neu angelegten Fußwegs nach dem hiesigen Bahnhofe mit Baumreihen verfügen wolle.” Wenngleich die Stadt die Bepflanzung für „zweckmäßig und wünschenswerth” erachtete und sogar die entsprechenden Pflänzlinge zur Verfügung stellen wollte, sah sie sich außer Stande, mit den Eigentümern der betroffenen Grundstücke Verhandlungen zu führen oder ihnen gar eine Entschädigung zu zahlen. Schließlich wurde der Vorgang zunächst zu den Akten gelegt, als der Verein eingestehen musste, dass er „nicht die erforderlichen Mittel zur Deckung der Kosten” besitze. Immerhin konnte der Verein aber im folgenden Jahr eine „kleine Anlage” an der neu angelegten Straße für die Stadt kaufen, die mit einer Anpflanzung versehen wurde. Während die Stadt alljährlich die notwendigen Pflänzlinge zur Verfügung stellte, übernahm der Verein die Pflege der Anlage.

Im April des Jahres 1883 wurde trotz knapper Mittel in der Generalversammlung beschlossen, ein neues Projekt in Angriff zu nehmen, das auch bei den städtischen Behörden auf Interesse stieß: Der Verein unterbreitete dem Magistrat den Vorschlag, dass er ihm einen Platz auf dem Obernberg zur Verfügung stelle, auf dem in Eigenleistung ein Aussichtsturm gebaut werden solle. Denn: „Der Obernberg selbst [...] würde dadurch an Schönheit gewinnen und sämmtlichen Bewohnern der Stadt mehr als jetzt ein beliebter Erholungs- resp. Ausflugsort werden.” Nachdem sich Magistrat und Stadtverordnetenversammlung für die „Ueberweisung eines Platzes” ausgesprochen hatten, kam es trotzdem nicht zum Bau des Turmes, und zwar nicht zuletzt deshalb, weil der Magistrat vorgeschlagen hatte, lieber nach und nach einen steinernen Turm mit Aussichtsplattform errichten zu lassen.

Die Zusammenarbeit zwischen dem Verein und den städtischen Behörden gestaltete sich von Anfang an effektiv und weitgehend harmonisch. Zwar musste sich der Magistrat häufig Beschwerden über diese oder jene Missstände anhören – die Düngergruben waren auch zu Mitte der 1880er Jahre noch Grund häufigen Klagens –, aber im Prinzip waren die Stadtväter recht dankbar für die Bemühungen des Vereins, die Stadt angesichts steigender Kurgastzahlen herausputzen zu wollen.

Zu einem Missklang kam es jedoch im Herbst 1883, als der Verein darüber Beschwerde führte, dass eine Eingabe, die Instandsetzung eines „Trottoirs” betreffend, kommentarlos zurückgesandt worden sei. Nachdem der Magistrat – nach Meinung des Vereins – keine befriedigende Begründung für sein Vorgehen abgegeben hatte, wandte sich der Vorstand an die Detmolder Regierungsbehörden. Der daraufhin um Bericht gebetene Magistrat war sich keiner Schuld bewusst und charakterisierte einen der Hauptakteure, den Rendanten Julius Dassel, als „ein[en] junge[n] heißspornige[n] Mann”, der nur „utopische Ziele verfolgt und nicht zu verwirklichende Pläne zu Tage fördert, und dadurch den Verein zum Gespött des Publikums macht [...].” Im Übrigen habe „noch keiner, auch der geringste Tagelöhner nicht, Klage darüber zu führen gehabt, daß ihm kein gehöriger Bescheid auf seine Anträge zu Theil geworden [...].” Die Regierung hingegen hielt das Vorgehen der städtischen Kollegien für mehr als bedenklich und ließ diese wissen: „Daß ein derartiges Verfahren weder den gesetzlichen oder statutarischen Vorschriften entsprach, noch einem zum Besten seiner Mitbürger fungirenden und aus angesehenen Bewohnern der Stadt bestehenden Vereins gegenüber am Platze war, mußte sich der Magistrat bzw. der Bürgermeister selbst sagen.” Allerdings merkte die Behörde auch an, dass sie die Art und Weise der Einmischung des Vereins „in die dem Magistrate obliegende Verwaltung [...] als eine passende nicht erachten könne [...].”

In den folgenden beiden Jahren ließen die Aktivitäten des Vereins deutlich nach. Und so meldete die gerade erst gegründete Salzufler Lokalzeitung, der „Allgemeine Anzeiger für Salzuflen, Schötmar und Oerlinghausen”, am 19. August 1886, dass erst „auf mehrseitiges wiederholtes Verlangen” eine Generalversammlung im Grimme’schen Gasthof (heute Ritterstraße 2) anberaumt worden sei, bei der u.a. der Vorstand neu gewählt werden sollte. Zwei Tage später meldete die Zeitung, dass die Versammlung „wegen zu geringer Betheiligung” nicht habe stattfinden können, weshalb ein neuer Termin angesetzt worden sei, und zwar „in der Hoffnung, daß dazu die Mitglieder zahlreicher erscheinen werden. Möchten dieselben sich doch daran erinnern, daß ohne allseitige wirksame Unterstützung ihre Vereinssache nicht die wünschenswerthe Förderung erhalten kann.”

Bei der am 23. August 1886 abgehaltenen beschlussfähigen Generalversammlung musste zunächst ein neuer Vorstand gewählt worden. Für den kurz zuvor verstorbenen bisherigen Vorsitzenden Heinrich Stümbke wurde Amtsrichter Paul Theopold (1856-1928), dem neben Julius Dassel, der als einziger bereits dem alten Vorstand angehört hatte, Sparkassenrendant Hugo Hunecke (1848-1894), Zigarrenfabrikant Wilhelm Schuseil (1851-1929) und Architekt Fritz Seiff (1851-1900) zur Seite standen. Außer den üblichen Beratungen über Maßnahmen zur Verschönerung der Stadt wurde vor allem überlegt, wie das immer noch minimale Vereinsvermögen vermehrt werden könnte. Schließlich wurde beschlossen, eine „musikalische Abendunterhaltung” zugunsten des Vereins zu veranstalten. Nach nur kurzer Vorbereitung fand diese am 8. September im Saal des „Kurhotels” an der Osterstraße statt und bot den Gästen bei einem „Eintrittsgeld nach Belieben, jedoch nicht unter 50 Pfg.” zehn Programmpunkte, die u.a. von einer Sängerin des Detmolder Theaters vorgetragen wurden.

Wenige Tage nachdem die Veranstaltung stattgefunden hatte, konnte die Lokalzeitung befriedigt feststellen: „Zu der [...] vom Verschönerungsverein veranstalteten Abendunterhaltung war namentlich unsere Damenwelt in großer Zahl erschienen. Der vom Herrn Rendanten Dassel verfaßte und vorgetragene Prolog, welcher die geschichtliche Entwicklung des großen Salzfasses Salzuflen in groben Zügen skizzirte, versetzte gleich im Anfang alle Zuhörer in fröhliche Stimmung.” Und nach einer ausführlichen Beschreibung der einzelnen Programmpunkte hieß es am Schluss: „Die Entree-Einnahme betrug etwas über 80 Mark, sodaß nach Abzug aller Unkosten der Kasse des Verschönerungs-Vereins ein nicht unbedeutender Betrag zugeführt werden kann.”

Trotz dieses hoffnungsvollen Beginns vermochte der neue Vorstand fortan kaum etwas zu bewegen; lediglich ein weiterer Antrag, datiert vom 18. Oktober 1886, ist aktenkundig geworden. Darin forderte der Verein den Magistrat auf, für eine Beleuchtung der nur spärlich bebauten Straße vom Ostertor zum Bahnhof zu sorgen, denn „für Fremde [...] und weibliche Personen scheint die Benutzung dieser Haupt-Verkehrsstraße in der abendlichen Dunkelheit kaum möglich zu sein.” Vierzehn Tage später wurde dem Vorstand ohne jede weitere Begründung mitgeteilt, dass sich die Stadt nicht in der Lage sehe, dem Gesuch entsprechen zu können.

Über die Zahl der Mitglieder, auf die der Verein in den ersten zehn Jahren seines Bestehens bauen konnte, lassen sich keinerlei Angaben machen; es dürften allerdings nur wenige gewesen sein. Dafür spricht nicht nur das geringe Vereinsvermögen, sondern auch der schwache Besuch von Versammlungen. So erschienen zu einer Zusammenkunft am 15. November 1883, für die alle Mitglieder schriftlich eingeladen worden waren, laut Protokoll lediglich 15, darunter die fünf Vorstandsmitglieder. Tatsächlich dürften vor allem die städtischen Honoratioren dem Verein angehört haben, wie der Vorstand in Schreiben ja selbst gern vermerkte. Dies lässt sich mit Hilfe des oben erwähnten Protokolls oder der eingereichten Anträge bestätigen. Hier begegnen uns die Namen der Richter des Amtsgerichts, des Pfarrers der reformierten Stadtkirche, des Rendanten der Sparkasse, mehrerer Kaufleute und selbständiger Handwerker sowie einiger Angestellter der Stärkefabrik.

 

Wiederbegründung und Aufstieg im Wilhelminischen Reich

Aus welchen Gründen die Tätigkeit des Vereins ab 1887 für mehrere Jahre vollständig ruhte, kann heute nur vermutet werden. Ein Grund könnte der berufsbedingte Umzug Julius Dassels nach Detmold zum 1. Januar 1892 gewesen sein, den ja der Magistrat in der Auseinandersetzung des Jahres 1883 als den „eigentlich[en] Leiter” des Vereins bezeichnet hatte. Interessanterweise wurden aber gerade seitens des Stadt im Mai 1894 Anstrengungen unternommen, den Verein wiederzubeleben. Nicht anders ist ein Schreiben des damaligen Bürgermeisters Richard Vogeler (1854-1904) an den ebenfalls nach Detmold verzogenen Vorsitzenden Paul Theopold zu verstehen, in dem er sich um Auskunft über die Zusammensetzung des Vorstandes bat, um „eventuell eine Versammlung des Vorstandes veranlassen” zu können.

Nach vielen Jahre sollte schließlich am 6. Dezember 1894 eine Generalversammlung einberufen werden, für die der „Allgemeine Anzeiger” kräftig Werbung machte. In einem ausführlichen Bericht, in dem u.a. auf die bisherigen Leistungen des Vereins verwiesen wurde, hieß es: „Ist nun die Thätigkeit eines solchen Vereins für jede Stadt wünschenswerth, so ist sie für einen Badeort geradezu eine Nothwendigkeit [...]. Thatsächlich giebt es wohl auch kaum ein Bad, in welchem die Einwohner der Stadt von der Richtigkeit nicht überzeugt und zu einem derartigen Vereine zusammengetreten wären. Ja in manchen Bädern hat selbiger eine so rege Thätigkeit entwickelt, daß man durch die Menge seiner zweckmäßigen Schöpfungen geradezu in Erstaunen gesetzt wird. [...] So ist jetzt gerade, wo in Folge der im Laufe des Sommers im Kurparke getroffenen Verschönerungen und Verbesserungen bestimmt zu erwarten steht, daß in den nächsten Jahren die Frequenz der Kurgäste an Qualität und Quantität sich nicht unbedeutend heben wird, der rechte Augenblick gekommen, daß der Verschönerungsverein mit neuem Eifer seine Thätigkeit aufnimmt.” Dafür sei aber die Beteiligung vieler Bürger notwendig – so die Zeitung weiter –, was ja auch nicht schwierig sei, da angesichts des niedrigen Jahresbeitrages von einer Mark „auch der in den bescheidensten Verhältnissen Lebende” die Mitgliedschaft erwerben könne.

Wenngleich die Versammlung dann „verschiedener anderer gleichzeitig tagender Vereine wegen nur schwach besucht” war, konnte immerhin ein neuer Vorstand gewählt werden. Diesen bildeten Leberecht Hoffmann (1863-1928), Prokurist der Stärkefabrik, Stadtförster Ferdinand Knipping (1861-?), der neue Sparkassenrendant Wilhelm Meyer (1848-1900) sowie Wilhelm Schuseil, der bereits dem letzten Vorstand angehört hatte. Da aus der kurzen Zeitungsmeldung nur hervorgeht, dass der Stadtförster zum „Schriftführer und Kassirer” gewählt worden sei, können über die Verteilung der übrigen Vorstandsposten höchstens Vermutungen geäußert werden. Der Posten des Vorsitzenden dürfte entweder Leberecht Hoffmann oder Wilhelm Meyer zugefallen sein. Da Ersterer aber genau eine Woche später die Nachfolge seines plötzlich verstorbenen Vaters in der Leitung der Stärkefabrik antrat, ist es möglicherweise schon sehr schnell zu einem erneuten Wechsel an der Vereinsspitze bzw. im Gesamtvorstand gekommen. Dafür spricht auch, dass zwischen 1895 und 1898 alle vom Verschönerungsverein an die Stadt gerichteten Schreiben von Bergrat Otto Sachse (1864-1931) unterzeichnet sind, der im Februar 1894 als Nachfolger von August Brandes seinen Dienst als „Leiter des Fürstlichen Salzwerks und Soolbades Salzuflen” angetreten hatte und bislang nicht als Vorstandsmitglied in Erscheinung getreten war.

Durch den Eintritt Otto Sachses in den Vorstand wurden die Beziehungen des Verschönerungsvereins zum Bad, die durch den Umzug Julius Dassels und den Tod August Brandes abgerissen waren, wieder deutlich enger. Und so beschloss eine außerordentliche Generalversammlung am 6. Juli 1895 nicht nur die „Anbringung von Wegweisern nach und in den Salzufler Wald”, sondern auch die „Herausgabe eines Führers durch Salzuflen”, der – kaum vorstellbar – bereits eine Woche später erscheinen sollte. Dass beide Vorhaben in erster Linie im Interesse der Kurgäste angegangen wurden, braucht wohl nicht besonders betont zu werden.

Tatsächlich konnte der Verein bereits Ende Juli dem Magistrat ein Exemplar des „Führer[s] durch das Soolbad Salzuflen” übersenden; zum gleichen Zeitpunkt erschienen in der Lokalzeitung für das im Selbstverlag herausgegebene und bei Heinrich Uekermann in Salzuflen gedruckte Werk, das bei einem Umfang von 64 Seiten einschließlich einer Karte 80 Pf kostete, mehrere Werbeanzeigen. Im Vorwort dieses ersten Salzufler Reiseführers heißt es u.a.: „Nachstehende Arbeit hat einerseits den Zweck die Kurgäste, welche unseren Badeort besuchen, über Stadt und Bad sowie namentlich auch über kleinere und lohnende Ausflüge zu unterrichten und andererseits allen denjenigen, welche sich für unsere Stadt interessiren und die umliegenden schönen Wälder näher kennen lernen wollen, alles Wissenswerthe zu bringen.” Das erste Kapitel widmet sich auf siebeneinhalb Seiten der Stadt und ihrer Geschichte; die äußerst geraffte Darstellung endet mit einer anderthalb Seiten langen Würdigung der Hoffmann’schen Stärkefabrik, die mit ihrer ganzseitigen Anzeige auf dem rückwärtigen Umschlag nicht unwesentlich zur Finanzierung beigetragen haben dürfte. Die nächsten sechs Seiten behandeln das Salzwerk und das Bad, wobei insbesondere das gerade eröffnete Woldemarbad ausführlich dargestellt wird. Die beiden übrigen Kapitel beschreiben Spaziergänge in der Umgebung Salzuflens bzw. „größere lohnende Ausflüge” ins lippische Hügelland, den Teutoburger Wald sowie das Wesergebirge. Den Abschluss bilden einige Werbeanzeigen, mit denen zahlreiche Salzufler Geschäfte und rund um die Stadt gelegene Ausflugslokale und Hotels die Herausgabe des Führers ermöglichten.

Nachdem der Verein bereits im Oktober 1895 die Erlaubnis erhalten hatte, auf eigene Kosten „an den Bäumen im städtischen Forste [...] Wegweiser und Orientierungszeichen” anzubringen, für deren Wartung er ebenfalls zuständig war, wurden im Verlauf des Jahres 1896 gleich mehrere Projekte angegangen, mit denen der Verein zeigte, dass er an sein früheres Engagement anzuknüpfen gedachte. So wurde am 20. Februar der Antrag an den Magistrat gestellt, „die nach dem Asenberg führende Birkenallee in ihren Verlängerungen nach der Wüstener Chaussee und dem Asenberg mit Ahorn- bezw. Kastanienbäumen zu bepflanzen und selbigen Weg so mit der Zeit zu einer schattigen Allee umzugestalten.” Der Vorschlag wurde umgehend gutgeheißen, vor allem auch deshalb, weil der Verein den größten Teil der Kosten und sogar der Folgekosten, u.a. für regelmäßiges Schneiden, übernehmen wollte. Hinter diesem und weiteren Anträgen zu Baumpflanzungen stand die Absicht, „die schönen Waldungen des Obern- und Vierenberges allmählich mit der Stadt durch schattige Promenaden zu verbinden und selbige so den Bürgern hiesiger Stadt sowie den hier weilenden Kurgästen bequemer zugänglich zu machen.” Alle Vorschläge wurden seitens der Stadt mit größtem Wohlwollen aufgenommen, ließen sich aber nicht immer sofort verwirklichen.

 

Angesichts der finanziellen Zusagen, die dem Magistrat gemacht wurden, muss man den Schluss ziehen, dass sich das Vermögen des Vereins seit seiner „Wiederbelebung” deutlich erhöht hatte. Tatsächlich berichtete der „Allgemeine Anzeiger” am Tage nach der Generalversammlung am 13. März 1896, dass die Vermögensverhältnisse des Vereins in Folge der Einnahmen aus dem Reiseführer „außerordentlich günstige” seien. Außerdem – und dies machte den Verein auf Dauer noch wirkungsvoller – sei die Zahl der Mitglieder binnen kurzer Zeit von 40 auf 110 gestiegen, wodurch natürlich auch der Umfang des Beitragsaufkommens gewachsen sei. Dies spiegelt auch der Kassenbericht wider, der bei einer weiteren Generalversammlung am 13. Mai 1896 vorgestellt wurde. Danach betrugen die Einnahmen im Rechnungsjahr 1895/96 808,94 M, wobei über 200 M allein durch den Verkauf des Führers bzw. die Anzeigen verbucht werden konnten. Die beiden größten Posten auf der Ausgabenseite (603,20 M) hatten indes die „Verschönerungen (Birkenallee)” (262,80 M) und der Druck des Reiseführers (277,00 M) ausgemacht. Da zum Zeitpunkt der Versammlung noch nicht alle Beitragszahlungen eingegangen waren und der Vorstand auch weiterhin mit einem guten Verkauf der Führer rechnete, wurde „die für das laufende Jahr für Verschönerungen disponible Summe” auf rund 400 M geschätzt. Die abschließenden Vorstandswahlen brachten folgendes Ergebnis: Otto Sachse wurde zum Vorsitzenden gewählt, ihm standen wie bisher Leberecht Hoffmann, Wilhelm Meyer und Wilhelm Schuseil zur Seite; neu im Vorstand war Forstassessor Wilhelm Brandes (1864-1946), der soeben zum Stadtförster ernannt worden war.

Auch im Verlauf des Jahres 1897 machte der Vereinsvorstand unermüdlich Vorschläge zur Verschönerung der Stadt und ihrer Umgebung. Insbesondere lag ihm dabei die Anpflanzung von Alleebäumen am Herzen. Und so ließ, wie bereits zwei Jahre zuvor vorgeschlagen, die Stadt im Spätsommer 1897 den oberen Teil des Gröchtewegs mit 120 Ahornbäumen und Linden bepflanzen, wobei der Verein die gesamten Kosten übernahm. Des Weiteren wurde – ebenfalls auf Vorschlag und unter Kostenbeteiligung des Vereins – noch vor Jahresschluss „auf der Lehmkuhle” (heute Stadtpark an der Waldstraße) eine kleine Anlage erstellt, der Goldfischteich am Dahlenbrink unterhalb des Schwaghofes mit einem Springbrunnen versehen und der Hang entlang der Exterschen Straße mit Buschwerk bepflanzt.

Im folgenden Jahr dehnte sich die Tätigkeit des Verschönerungsvereins ein weiteres Mal beträchtlich aus. Ende Februar 1898 teilte der Verein dem Magistrat nicht nur mit, dass er sich an weiteren Verschönerungsmaßnahmen, insbesondere Baumpflanzungen, beteiligen wolle, sondern auch vorhabe, „sich an der von Stadt und Bad geplanten Reclame zur Hebung des Verkehrs im hiesigen Badeort durch einen Zuschuß von je 100 M für die nächsten 3 Jahre zu betheiligen [...].” Außerdem wurde das Projekt „Aussichtsthurm” noch einmal ins Gespräch gebracht, dem sich der Magistrat zwar nicht verschließen wollte, jedoch abermals darauf hinwies, „daß wir [d.h. der Magistrat] zu einer größeren Unterstützung bereit wären, wenn der Thurm massiv hergestellt würde.” Wenngleich auch der Verein auf Dauer einen massiven Turm schaffen wollte, für dessen Finanzierung er im folgenden Jahr „1 bis 2 Wohlthätigkeitsconcerte” zu veranstalten gedachte, sollte zunächst aber möglichst schnell ein provisorischer errichtet werden. Dieser scheint mit Unterstützung der Stadt, die das Holz unentgeltlich zur Verfügung stellte, noch im Jahre 1898 fertig gestellt worden zu sein.

Alle Projekte fanden bei der Anfang März 1898 abgehaltenen Generalversammlung die Zustimmung der anwesenden Mitglieder, deren Zahl sich, wie der Vorsitzende mit Stolz berichten konnte, binnen dreier Jahre von 70 auf nunmehr 150 erhöht hatte. Finanziell besser ausgestattet als je zuvor konnten weitere Felder der Stadtverschönerung angegangen werden: „Sodann wurde aus der Mitte der Versammlung die bereits früher gegebene Anregung erneuert, darauf hinzuwirken, daß die schönen alterthümlichen Giebel verschiedener Häuser durch entsprechenden Anstrich gehoben und so der Stadt zur Zierde gereichten. Die Versammlung beschloß durch Genehmigung eines Zuschusses an den betreffenden Hausbesitzer mit einem Giebel im nächsten Sommer den Anfang zu machen.”

Bei der nächsten Generalversammlung am 1. Mai 1899 mussten zwei Vorstandsposten neu besetzt werden, nachdem Otto Sachse, der nicht nur als Vorsitzender des Verschönerungsvereins, sondern auch als Leiter der Saline und des Bades, Vorbildliches geleistet hatte, nach Lüneburg übersiedelt war und Wilhelm Brandes sein Stadtförsteramt niedergelegt hatte. Daraufhin wurde der neue „Badecommissar” und Oberstleutnant z.D. Hermann Förster (1842-?) zum Vorsitzenden, der neue Stadtförster Friedrich Gödeke (1866-1925) zum weiteren Vorstandsmitglied gewählt.

Ferner beschäftigte sich die Versammlung mit den Vorhaben des neuen Rechnungsjahres. So wurde z.B. beschlossen, die einige Jahre zuvor im Wald angebrachten Wegweiser zu erneuern, weitere Bänke und Lauben an verschiedenen Wegen aufzustellen, sich für die Bepflanzung der Ahornstraße einzusetzen und vor allem die „Erhaltung resp. Renovirung der alten prächtigen Häusergiebel in unserer Stadt” voranzubringen. Deshalb wurde der Beschluss gefasst, „einen Kostenanschlag einer fachgemäßen Restaurirung zunächst zweier alter Giebel an der Langen-Straße aufstellen zu lassen.” Zur Finanzierung dieser Projekte wurde ein Tanzkränzchen in Aussicht genommen, dessen Eintritt der Vereinskasse zugute kommen sollte. Es scheint jedoch ebenso wenig wie die im Vorjahr vorgeschlagenen Konzerte stattgefunden zu haben.

Anfang Oktober 1899 schlug der Verein dem Magistrat vor, vom Schützenhaus, das später der Dürkopp-Villa weichen musste, einen Weg längs der Exterschen Straße und über die Flachsheide zum Dahlenbrink anlegen zu lassen. Die Kosten für diesen „Zugangspromenadenweg” sowie für einige Tische und Bänke am Zielort, die nach einer Berechnung des Stadtförsters 844 M betragen sollten, wollte der Verein übernehmen, erbat aber einen Zuschuss seitens der Stadt. Diese bewilligte 300 M sowie den notwendigen Kies, so dass der Weg, der heutige Forsthausweg, bereits im Sommer des folgenden Jahres fertiggestellt werden konnte. Für sein ehrgeiziges Vorhaben hatte der Verein auch von Seiten der Stärkefabrik und eines Steinbruchpächters Unterstützung erhalten, indem diese die notwendigen Schlacken bzw. Bordsteine kostenlos zur Verfügung stellten.

Die Teilnehmer der Generalversammlung des Jahres 1900 hatten sich u.a. mit einem bis heute aktuellen Thema, dem Vandalismus, zu beschäftigen. Um dieser Unsitte zu begegnen wurde beschlossen, künftig „Bänke aufzustellen [zu] lassen, deren Unterwerk ein festes Mauerwerk bildet und deren Sitze und Lehnen abschraubbar sind.” Damit hoffte man, „daß diese Bänke dann nicht dem Vandalismus roher Burschen zum Opfer fallen, wie die seitens der Stadt im Walde angebrachten Bänke.” Nach der Kursaison sollten die beweglichen Teile dieser Bänke entfernt und bis zum Beginn der nächsten eingelagert werden. Auch nach dieser Versammlung erhielt der Salzufler Magistrat eine umfangreiche Liste mit Vorschlägen und Wünschen übersandt, zu denen u.a. die Beseitigung der Überreste eines im Vorjahr in der Innenstadt abgebrannten Hauses, die Instandsetzung der Bergratsquelle auf dem Dahlenbrink sowie die „Anlage einer guten Restaurationshalle an der Loose” gehörte.

In den folgenden zwei Jahren trat der Verschönerungsverein deutlich seltener mit seinen Bestrebungen an die Öffentlichkeit. Der Grund mag in mehreren Veränderungen im Vorstand zu sehen sein. Durch den Tod Wilhelm Meyers und den Rückzug Leberecht Hoffmanns aus der aktiven Vereinsarbeit gehörten spätestens seit der Generalversammlung des Jahres 1901 Stadtbaumeister Hans Burre (1853-1908) und Kaufmann Theodor Ebmeyer (1853-1921) dem Vorstand an. Als schließlich im September 1901 der Vorsitzende Hermann Förster sein Amt niederlegte und Salzuflen verließ, verging fast ein ganzes Jahr, bis Ende Juni 1902 mit dem neuen „Badecommissar” und späteren „Kurdirector”, Rittmeister Oscar von Hahn (1845-?), ein neuer Vorsitzender sein Amt antrat. Dieser wurde aber bereits im folgenden Jahr durch Wilhelm Hoffmann (1874-1951), Prokurist und später Direktor von Hoffmann’s Stärkefabriken, abgelöst, der dem Verein dann über 30 Jahre lang vorstehen sollte.

Auch unter Wilhelm Hoffmanns Leitung setzte der Verein sein Engagement zur Verschönerung der Stadt fort. Nachdem sich herausgestellt hatte, dass die Wegweiser aus Holz recht schnell verrotteten, wurde im Mai 1903 beschlossen, 60 bis 80 langlebigere aus Blech anfertigen zu lassen. Dagegen musste der Neudruck der Salzuflen-Karte, wie sie 1895 zusammen mit dem Reiseführer aufgelegt worden war, aus Kostengründen zurückgestellt werden. Auch der Aussichtsturm auf dem Obernberg konnte 1903 noch nicht gebaut werden, da auch hierfür die Mittel fehlten. Diese sollten mit Hilfe einer Lotterie aufgebracht werden, ein Vorhaben, das jedoch ebenso wie die früher vorgeschlagenen Konzerte und Kränzchen nicht umgesetzt wurde.

Bei einer Vorstandssitzung am 30. März 1904 im „Kaiserhof”, dem vormaligen „Kurhotel”, überraschte der Vorsitzende Wilhelm Hoffmann die anderen Mitglieder des Vorstands mit der Nachricht, dass er eine Schutzhütte stiften wolle, die an der Kreuzung der Wege Waldfrieden-Loose und Obernberg-Seligenwörden aufgestellt werden sollte. Dazu berichtete der „Allgemeine Anzeiger”: „Die Schutzhütte soll so geräumig gebaut werden, daß auch eine größere Gesellschaft dort Unterkunft finden kann, auch soll dieselbe der Umgebung entsprechend ausgestattet werden und so dem Walde zur Zierde gereichen. Der Vorstand beschloß daraufhin, ebenfalls eine zweite Schutzhütte auf Kosten des Vereins zu erbauen, die im Asen- oder Vierenberge Aufstellung finden soll.”

Die gut drei Wochen später folgende Generalversammlung nahm vom Bau der Schutzhütten zustimmend Kenntnis. Ferner wurde beschlossen, zwei neue Karten herauszubringen, von denen die eine die nähere, die andere die weitere Umgebung zeigen sollte. Schließlich wurde ein neuer Führer in Aussicht genommen, da der alte aus dem Jahre 1895 angesichts der rasanten Entwicklung der Stadt und des Bades kaum mehr zeitgemäß war. Infolge der ebenfalls anstehenden Wahlen – nach der Satzung wurde der Vorstand immer noch alljährlich neu gewählt – kam es zu einer ganz entscheidenden Personalveränderung: Neben dem Bauunternehmer und späteren Hofarchitekten Carl Strunk (1865-1928) trat Salineninspektor Gustav Horstmann (1866-1947) neu in den Vorstand ein. Letzterer sollte nicht nur als späterer Direktor der Salinen- und Badeverwaltung das Bad in vielerlei Hinsicht prägen, sondern auch über Jahrzehnte das Wirken des Verschönerungsvereins mitbestimmen. Da die Aktivitäten des Vereins immer umfangreicher wurden, ging man ab 1905 dazu über, dem fünfköpfigen Vorstand vier weitere Mitglieder an die Seite zu stellen. Die ersten, die diesem erweiterten Vorstand angehörten, waren Volksschullehrer August Linneweber (1869-1928), Kaufmann und Druckereibesitzer Heinrich Uekermann (1862-1932), Amtsrichter Paul Uhden (1872-1910) und Rentier Wilhelm Warrentrup (1861-1936).

Offenbar auf Grund gestiegener Mitgliederzahlen konnte der Vorstand bei der Generalversammlung am 28. Mai 1906 verkünden, dass der Verein über ein Vermögen in Höhe von 1000 M verfüge. Dieses sollte u.a. dafür eingesetzt werden, weitere Bänke und Schilder aufstellen zu lassen. Ferner wurde beschlossen, als Beitrag zum Naturschutz 50 Nistkästen zu kaufen, für deren Verwendung der Stadtförster Sorge tragen sollte. In Erinnerung an das 30-jährige Bestehen wurde vereinbart, im August ein „Waldfest unter Beteiligung der Damen des Vereins” zu veranstalten. Über dieses Ereignis berichtete die Lokalzeitung am 11. August 1906: „Der gestern Nachmittag vom Verschönerungsverein veranstaltete Ausflug nach der Loose erfreute sich einer zahlreichen Teilnahme unserer Badegesellschaft. Während ein Teil seinen Weg durch den Wald nahm, zog ein anderer Teil den Marsch auf dem Kommunalwege vor, ein dritter Teil fuhr mit der Kleinbahn dem Ausflugsziele zu. Dort veranstaltete die Kurkapelle ein Waldkonzert aus Vorträgen für Blasorchester bestehend. Den Schluß bildete eine Waldpolonaise unter Vorantritt der Kapelle, worauf mit dem 6 Uhr Zuge der Kleinbahn die Rückfahrt angetreten wurde.”

Das Jahr 1907 stand ganz im Zeichen der Herausgabe des schon länger geplanten neuen Salzuflen-Führers. Der dazu gebildeten Kommission gehörte neben den Vorstandsmitgliedern Theodor Ebmeyer, Gustav Horstmann, August Linneweber und Heinrich Uekermann, die sich um die Abfassung der Texte bemühten, auch Leopold Strobl (1858-1910) an. Dieser – im Hauptberuf als Fotograf bei der Stärkefabrik beschäftigt – steuerte zahlreiche Aufnahmen aus Salzuflen und Umgebung bei, was die Neuausgabe gegenüber der abbildungslosen ersten Version deutlich attraktiver machte. Zur Finanzierung des Führers, der im etwas kleineren Format erschien, wurde abermals ein Inseratenanhang angefügt. Die Gesamtherstellung des insgesamt über 90-seitigen Buches lag in den Händen der Hannoveraner Firma J.C. König & Ebhardt; im Verlauf des Monats Juli gelangte der Führer zum Verkauf. Noch im gleichen Jahr wurde auf Initiative des Vereins in der städtischen Obstplantage auf der Flachsheide ein Vogelschutzgehölz angelegt, wobei man sich an modernsten ornithologischen Erkenntnissen orientierte. Weitere Gehölze wurden im Verlauf des Jahres 1910 – wiederum auf Vorschlag des Vereins – eingerichtet.   

Seit dem Eintritt Heinrich Uekermanns in den Vorstand des Verschönerungsvereins konnte dieser mit einer ausführlichen Berichterstattung in der von ihm herausgegebenen Lokalzeitung, dem „Allgemeinen Anzeiger”, rechnen. Ein schönes Beispiel für die Uekermann’sche Werbung für den Verschönerungsverein bietet ein am 12. Mai 1908 erschienener ausführlicher Artikel über die gegenwärtige Arbeit des Vereins: „Die in den letzten Jahren mit soviel Eifer, Geschick und Erfolg betriebene gemeinnützige Arbeit des Verschönerungsvereins hat in der gesamten Bürgerschaft die volle Anerkennung gefunden. [...] Mannigfaltig und verzweigt ist das Gebiet der Vereinstätigkeit und durchblättert man die Rechnungen der letzten Jahre, so staunt man, welche Summen für Wegeanlagen, Wege-Markierungen, Aussichtstürme, Schutzhütten, Bänke, für Karten, Führer, Nistkästen und Vogelschutz, für Renovierung alter Fassaden usw. verausgabt sind. [...] Hier gilt es unterstützend dem Vereine die Mittel für frohes Weiterschaffen zu gewähren, denn viel und mannigfaltig sind noch die Projekte, die der Verein zur Ausführung bringen beabsichtigt. Wir nennen hier nur: Die Anlage einer Rodelbahn im Obernberge, die Herstellung einer Verbindung der Wege am rechten und linken Salzeufer in der Nähe der Zuckerfabrik, die Verschönerung des Marktplatzes und des Neumarkts, die Herstellung einer Halle am Obernberge, die Bepflanzung verschiedener Wege mit Bäumen, Pflege des Heimatschutzes und dergleichen mehr.”

Solche und ähnliche Beiträge mögen nicht unwesentlich dazu beigetragen haben, dass die Zahl der Mitglieder von Jahr zu Jahr beträchtlich anstieg. Hatte der Verein 1898 immerhin schon 135 Mitglieder, so waren es zehn Jahre später bereits 410, und das, obwohl Salzuflen seinerzeit nur gut 5000 Einwohner zählte! 1904 wurde angeregt, den Mitgliedern einen Mitgliedsausweis auszuhändigen; erstmals wurden 1906 „in der Farbe unterscheidbare” Karten ausgegeben, „die zugleich als Quittungen über geleistete Vereinsbeiträge dienen soll[t]en.” Bis zum Ersten Weltkrieg wurden die Ausweise immer wieder durch Abbildungen oder Texte auf der Rückseite modifiziert. 

Da sich die finanzielle Situation angesichts der zahlreichen Vorhaben Anfang 1909 wenig günstig darstellte, weshalb sich der Magistrat veranlasst sah, dem Verein ab sofort einen jährlichen Zuschuss von 150 M zukommen zu lassen, waren für das laufende Jahr lediglich Instandhaltungsmaßnahmen an Bänken und Schildern, die durch den „Vandalismus der halbwüchsigen Jugend” ständig notwendig waren, geplant. Trotzdem trat der Verein an die Stadt heran und schlug ihr Anfang Mai 1909 vor, die bereits im Vorjahr diskutierte „Unterkunftshalle” am Obernberg errichten zu lassen. Da die städtischen Kollegien glaubten, vom Verein einen Zuschuss in Höhe von 300 M zu erhalten, fand das rund 1000 M teuere Projekt in einfacher Ausführung – „die Kloset- und Pissoir-Anlage soll[te] vorerst fortfallen” – schnell ihre Zustimmung. Obwohl sich der Verein auf Grund seiner finanziellen Situation schließlich nur mit 100 M beteiligte, wurde im Frühjahr 1910 mit dem Bau der Hütte begonnen, die im Mai fertig gestellt wurde.   

Anfang 1911 bemühte sich der Verein um den Bau einer Rodelbahn und den eines Marktbrunnens. Dazu wurde das Vorstandsmitglied Stadtförster Friedrich Gödeke unter Erstattung der „Wegzehrungskosten” in den Harz entsandt, um dort „die Anlage einer unfallsicheren Rodelbahn an Ort und Stelle in Augenschein zu nehmen.” Im März 1911 wurde dann beschlossen: „Die projektierte Rodelbahn soll neben der vom Obernberge herabführenden Hauptallee bis zur Berghalde geführt werden. Ausschlaggebend für diese Festlegung der Bahn war die Nähe der Kleinbahnstation Kurpark.” Im Winter 1912/13 konnte die Bahn erstmals genutzt werden.

Bald nach der Jahrhundertwende befasste sich der Verein mit der Wiederherstellung des 1835 zugeschütteten Marktbrunnens. In der Presse wurde darüber erstmals nach der Generalversammlung vom 25. März 1907 berichtet: „Auch die Verschönerung der inneren Stadt durch die Anlage eines Monumentalbrunnens auf dem Marktplatze soll im Auge behalten und die Beschaffung der Mittel dazu u. A. im Wege eines Konzertes und Veranstaltung eines Bazars aufgebracht werden.” Drei Jahre später beauftragte der Verein den gebürtigen Lemgoer und in Dresden ansässigen Bildhauer Rudolph Hölbe (1849-1926), eine Skizze anzufertigen, deren erste Fassung aber nicht die Zustimmung des Vorstandes fand. Daraufhin wurde eine zweite Skizze in Auftrag gegeben, die „den historischen Salzebrunnen mehr in den Vordergrund treten” lassen sollte. Schließlich fasste der Vorstand im März 1911 den Beschluss, der Bildhauer möge ein Modell des Brunnens ausarbeiten, wobei die Vorgaben abermals präzisiert wurden: „Derselbe soll das Salzufler Stadtwappen in künstlerischer Auffassung darstellen, vielleicht belebt durch eine Wasserschöpferin.” Nur vier Wochen später war das Modell erstellt und konnte im Schaufenster des Uekermann’schen Geschäftshauses (heute Am Markt 16) besichtigt werden. „Dasselbe zeigt[e] ein wasserschöpfendes Mädchen im Gespräch mit einem Wanderburschen derart vertieft, daß der unter dem sprudelnden Quell stehende Wassereimer überfließt.”

Im August 1911 stellte der Verein das Projekt dem Magistrat mit einem ausführlichen Schreiben unter Beifügung mehrerer Skizzen und eines Kostenanschlages vor. Darin hieß es u.a.: „Der Verschönerungs-Verein hat seit Jahren den Gedanken verfolgt, den alten Brunnen in neuer Form auf dem Marktplatze wieder erstehen zu lassen. Der Verein glaubt, dass es der Stadt zur Zierde und seinen Bürgern zur Ehre gereichen wird, wenn dies alte Wahrzeichen in Salzuflens Mauern wieder einen Ehrenplatz erhält. [...] Leider sind die Mittel eines einzelnen Vereins, der nachgewiesener Massen seine sämtlichen Einnahmen zur Verschönerung der Stadt und seine Umgebung verwendet, nicht so gross um das Projekt allein zur Ausführung bringen zu können [...]. Der Verein wird 2000 M als sein ganzes Hab und Gut gern freudig der Sache opfern und gibt sich der frohen Zuversicht hin, dass bei den zur Zeit so günstigen städtischen finanziellen Verhältnissen es gelingen wird, durch ein besonderes Entgegenkommen der Stadtvertretung Salzuflens Bürgern den Salzufler Marktbrunnen wieder zu schenken und durch den letzteren zu den jetzigen und den kommenden Geschlechtern von der Väter Zeiten reden zu lassen. Die Stadt wird sich selber ein dankbares Denkmal dadurch setzen.”

Obwohl die Kosten auf über 10.000 M veranschlagt waren, ließ der Magistrat dem Verein Ende Oktober 1911 mitteilen, „dass die städtischen Behörden der Errichtung eines Marktbrunnens wohlwollend gegenüber stehen und gern bereit sind einen Teil der Kosten, soweit sie vom Verschönerungsverein nicht aufgebracht werden können zu übernehmen.” Um die Sache weiter voranzubringen, entschloss sich der Verein, eine Lotterie zu veranstalten, deren Reingewinn dem Brunnen-Projekt zugute kommen sollte. Bereits Mitte Juni 1912 erteilte die Detmolder Regierung die notwendige Erlaubnis „zur Veranstaltung einer Geldlotterie”: Danach sollten 15.000 Lose zum Stückpreis von 1 M zum Verkauf kommen; die Ziehung war für den 25. September 1913 geplant. Der Verkauf der Lose lief zunächst gut an – immerhin winkte ja auch ein Hauptgewinn in Höhe von 1000 M. Alsbald zeigte sich aber, dass viel zu viele Lose aufgelegt worden waren, weshalb der Verkaufszeitraum mit Genehmigung der Regierung bis Ende Juli 1914 verlängert wurde. Obwohl bis Mai 1914 erst 8000 Lose verkauft waren, gelang es den Rest bis zum Ziehungstermin am 31. Juli zu verkaufen. Am Vorabend des Ersten Weltkrieges schließlich fand im Rathaussaal unter behördlicher Aufsicht die Ermittlung der 457 Gewinner statt, denen die Geldpreise in den folgenden Tagen ausgehändigt wurden.

Wenngleich das Brunnen-Projekt das wohl wichtigste Vorhaben des Vereins vor dem Ersten Weltkrieg darstellte, wurden parallel dazu noch einige weitere Anstrengungen im Sinne der Vereinsziele unternommen. So gelangte 1911 eine Serie von Ansichtskarten zugunsten des Vereins zum Verkauf, auf denen die „künstlerisch wertvollen Holzgiebel in der Stadt” zur Abbildung kamen. Im darauffolgenden Jahr wurde ein so genannter „Kleiner Führer” in Form eines Leporellos herausgegeben. Dieser nur 25 Pf teuere Kurzführer vereinigte auf wenigen Seiten nicht nur die wichtigsten Informationen über die Stadt und das Bad, sondern machte auch auf über 40 Ausflüge innerhalb und außerhalb des Stadtgebietes aufmerksam; darüber hinaus enthielt das Heftchen eine Vielzahl von Abbildungen, die Salzuflen als attraktiven und abwechslungsreichen Kurort darstellten.

Die drei wichtigsten Amtsträger des Vereins, Wilhelm Hoffmann, Gustav Horstmann und Theodor Ebmeyer, wurden auch bei der Generalversammlung des Jahres 1911 geschlossen wiedergewählt, „und zwar aus Zweckmäßigkeitsgründen auf 3 Jahre.” Diese Neuerung sollte auch Eingang in das neue Statut finden, das von Gustav Horstmann erarbeitet worden war und das bei der nächsten Generalversammlung zur Abstimmung gebracht werden sollte. Die Neufassung, die leider nicht aktenkundig wurde, scheint in Zusammenhang mit der geplanten Eintragung des Vereins ins Vereinsregister gestanden zu haben, die – allerdings bis heute! – nicht vorgenommen wurde. In der Berichterstattung der nun unter dem Namen „Lippischer Allgemeiner Anzeiger” erscheinenden Uekermann’schen Zeitung über die Generalversammlung des Jahres 1911 wird zum ersten Mal der Name Karl Bachler (1886-1976) genannt, der die Geschicke des Vereins in den Jahrzehnten nach dem Ersten Weltkrieg maßgeblich bestimmen sollte. Seinerzeit wurde er in eine Kommission gewählt, die prüfen sollte, „wie weit der Verein die Bestrebungen der ‚Wandervögel’ unterstützen will [...].“Offenbar gehörte er in dieser Eigenschaft ab sofort ebenfalls dem erweiterten Vorstand an.   

Und noch zweier weiterer Projekte gilt es zu gedenken, die, man mag es kaum glauben, ebenfalls im Vereinsjahr 1911/12 angegangen wurden. Da ist zum einen der „Wettbewerb im Balkon- und Fensterschmuck” zu nennen, für den drei Preise ausgelobt worden waren. Trotz der Hilfestellung, die der Verein gewähren wollte, fand sich enttäuschenderweise kein einziger Bewerber, weshalb der Wettbewerb ein Jahr später in die Hände des soeben gegründeten Gartenbauvereins gelegt wurde. Zum anderen bemühte sich der Verein um die Erneuerung des inzwischen baufällig gewordenen hölzernen Aussichtsturmes auf dem Obernberg. Und so gingen dem Magistrat im April 1912 Pläne für einen Neubau zu, der im Gegensatz zu seinem Vorgänger allerdings über ein massives Fundament verfügen sollte. Wenige Tage später wurde der Bau genehmigt, die Steine zur Fundamentierung stellte die Stadt kostenfrei zur Verfügung. Im Mai desselben Jahres konnte der Verein stolz in seinem Jahresbericht vermelden: „Jetzt hat der Verein einen hölzernen Turm errichtet. Von seiner Höhe hat man einen schönen Rundblick. Vom Tal der Salze mit seiner Salzestadt schweift der Blick auf den Vierenberg und das dahinter liegende lippische Hügelland, ins fruchtbare Begatal bis zu den blauen Bergen des Teutoburger Waldes.”

Alljährlich – zumeist nach der Generalversammlung – mahnte der Verein beim Magistrat die Sauberkeit der Stadt und ihrer nächsten Umgebung an. In den „Anregungen” des Jahres 1912 heißt es u.a.: „Das erste Entree vom Staatsbahnhof zur Stadt, macht trotz aller Bemühungen noch immer einen recht unfreundlichen, man darf wohl sagen hässlichen Eindruck. Sollte es nicht möglich sein, den Hausbesitzern an der Hermannstrasse [...] ein Verputzen ihrer Häuser auf Grund des Ortsstatuts aufzugeben? [...] Vielleicht liessen sich auch vor der Scheune neben dem Diekmann’schen Hause einige Bäume gruppiren, um das zurzeit dort bestehende Gewerbe eines Lumpensammlers, der das Geschäft des Lumpensortirens auf die Strasse verlegt hat, ein wenig zu verdecken. [...] Der Instandhaltung des Stadtparkes und des Liethölzchens glaubt man nicht die erforderliche obrichkeitliche Aufmerksamkeit zu widmen und die sonst übliche Unterhaltung angedeihen zu lassen.– Das Lietholz ist, wie der Augenschein lehrt, allmählich zum Schuttabladeplatz herabgesunken; kein Vogel wagt dort noch sein Nest zu bauen, weil rohe Burschen ständig dort umherstreifen und Bäume und Sträucher erklettern und abreissen. Die Bänke demoliert, die Wege ausgeflossen, wirklich ein Bild, das jedem Freunde an der Natur bitter weh tut.” In der Regel bemühte sich der Magistrat redlich, den „Anregungen” nachzugehen und von Fall zu Fall für Abhilfe zu sorgen.

Infolge des zunehmenden Badebetriebs stellte auch das Überhandnehmen von Schildern in der Stadt ein Ärgernis dar, dessen sich der Verschönerungsverein im Mai 1914 annahm. In der betreffenden Eingabe heißt es u.a.: „An dem Bahnhofe, in der vorderen Parkstrasse und sonstigen im Verkehr gelegenen Strassen und Plätzen, hat in den letzten beiden Jahren das Aufstellen von Reklame- und Pensionsschildern einen derartigen Umfang angenommen, dass es das Strassenbild verschandelt und das Auge verletzt.– Es stehen Schilder in allen möglichen Formen, Farben und Grössen übereinander, nebeneinander, hintereinander. Teilweise stehen sie senkrecht, teilweise nach recht, links, vorn oder hinten geneigt, kurzum es ist ein Wald von Schildern, der alles andere, nur nicht schön wirkt.” Natürlich hielt auch der Verein eine Beschilderung für notwendig, doch sollte dafür eine entsprechende Verordnung erlassen werden. Diesem Vorstoß konnten sich die städtischen Kollegien allerdings nicht anschließen und verwiesen stattdessen auf die Reichs- bzw. Landesgesetzgebung, durch die ihrer Meinung nach alles geregelt sei.

Angesichts der Vielzahl von Projekten urteilte der „Lippische Allgemeine Anzeiger” recht zutreffend im Mai 1914: „In den letzten drei Jahren hat der Verein sich Aufgaben gestellt, deren Lösung doch ein wenig über die Kraft des immerhin kleinen Vereins hinausging.” Der im Sommer desselben Jahres beginnende Erste Weltkrieg bedeutete dann allerdings einen deutlichen Einschnitt in die bis dahin in den allermeisten Fällen erfolgreiche Arbeit des Verschönerungsvereins, die insbesondere dem Bad zustatten gekommen war.

 

Erster Weltkrieg und Weimarer Republik

Da Wilhelm Hoffmann, seit über zehn Jahren Vorsitzender des Vereins, während des gesamten Krieges als Soldat diente, lag die Führung des Verschönerungsvereins in diesen vier Jahren ganz in den Händen des stellvertretenden Vorsitzenden Gustav Horstmann, der wohl auch schon zuvor die meisten schriftlichen Arbeiten erledigt hatte. Und so leitete Gustav Horstmann auch die erste Generalversammlung, die während des Krieges am 5. Mai 1915 im „Kaiserhof” abgehalten wurde. Dass die Arbeit des Vereins infolge des Krieges sich auf andere Felder konzentrierte als zuvor, machten die Beschlüsse deutlich: „Der Verein will an den Magistrat mit der Anregung herantreten, bei der Anlage des neuen Friedhofes [am Obernberg] die Schaffung eines Heldenhaines zur weihevollen Erinnerung an die im Weltkriege gefallenen Söhne unserer Stadt, zu berücksichtigen. [...] Ferner soll der Magistrat ersucht werden innerhalb der Stadt einige dem Straßenbilde angepaßte Ruhebänke für die hier weilenden verwundeten und erholungsbedürftigen Krieger aufzustellen.”

Ziemlich genau ein Jahr später fand die nächste Generalversammlung statt – immer noch war der Krieg nicht zu dem erhofften raschen Ende gekommen, wiederum leitete Gustav Horstmann die Sitzung. Überraschenderweise – so wusste der stellvertretende Vorsitzende zu berichten – hatte der Krieg die Tätigkeit im Vorjahr nur mäßig behindert. So war nicht nur die Zahl der Mitglieder - sie dürfte etwa 500 betragen haben –, sondern auch die Einnahmen im Vergleich zum vorangegangenen Rechnungsjahr konstant geblieben. Dies hatte den Verein dazu bewogen, eine dritte Auflage des Reiseführers zusammenzustellen, der noch im Mai 1916 erscheinen sollte. Auch der Magistrat wurde wieder mit einer Fülle von Verbesserungsvorschlägen bedacht, die u.a. dahin gingen, den oberen Teil der Moltkestraße und die heutige Goethestraße mit Bäumen zu bepflanzen, an der Steege eine Milchhalle und einen Kinderspielplatz anzulegen, die „vorhandenen Bedürfnisanstalten durch modernere, dem Charakter einer Badestadt besser angepaßte Einrichtungen zu ersetzen und weitere ähnliche Anlagen auch für Frauen [...] zu erbauen” oder nun endlich gegen das „planlose und widerwärtige Aufstellen von allenmöglichen Schildern” einzuschreiten.

Die 132 Seiten starke dritte Auflage des „Haupt-Führers durch Bad Salzuflen”, der zur Kursaison 1916 zum Verkauf gelangte, war offenbar ganz das Werk Karl Bachlers, wenngleich der Verein wieder als Herausgeber auftrat. Neben den üblichen Informationen über die Stadt und das Bad gab der Führer zahlreiche Tipps für Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung, insbesondere Vorschläge für Wandertouren, die von Karl Bachler ausgearbeitet worden waren. Im Gegensatz zu den ersten beiden Auflagen war bei dieser Ausgabe auf einen Anzeigenanhang verzichtet worden. Man mag sich wundern, dass der Verein wagte, mitten im Krieg eine erneute Auflage eines Reiseführers auf den Markt zu bringen. Da der Kurbetrieb trotz des Krieges relativ ungestört weiterlief, die Stadt auf Grund mehrerer Lazarette von vielen Ortsfremden frequentiert wurde, konnte der Verschönerungsverein sich jedoch sicher sein, auch für die Neuauflage Abnehmer in genügender Zahl zu finden.

In den beiden letzten Kriegsjahren ließen die Aktivitäten des Vereins dann aber spürbar nach. Im Vorfeld der Generalversammlung des Jahres 1917 wurde der Vermögensbestand mit 908,57 M angegeben; mit dem für das Brunnen-Projekt zusammengetragene Geld in Höhe von 9000 M waren ganz im Vertrauen auf den Sieg der deutschen Truppen Kriegsanleihen gezeichnet worden. Im Jahre 1918 beließ es der Verein bei einer Eingabe an den Magistrat, in der er auf verschiedene Missstände in der Stadt, u.a. die starke Verschmutzung mehrerer städtischer „Bedürfnisanstalten”, aufmerksam machte. Ernüchtert mussten die Teilnehmer der schwach besuchten Generalversammlung aber auch zur Kenntnis nehmen: „Die so dringend nötige Erneuerung der Wegemarken im Walde und der böswillig zerstörten Ruhebänke muß leider wegen Fehlens von Material und Arbeitskräften unterbleiben.”

Tatsächlich musste der Verein nach Beendigung des Krieges zunächst sein Augenmerk auf die Reparatur der von ihm aufgestellten Bänke und Wegweiser richten. Nachdem die Stadt eine Eiche zur Verfügung gestellt hatte, ließ der Verein auf eigene Rechnung die Bänke wieder herrichten. Die Stadt wurde hingegen aufgefordert, die ihr gehörenden Anlagen wieder zu bepflanzen, die Straßen gründlicher reinigen zu lassen und für eine Instandsetzung des stark beschädigten Aussichtsturmes am Obernberg zu sorgen. August Linneweber, dem seit einigen Jahren das Kassenwesen des Vereins oblag, konnte den Teilnehmern der ersten Nachkriegsversammlung am 22. Mai 1919 berichten, dass der Verein im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Überschuss in Höhe von 1,94 M erwirtschaftet habe und dass die Neuauflage des Bad Salzuflen-Führers nunmehr gänzlich bezahlt sei. Die anschließenden Vorstandswahlen brachten kaum Veränderungen. Wenngleich der Berichterstatter der Lokalzeitung nur wenige Namen nennt, dürfte der engere Führungskreis des Vereins weiterhin aus Wilhelm Hoffmann, Gustav Horstmann, August Linneweber und Karl Bachler bestanden haben. Für den aus dem Vorstand ausscheidenden Wilhelm Warrentrup wählte die Versammlung den Werkmeister und SPD-Stadtverordneten Hans Höhrmann (1870-1935).  

Auch in den nächsten beiden Jahren konzentrierte sich die Arbeit in erster Linie auf die Wiederherstellung von Bänken, Schildern sowie dem Ankauf von Nistkästen. Des Weiteren wurde der Magistrat gebeten, „einige Eichen und Buchen im Stadtforst, die infolge ihres Alters oder Wuchses eine Sehenswürdigkeit für die Fremden und eine stolze Erinnerung für die Einheimischen bedeuten, als Naturdenkmal betrachten und dieselben vor dem Gefälltwerden schützen zu wollen.” Während die Stadtverwaltung diesen Vorschlag positiv aufnahm, konnte sie sich mit der ebenfalls erbetenen Wiederherstellung der Schutzhütte im Asental nicht einverstanden erklären; im April 1923 wurde sie gänzlich abgerissen.

Weniger kostenträchtiger waren hingegen die alljährlichen „Anregungen” an den Magistrat. In seinen Bemühungen durch das Anfang 1920 für Lippe erlassene Heimatschutzgesetz bestärkt, schlug der Verein vor, der Magistrat „möge bei Genehmigung von Um- und Neubauten im Gebiet der Altstadt den allergrößten Wert auf Anpassung der Bauwerke an das bestehende Ortsbild legen, um den Charakter der Salzufler Altstadt zu wahren und das wundervolle Städtebild nicht zu beeinträchtigen.” Deshalb sollten geplante Um- und Neubauten an exponierten Plätzen „zur gutachterlichen Äußerung einer Commission (Bund Heimatschutz oder einem lippischen Architektenbund oder Verein) übergeben” werden. Im gleichen Atemzug kritisierte der Verein auch die unverhältnismäßig hohe Zahl an Verkaufsbuden, bei deren Genehmigung die Verwaltung in Zukunft etwas zurückhaltender sein sollte, vor allem wenn das Äußere solcher Bauten sehr zu wünschen übrig lasse.

In den beiden Inflationsjahren 1922 und 1923 ließen die Anstrengungen des Vereins abermals deutlich nach. Im März 1922 protestierte der Verein erfolglos gegen das Fällen der Kastanien an der Bismarckstraße. Die bald darauf abgehaltene Generalversammlung beschloss die Herausgabe einer neuen Auflage des „Haupt-Führers”, zu dessen Finanzierung allerdings bei der dem Bad vorgesetzten Domänendirektion in Detmold um Mithilfe nachgesucht werden musste. In einem Schreiben vom 28. April 1922 wurden die Kosten einer Neuauflage mit 25.000 M beziffert, wovon – so die Bitte des Vereins – die Hälfte „auf 3 Jahre zinslos” seitens des Landes vorgeschossen werden sollte. Nachdem die Regierung zugestimmt hatte, konnte die vierte Auflage des Bad Salzuflen-Führers in Auftrag gegeben werden; Anfang August 1922 erfolgte die Auslieferung. Bereits im November 1923 konnte der Verein dem Land Lippe die letzte Rate infolge der Hochinflation zurückzahlen, wenngleich man in Detmold „Papiermark [...] nur unter Vorbehalt annehmen” wollte. Die 80-seitige Neuauflage des Führers, der diesmal bei Wagener in Lemgo hergestellt worden war, präsentiert sich ganz als Kind der Inflationszeit: schlechtes Papier, kaum Abbildungen, keinerlei Werbeanzeigen. Trotzdem enthielt er alle notwendigen Informationen über die Stadt und das Bad sowie zahlreiche Vorschläge für Ausflüge in die nähere und weitere Umgebung Bad Salzuflens.

Die nächsten durch die Lokalpresse registrierten Aktivitäten des Verschönerungsvereins lassen sich erst wieder im Jahre 1924 ausmachen. Zunächst einmal musste der Verein sich damit abfinden, dass sein „festgelegtes Barvermögen infolge der Geldentwertung sich verflüchtigt [hatte],” was bedeutete, dass auch der gesamte Marktbrunnen-Fonds verloren gegangen war. Immerhin konnte er aber noch einen kleinen Bestand an Führern, Plänen und Karten sein Eigen nennen, so dass auf Dauer wenigstens kleinere Einnahmen zu erwarten waren. Wenngleich die Kassenlage insgesamt aber eher kritisch war, hegte man dennoch die Hoffnung, das Brunnen-Projekt recht bald verwirklichen zu können. Nicht anders ist die Tatsache zu beurteilen, dass sich der Vorstand im November 1924 mit den alten Entwürfen beschäftigte und den Beschluss fasste, im darauffolgenden Sommer erneut für die Sache die Werbetrommel rühren zu wollen.

Ab 1924 gewann die Tätigkeit Karl Bachlers immer größere Bedeutung. Im August dieses Jahres veröffentlichte er eine mehrteilige Serie im „Lippischen Allgemeinen Anzeiger” unter dem Titel „Wald- und Wanderwege um Salzuflen”, wodurch er auch den Salzuflern das Wandern näher bringen wollte. In den folgenden Jahren sollten, nicht zuletzt dadurch begünstigt, dass der Herausgeber Heinrich Uekermann dem Vorstand des Verschönerungsvereins angehörte, zahlreiche weitere Schilderungen über die Bachler’schen Wanderungen in dieser Zeitung erscheinen. Folgerichtig vertrat Karl Bachler auch den Bad Salzufler Verein beim „33. Deutschen Wandertag”, der Anfang September 1924 seitens des Verbandes Deutscher Gebirgs- und Wandervereine in Bad Hersfeld ausgerichtet wurde. Der anschließend verfasste Bericht Karl Bachlers wurde allen übrigen Mitgliedern des Vorstands zur Kenntnis gegeben, dem zu diesem Zeitpunkt neben Wilhelm Hoffmann, Gustav Horstmann, und August Linneweber Paul Franz (1879-1962), langjähriger Redakteur der „Lippischen Rundschau”, Hans Höhrmann,  August Nölting (1888-1949), seit Oktober 1921 Bad Salzufler Stadtförster, Carl Strunk sowie Heinrich Uekermann angehörten. Nur ein halbes Jahr später, im Februar 1925, vertrat Karl Bachler den Verschönerungsverein bei einem Regionaltreffen mehrerer Heimatvereine im benachbarten Vlotho. 

Spätestens seit Mitte der 1920er Jahre setzte sich Karl Bachler für die Bemalung der Bad Salzufler Fachwerkhäuser ein, deren Besitzer seinerzeit nicht nur seitens der Stadt, sondern auch vom Verein eine finanzielle Beihilfe im Falle einer Renovierung ihrer Giebel erhielten. Karl Bachler warb für die den Erhalt und die Bemalung der Bad Salzufler Fachwerkbauten u.a. durch die Veröffentlichung zahlreicher Aufsätze in verschiedenen lippischen Tageszeitungen. Erwähnt sei hier sein Beitrag „Alt-Salzufler Holzschnitzkunst. Bemalung der alten Häuser.”, der am 19. August 1925 im „Lippischen Allgemeinen Anzeiger” erstmals erschien und in der Detmolder „Lippischen Tageszeitung” vom 2. September 1925 zum Wiederabdruck gelangte. Und nach der Generalversammlung des Vereins im Juni 1925 hieß es im „Lippischen Allgemeinen Anzeiger”: „Hand in Hand mit der Stadt hat der Verein denn auch eine größere Summe bereitgestellt, aber auch eine namhafte Kraft auf dem Gebiete der Hausbemalung mittelalterlicher Fachwerkbauten herangezogen, um die Gewähr zu haben, daß etwas wirklich Gutes geschaffen wird, und nicht der heutigen übermodernen Farbenbuntheit zuviel Raum gelassen wird.”

Dass der Verein auf dem besten Wege war, an seine erfolgreiche Vorkriegstätigkeit anzuknüpfen, macht ein überaus ausführlicher Artikel im „Lippischen Allgemeinen Anzeiger” vom 6. Oktober 1925 deutlich, in dem – vermutlich wiederum von Karl Bachler – Tätigkeit, Aufgaben und Ziele des Vereins dargestellt wurden: „Der Verein zählt ca. 500 Mitglieder aus allen Kreisen der Bevölkerung. Er selbst ist Mitglied des Bundes für Heimatschutz, des Wesergebirgsvereins, des Teutoburgerwaldvereins, des Verbandes Deutscher Gebirgs- und Wandervereine und des Bundes für Jugendherbergen und unterstützt deshalb auch die in diesen Korporationen vertretenen Aufgaben und Ziele.” Im weiteren Text lässt der Autor dann die zahlreichen Aktivitäten des Vereins Revue passieren: das Aufstellen von Bänken und Schildern, die Errichtung des Aussichtsturmes, die Herausgabe von Führern und Karten sowie die rege Werbetätigkeit für das Bad und die Stadt. Schließlich hieß es: „Als weitere Aufgabe erachtet es der Verein, Anträge auf Ausstellung von Lichtbildern und Gemälden von Salzuflen und Umgebung zu unterstützen und zu fördern, Preise auszusetzen und die schönsten Bilder als Propaganda anzukaufen. Ferner Lichtbildserien für Schulen und Vorträge anfertigen zu lassen und dann zu versuchen, daß Bilder unserer schönen alten Häuser in Schulbüchern und Lexikons als Muster niedersächsischer Holzschnitzkunst aufgenommen werden.”

Bereits in der Generalversammlung am 8. Juni 1925 hatte der Vorstand angeregt, „Altertümer, die oftmals vergessen auf Böden und Kammern ein unehrenhaftes Dasein führen, zu sammeln”, ohne dass zunächst ein genauer Zweck für diese Sammlung angegeben wurde. Im November desselben Jahres beschloss der Vorstand, die „Anregung zur Gründung eines Heimatmuseums zu geben und fördernd diese gute Sache zu unterstützen.” Parallel dazu erschien im „Lippischen Allgemeinen Anzeiger” vom 27. November 1925 ein Beitrag, der sich grundsätzlich mit den Aufgaben eines Heimatmuseums auseinander setzte. Damit hatte der Verschönerungsverein den Startschuss zu einer über Jahrzehnte dauernden Debatte über die Einrichtung eines Bad Salzufler Museums gegeben.

Als weiterer Schritt zum Aufbau eines solchen Museums war die Durchführung einer so genannten „Heimatwoche” gedacht, die vom 4. bis 11. Juli 1926 im Bad Salzufler Rathaus durchgeführt wurde und an deren Vorbereitung und Durchführung der Verschönerungsverein maßgeblichen Anteil hatte, da fast der komplette Vorstand im Vorbereitungsausschuss vertreten war. Dank der regen Unterstützung der Bad Salzufler Bürgerschaft gelang es innerhalb weniger Wochen, zahlreiche Exponate zur Geschichte der Salzestadt zusammenzutragen, die mehreren Themenkreisen (Saline und Bad, Hoffmann’s Stärkefabriken, Zunftwesen, Rudolph Brandes u.a.) zugeordnet wurden. Anlässlich der Eröffnung stellte Gustav Horstmann, der den Verschönerungsverein repräsentierte, heraus, dass diese Ausstellung auf die Gründung eines Heimatmuseums hinziele, und benannte sogar einen möglichen Standort, und zwar das Haus Ehlebracht am Hafermarkt (heute Wenkenstraße 10 a). Alsbald sollte sich allerdings herausstellen, dass eben dieses Haus nicht zur Verfügung stand, so dass als Ergebnis der „Heimatwoche” zunächst nur übrig blieb, „daß der Gedanke, ein Heimatmuseum zu gründen, gefestigt wurde”. Auch die Tatsache, dass über 2000 Besucher die Ausstellung in Augenschein nahmen, lässt sich als hervorragende Resonanz werten.

Über die „Heimatwoche” des Jahres 1926 hatte der Verein offenbar ganz vergessen, sein eigenes 50-jähriges Bestehen festlich zu begehen. Jedenfalls lassen sich keine derartigen Feierlichkeiten anhand der Lokalpresse nachweisen. Erst in der Generalversammlung am 24. Juni 1927 wurde des Jubiläums gedacht: „Nach Erledigung des geschäftlichen Teiles wies der Vorsitzende, Herr Salinendirektor Horstmann, darauf hin, daß der Verein bereits auf ein 50jähriges Bestehen zurückblicken kann, er wurde am 11. August 1876 im 'Felsenkeller' gegründet, von den damaligen Gründern lebe heute noch Herr Rechnungsrat Dassel in Detmold, dem aus diesem Anlaß ein Kartengruß übersandt wurde.” Anlässlich seines Jubiläums hat der Verein aber einen Wegweiser gestiftet, der gut zwei Jahrzehnte an der heutigen Exterschen Straße, Ecke Forsthausweg stand und durch den Bad Salzufler Holzbildhauer Martin Stammeier (1894-1975) geschaffen worden war.

Aus den späten 1920er Jahren sind nur wenige erwähnenswerte Aktivitäten des Verschönerungsvereins zu vermelden. Bei den Generalversammlungen wurden die üblichen Themen behandelt, für das eine oder andere Projekt wurden Zuschüsse bewilligt, die Angelegenheit Heimatmuseum, so nahm man sich vor, sollte weiterverfolgt werden. 1928 führte die geplante Anlage eines Schwimmbades im Asental zu einer „rege[n] Aussprache”, bei der „allgemein die Ansicht vertreten wurde, daß das Asental und dessen Umgebung durch eine derartige Anlage stark leiden würde.– Es wurde empfohlen das Schwimmbad möglichst mit der jetzigen Sportplatz-Anlage zu vereinigen.” Besondere Beachtung fanden im Jahr 1928 die Bad Salzufler Türme: „Auf dem Schliepsteinerturm soll wieder eine Glocke angebracht und mit einem Läutewerk versehen werden. Die alte Glocke mußte im Kriege abgegeben werden. [...] Für Erhalt und Renovierung des Stumpfen Turmes will sich der Verein einsetzen und deswegen mit der Stadt verhandeln, das gleiche gilt auch von dem Katzenturm, dessen Turmdach sowie Helmspitze schon lange einer gründlichen Reparatur bedürfen. Der Stadt sollen Vorschläge wegen Beschaffung der Dachpfannen (Katzen) gemacht werden.” In eben diesem Jahr wurden erstmals Spendenkästen in Form eines Salzfasses in einigen Pensionen aufgestellt, wodurch Kurgäste die Gelegenheit bekommen sollten, die Arbeit des Verein zu honorieren.  

Einen mehr als traurigen Besuch hatte die Generalversammlung des Jahres 1929 zu verzeichnen; außer dem Vorstand hatten sich gerade einmal drei Mitglieder im „Forsthaus” eingefunden. Aus dem über diese Versammlung angefertigten Protokoll ist zu entnehmen, dass sich das Vereinsvermögen auf über 6000 RM erhöht hatte, wodurch sich der Verein in der Lage sah, weitere Bänke, Orientierungstafeln und Nistkästen anzuschaffen. Überaus kritisch wurde die Unterschutzstellung der Elster gesehen, worunter die übrige Vogelwelt zu leiden habe. Es wurde daher beschlossen, sich bei der Stadt und der Regierung für ein begrenztes Abschießen der Elstern einzusetzen. Ferner wurde beschlossen, beim nächsten Beitragseinzug, der immer noch persönlich vorgenommen wurde, wie in der Vorkriegszeit wieder Mitgliedskarten auszugeben. Zur Dokumentation der Mitgliedschaft war im Jahr zuvor den Mitgliedern ein Vereinsabzeichen, versehen mit dem Stadtwappen und den Buchstaben VVBS für Verschönerungsverein Bad Salzuflen, überreicht worden, das ans Revers geheftet werden konnte.

Bereits im Jahre 1923 war seitens des Magistrats der Abriss des inzwischen baufälligen Aussichtsturmes auf dem Obernberg erwogen worden; anstatt ihn aber sogleich niederzulegen, wurde er lediglich gesperrt und erst im Frühjahr 1930 abgerissen. Dies mag damit in Zusammenhang stehen, dass sich der Verschönerungsverein bereits im Vorjahr dafür ausgesprochen hatte, einen massiven Neubau ausführen zu lassen, zu dem er einen namhaften Zuschuss leisten wollte. Die Stadt sollte hingegen die Steine aus dem in der Nähe gelegenen Steinbruch liefern und darüber hinaus eine Summe von 2000 RM zur Verfügung stellen. Der Entwurf für den Neubau sollte, so der Vorschlag des Vereins, durch einen Architektenwettbewerb ermittelt werden. Auf Grund der angespannten wirtschaftlichen Lage infolge der Weltwirtschaftkrise, die Anfang der 1930er Jahre ganz Deutschland in Atem hielt, ist die Angelegenheit im Sande verlaufen.

Im Gegensatz dazu konnte mit tatkräftiger Unterstützung des Verschönerungsvereins die Museumsangelegenheit im Verlauf des Jahres 1930 erfolgreich vorangebracht werden. In dem bereits 1926 von Gustav Horstmann vorgeschlagene Haus Ehlebracht konnte die Stadt ab 1. Juni 1930, und zwar für zunächst acht Jahre, zwei Zimmer im Oberschoss anmieten, in dem das Museum künftig sein Domizil haben sollte. An der Jahresmiete von 1000 RM beteiligte sich der Verschönerungsverein mit stolzen 200 RM. Den Aufbau des Bad Salzufler Heimatmuseums koordinierte dann in den folgenden Monaten ein Museumsausschuss, in dem der Verschönerungsverein durch Gustav Horstmann und Karl Bachler vertreten war. Wenngleich die Bad Salzufler Bürgerschaft dem künftigen Museum zahlreiche Gegenstände zur Verfügung stellte, wurde dessen Eröffnung immer wieder verschoben. Nach genau zehn Jahren wurden die Räume im Ehlebracht’schen Haus aufgegeben und die Exponate im Haus Lange Straße 41, das inzwischen in den Besitz der Stadt übergegangen war, eingelagert. Abermals rückte der Plan, in Bad Salzuflen ein Museum zu institutionalisieren, in weite Ferne. In diesem Zusammenhang muss noch erwähnt werden, dass die Stadt dem Verschönerungsverein im Oktober 1933 angeboten hatte, das Museum in eigener Verantwortung zu übernehmen, was dieser dankend ablehnte. Ein daraufhin im Juni 1934 auch mit Hilfe des Verschönerungsvereins unternommener Versuch, einen Heimat- und Museumsverein zu begründen, der als Träger fungieren sollte, scheiterte mangels Interesse kläglich. 

Seit Anfang 1931 beschäftigte sich der Vorstand überraschenderweise wieder mit der Errichtung eines Brunnens auf dem Bad Salzufler Marktplatz. Da Rudolph Hölbe, der Bildhauer, der den ersten Entwurf gezeichnet hatte, verstorben war, wurden seitens des Vereins andere Künstler um entsprechende Vorschläge gebeten. Zuversichtlich notierte der „Lippische Allgemeine Anzeiger” am 22. Mai desselben Jahres: „Der Marktbrunnen kommt, das ist so gut wie sicher, aber wann, wie und wo, das weiß zunächst noch niemand!” Gelegentlich einer Vorstandssitzung am 30. Juni 1931 konnten dann mehrere Entwürfe unter die Lupe genommen werden, doch vermerkte das Protokoll: „Die Anwesenden sind einstimmig der Meinung, dass von den vorliegenden Entwürfen keiner in Frage kommt, da sie nicht in das Stadtbild passen, oder gar zu alltäglich und zu modern sind. [...] Bevor weiteres veranlasst wird, wird vorgeschlagen, den Landeskonservator zu hören, ihm die vorhandenen Entwürfe vorzulegen und Raterteilung zu erbitten.” Ob es zu solchen Gesprächen noch gekommen ist, konnte nicht ermittelt werden; die Angelegenheit scheint jedenfalls alsbald wieder zu den Akten gelegt worden zu sein.

Parallel zu diesen großen Projekten beschäftigte sich der Verein auch mit zahlreichen kleineren. So wurde die Renovierung mehrerer historischer Bauwerke, u.a. der Brandes’schen Apotheke, des Schliepsteiner Turmes oder des Stumpfen Turmes, finanziell unterstützt, Schutzhütten ausgebessert, Bänke hergerichtet oder an der Loosepromenade zur „Erhaltung alter Flurnamen” ein Schild mit der Aufschrift „An der Bornwiese” aufgestellt. Wie sehr allerdings die wirtschaftliche Lage auch die Tätigkeit des Verschönerungsvereins beeinflusste, wurde bei der Generalversammlung des Jahres 1932 deutlich, als Karl Bachler, der in der Nachfolge August Linnewebers die Kassenführung übernommen hatte, darlegte, dass die Beitragszahlungen geringer als in den Vorjahren ausgefallen seien. Dass dadurch der Spielraum des Vereins erheblich eingeschränkt wurde, liegt auf der Hand. Trotzdem stellte man Überlegungen an, nach zehn Jahren wieder einen neuen Reiseführer drucken zu lassen. 

 

Unter dem Hakenkreuz

Die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten am 30. Januar 1933 scheint für den Verschönerungsverein zunächst keine Konsequenzen gehabt zu haben. Ein Verein, der keine politischen Ziele verfolgte, sich in der Regel mit völlig unverfänglichen Themen beschäftigte und dessen Vorstandsmitglieder fast gänzlich dem konservativen Lager angehörten, wurde von den neuen Machthabern offenbar als ungefährlich eingeschätzt. Daher konnte der Verein erst einmal weiterhin unbehelligt seinen statutengemäßen Zielen nachgehen. So griff der Verschönerungsverein in die Diskussion um die Neugestaltung des Salzhofes ein, die nach dem Abriss der ehemaligen Siedekotten notwendig geworden war, und machte den Vorschlag, den lange geplanten Marktbrunnen in der Mitte des frei geräumten Platzes zu errichten, um „dem wahrlich schwierigen Gesamtprojekt einen gefälligen Abschluß zu geben, der unserer Badestadt zu einer hervorragenden und dauernden Zierde gereichen wird.”

Auch aus den Themen der Generalversammlung am 13. Juli 1933 im „Forsthaus” lässt sich nicht der Schluss ziehen, der Verein habe vor, sich der neuen Regierung anzubiedern oder künftig als verlängerter Arm der Partei in Erscheinung zu treten. Wie in den Jahren zuvor ging es um das Aufstellen von Bänken und Schildern, die Renovierung alter Fachwerkhäuser, die Beschaffung von Nistkästen und die Beteiligung am Blumenschmuck-Wettbewerb, dessen Durchführung wieder in die Verantwortung des Verschönerungsvereins übergegangen war. Bei den auch im Bericht über die Versammlung im „Lippischen Allgemeinen Anzeiger” genannten Ausgaben fällt allerdings auf, dass 100 RM der „Hitlerspende” zugeführt worden waren. Programmatisch konnte man am Ende des Artikels lesen: „Der Verein wird auch in Zukunft tatkräftig an der Verschönerung der Stadt mitwirken und den Interessen des Verkehrs dienen.”

Ein neues Kapitel in der Geschichte des Vereins wurde im Jahre 1934 mit der Gründung einer Wandergruppe aufgeschlagen. Die Initiative ging von Karl Bachler aus, der ja bereits seit 1911 für diesen Bereich im Vorstand zuständig war, die entsprechenden Kapitel in den vom Verein herausgegebenen Reiseführern verfasst hatte und im Oktober 1933 im neu gebildeten Gebirgs- und Wanderverein Teutoburger Wald zum Wander- und Wegewart für Lippe gewählt worden war. Am 1. Juni 1934 wurde schließlich in der an der heutigen Schützenstraße gelegenen damaligen Berufsschule von 35 Interessierten eine Wandergruppe aus der Taufe gehoben, die kein eigenständiger Verein, sondern eine „Abteilung” des Verschönerungsvereins darstellen sollte. Führender Kopf dieser Wandergruppe war neben Karl Bachler der Bad Salzufler Studienrat Hans Grunewald (1890-1956), der sich auch gleich bereit erklärte, für den 17. Juni eine „Morgenwanderung” in das Gliemketal zu leiten. Erklärtes Ziel bei der Begründung der Wandergruppe war: „Es sei nochmals bemerkt, daß der Wandergruppe Herren und Damen beitreten können und besondere Beiträge nicht erhoben werden. Die Wandergruppe will nichts anderes, als durch rechtes Wandern die Heimatliebe und den Heimatsinn fördern und pflegen.”

Insgesamt führte die Wandergruppe in der zweiten Jahreshälfte 1934 acht Wanderungen von unterschiedlicher Länge durch. Diese waren in einem Wanderplan verzeichnet, der künftig jährlich herausgegeben wurde und die Interessenten über Termin, Wegstrecke und Dauer informierte. Noch genauere Einzelheiten über jede Wanderung erhielten die Wanderfreunde über die Buchhandlung Maschke (heute Osterstraße 48), in deren Schaufenster jeweils acht Tage vorher weitere Informationen zum Aushang gelangten und die Anmeldung vorgenommen wurden. Auch die Lokalpresse unterstützte die neue Abteilung des Verschönerungsvereins, in dem sie insbesondere Karl Bachler häufig die Möglichkeit einräumte, über die Wanderungen ausführlich zu berichten. So konnte sich die Wandergruppe – auch sie bewegte sich fernab allen politischen Tagesgeschehens – bei der Hauptversammlung des Teutoburger Wald-Vereins Ende November 1934 allseitiger Bewunderung auf Grund seines erfolgreichen Wirkens sicher sein. Leider ist nicht überliefert, wie viele Mitglieder der Verschönerungsverein durch das Wirken der Wandergruppe neu hinzugewinnen konnte. Da die Teilnahme an den Wanderungen aber an die Mitgliedschaft im Verschönerungsverein gebunden war, dürften manche neue Mitglieder hinzugewonnen worden sein, die allein wegen des Wanderns den Weg in den anfangs ganz anderen Zielen verpflichteten Vereins fanden. 

Die Generalversammlung des Jahres 1934 zeigte aber, dass der Verein auch seinen traditionellen Aufgaben treu geblieben war und auch treu zu bleiben gedachte. So war im abgelaufenen Vereinsjahr nicht nur der Überbau der Paulinenquelle auf dem Salzhof mit einem stattlichen Betrag unterstützt worden, sondern auch wieder die Renovierung alter Häuser, und zwar mit insgesamt 1220 RM. Weitere Gelder wurden in Nistkästen, Beschilderungen und in den Blumenschmuck-Wettbewerb investiert. Insgesamt, so wusste Karl Bachler als Schatzmeister zu berichten, hatte der Verein knapp 9000 RM ausgegeben, verfügte aber immer noch über einen Bestand in Höhe von 1900 RM. Für das laufende Jahr nahm sich der Verein abermals zahlreiche Renovierungen vor, aber auch die Beschaffung einer Hakenkreuzfahne für den vom Verein mitgestalteten Bad Salzufler Bahnhofsvorplatz. Neu in den Vorstand wurden der Fabrikant Gustav Blanke (1884-1958), der seit April 1932 der Stadtverordnetenversammlung angehörte und bereits als Vorsitzender des Bürgervereins fungierte, und der bei der Badeverwaltung beschäftigte 22-jährige Verwaltungsaktuar August W. Diekmann (1912-1996) gewählt. 

Seit Ende der 1920er Jahre bemühte sich die Stadt den ihr gehörenden Schliepsteiner Turm abreißen lassen zu können, da er auf Grund des gestiegenen Verkehrsaufkommens ein Hindernis in der ohnehin schon engen Langen Straße darstellte. Wenngleich der Turm nur wenig mehr als hundert Jahre alt war, hing die Einwohnerschaft mit großer Sentimentalität an diesem Bauwerk, was wohl vor allem auf das allabendliche Läuten zurückzuführen war, das einst zwei Salzufler Kindern, die sich im Wald verlaufen hatten, das Leben gerettet haben soll. Da der Turm unter „Heimatschutz” stand, musste auch die Regierung in Detmold bzw. der Landeskonservator mit in das Verfahren eingebunden werden, die im Februar 1929 dem Abbruchantrag zustimmten. Gegen den Abbruch wandte sich der Lippische Bund Heimatschutz, Protestnoten des Verschönerungsvereins liegen nicht vor. Auf Grund der allgemeinen Wirtschaftslage blieb der Turm zunächst stehen; der Abriss wurde erst wieder ab 1934 betrieben, zumal nun in unmittelbarer Nähe ein neues Geschäftshaus gebaut werden sollte, wodurch auch die Gelegenheit zur Korrektur der Straßenführung gegeben war. Und obwohl die Teilnehmer einer vom Verschönerungsverein organisierten Stadtführung unter Wilhelm Pölert (1860-1939) mit „Befremden, ja zum Teil mit Entrüstung” auf den bevorstehenden Abbruch reagierten, wurde der Turm im Frühjahr 1935 niedergelegt. Nach dem Krieg behauptete Karl Bachler, der Abriss sei auf Druck von „Interessenten, die der Ortsgruppenleitung der NSDAP nahe standen,” erfolgt.

Auch im Jahre 1935 prägten vor allem die Aktivitäten der Wandergruppe das Erscheinungsbild des Verschönerungsvereins in der Öffentlichkeit. Dazu gehörten nicht nur die zahlreichen Wanderungen und die regelmäßige Berichterstattung darüber im „Lippischen Allgemeinen Anzeiger”, sondern auch die Durchführung so genannter Heimatabende, deren jeweiliges Programm in erster Linie von den Wanderfreunden bestritten wurde. Ein solcher Heimatabend fand erstmals am 17. Februar 1935 im „Luisenhof” (heute Herforder Straße 2) statt. In der ausführlichen Berichterstattung hierüber in der Uekermann’schen Zeitung hieß es u.a.: „Ein Heimatabend des Verschönerungsvereins warb am gestrigen Sonntag mit einer geselligen und sehr zahlreich besuchten Veranstaltung im ‚Luisenhof’ für die lohnenden und begrüßenswerten Bestrebungen, die sich zum Teil auf die Pflege und Förderung heimatlicher Vorzüge unserer vielbesuchten und vielgerühmten Badestadt nebst ihrer herrlichen Umgebung, als auch auf die mit fröhlichem Wandern zu erschließenden Naturschönheiten unseres ganzen Lipperlandes und der ihm angrenzenden Gebiete erstrecken.” Hauptbestandteile des ersten Heimatabends waren kurze Vorträge über die Arbeit des Vereins, die durchgeführten und geplanten Wanderungen, musikalische und plattdeutsche Darbietungen sowie ein Lichtbildervortrag. Und am Ende notierte die Zeitung: „Ein kräftiges, dreifaches ‚Sieg Heil’ auf des Reiches Führer beschloß den so anregend und im besten Sinne unterhaltend verlaufenen Abend.”

Das seit einigen Jahren wieder größer gewordene Engagement des Vereins im Rahmen des Blumenschmuck-Wettbewerbs setzte sich 1935 ebenfalls fort. Erstmals wurde in diesem Jahr auch der „Fensterkastenschmuck” bewertet, womit auch die Altstadt, deren Häuser zumeist nicht über Vorgärten und Balkone verfügten, mit in den Wettbewerb einbezogen werden sollten. Die Preisverteilung wurde dann im Verlauf des „Heimatabends” am 2. November 1935 vorgenommen. Dieser Heimatabend stieß schon im Vorhinein auf ein so großes Interesse, dass er diesmal „in sämtlichen Räumen des Kurhauses” abgehalten wurde. Auf Grund all dieser Aktivitäten konnte der Verein einen stetigen Mitgliederzuwachs verzeichnen, was sich natürlich auch auf die finanzielle Situation positiv auswirkte. 

Die Generalversammlung des Jahres 1936, abgehalten am 4. September im Schwaghof, brachte dem Verein eine neue Führungsspitze. Nach über 30 Jahren legten Wilhelm Hoffmann und Gustav Horstmann ihre Ämter als Vorsitzender bzw. Schriftführer und stellvertretender Vorsitzender nieder. An ihre Stelle wählte die Versammlung – nicht einmal 25 Personen! – einstimmig Gustav Blanke zum Vorsitzenden und August W. Diekmann zum Schriftführer. Alsdann wurden Wilhelm Hoffmann und Gustav Horstmann zu Ehrenmitgliedern ernannt, was ihnen erlaubte, auch weiterhin an den Sitzungen des Vorstands teilzunehmen. Darüber hinaus wurde des 60-jährigen Bestehens des Vereins gedacht, das im Rahmen des nächsten „Heimatabends” besonders gewürdigt werden sollte. Auch an die Herausgabe einer kleinen Festschrift wurde gedacht, zu deren Erscheinen es jedoch nicht kam. Das überlieferte Protokoll der Versammlung macht deutlich, dass wiederum zahlreiche Vorhaben diskutiert wurden; so sollte z.B. der Stadtverwaltung der Vorschlag gemacht werden, den Katzenturm herrichten zu lassen, um dort die zahlreichen aus den Reihen der Bürgerschaft für das Heimatmuseum zur Verfügung gestellten historischen Waffen auszustellen. Auch die schon früher erörterte Neuauflage eines Bad Salzuflen-Führers kam zur Sprache und führte zu dem Beschluss: „Die Angelegenheit soll im Auge behalten werden.”

Im Mittelpunkt des „Heimatabends” am 8. November 1936 stand dann das 60-jährige Bestehen des Verschönerungsvereins, dessen Entwicklung und Aktivitäten Gustav Horstmann in „längeren Ausführungen” darlegte. Dabei konnte er sich auf zahlreiche offenbar in seinem Besitz befindliche Aktenstücke aus den Anfangsjahren des Vereins beziehen, die 1945 bei der Beschlagnahme des Horstmann’schen Hauses in der Bismarckstraße verloren gegangen sind. Ein Höhepunkt des Abends stellte aber zweifelsohne die offizielle Ernennung Wilhelm Hoffmanns und Gustav Horstmanns zu Ehrenmitgliedern dar. Dazu überreichte der neue Vorsitzende Gustav Blanke jedem eine Urkunde und ein kleines Ölbild mit einer Szene „aus dem alten Salzuflen”. Weitere Programmpunkte der Veranstaltung waren die Preisverteilung für den Blumenschmuck-Wettbewerb sowie musikalische Darbietungen. 

Neben den üblichen Veranstaltungen, wie die Generalversammlung und der Heimatabend, über die der „Lippische Allgemeine Anzeiger” sehr ausführlich berichtete, trat der Verschönerungsverein auch im folgenden Jahr insbesondere durch die Tätigkeit der Wandergruppe in der Öffentlichkeit in Erscheinung. Welches Eigenleben die Gruppe entwickelt hatte, belegt die Tatsache, dass sie Ende November 1937 erstmals eine gesonderte Jahresabschlussfeier veranstaltete. Dazu hatten sich etwa hundert Wanderfreunde in der Waldwirtschaft „Walhalla” eingefunden, denen neben einer adventlichen Kaffeetafel, „Schmalfilme über Wanderlust und Wanderfreude” auch ein Überblick über die bisherigen Unternehmungen geboten wurde. So berichtete Hans Grunewald, dass im Jahre 1934 neun, 1937 hingegen 29 Wanderungen unternommen worden seien. Dabei habe sich die Zahl der Teilnehmer von 549 (1934) auf rund 1200 (1937) erhöht; durchschnittlich nähmen 50 bis 60 Personen an den Wanderungen teil, bei einem Heide-Ausflug seien sogar 140 Wanderfreunde gezählt worden. Für 1938 seien, so Hans Grunewald in seiner Vorschau, im Wanderplan 22 Wanderungen und Fahrten, u.a. eine dreitägige Fahrt ins Hochsauerland, vorgesehen. Längst wurden nämlich nicht nur Wanderungen in die nächsten Umgebung unternommen, sondern auch solche in „weit abliegende Gebiete”, die mit Hilfe eines Busses angesteuert wurden.

Überraschenderweise legte Gustav Blanke aus „Gründe[n] gesundheitlicher und geschäftlicher Art, die Anerkennung verdienen” sein Amt als Vorsitzender im Herbst des Jahres 1938 nieder. In der erst für den 19. November auf der „Walhalla” anberaumten Generalversammlung – erstmals tagte der Verein auf Schötmar’schem Gebiet – wurde auf Vorschlag von Bürgermeister Hans Breimann (1884-1952), der ebenfalls dem erweiterten Vorstand angehörte, Gustav Horstmann, der gerade erst sein Vorstandsamt aus Altersgründen aufgegeben hatte, zum kommissarischen Vorsitzenden ernannt. Mit Billigung der Versammlung sollte es dem Vorstand überlassen werden, einen neuen Vorsitzenden zu finden.

Die bei dieser Versammlung vorgelegte Jahresrechnung dokumentierte abermals die vielfältige Arbeit des Vereins. Aus den Ausgabeposten seien hier exemplarisch genannt: „Neubeschaffung und Reparatur von Bänken” (620 RM), „Sauberhaltung und Ausbesserung von Wegen” (205 RM), „Erneuerung der Fahnen am Bahnhof” (85 RM), „Erhaltung des Brandes-Denkmal” (25 RM), „Erhaltung des Bismarckturmes” (50 RM) und „Anschaffung von Büchern und Karten für die Bibliothek” (124 RM). Insgesamt wurde im Rechnungsjahr 1937/38 2325,62 RM ausgegeben; die Einnahme betrug im gleichen Zeitraum 3185,90 RM. Auf Grund der guten Kassenlage war bereits früher beschlossen worden, eine neue Wanderkarte herauszugeben, die im Oktober 1938 zum Preis von 25 Pfg. pro Stück zum Verkauf gelangte. Die im Maßstab 1:50.000 angelegte Karte umfasste ein weites Areal, und zwar „das ganze nordwestliche lippische Bergland bis zu den Weserbergen und dem Wiehengebirge.”

Im Jahre 1939 sollte nun endlich der lang geplante neue Bad Salzuflen-Führer in einer neuen, nunmehr fünften Auflage erscheinen. Dazu heißt es im Protokoll einer Sitzung des erweiterten Vorstands im „Roseneck” (heute Obernbergstraße 2) am 12. April 1939: „Für die Neuauflage des Führers wurde ein Betrag von 1.000,- RM veranschlagt. Wie der an der Teilnahme der Sitzung verhinderte Studienrat Grunewald hatte mitteilen lassen, ist der Führer nahezu druckreif und wird daher noch in dieser Saison erscheinen, nachdem diesen Entwurf zunächst den Vorstandsmitgliedern zur Kenntnis gebracht ist.” Des Weiteren stand die Wiederherstellung zahlreicher Fassaden in der Innenstadt auf der Tagesordnung, wozu der Verein wiederum finanzielle Hilfestellung leistete. Dafür hatte sich vor allem der Bürgermeister stark gemacht, da die „Alte Garde” der NSDAP im Rahmen ihrer Westfalenfahrt ihren Besuch angekündigt hatte, wofür die Stadt verstärkt herausgeputzt werden sollte.

Es bedarf wohl keiner besonderen Erwähnung, dass auch die übrigen – schon traditionellen – Aktivitäten des Vereins, wie die Wanderungen und Ausflüge der Wandergruppe oder Durchführung des Blumenschmuck-Wettbewerbs, auf dem Programm standen. Im Zuge des Blumenschmuck-Wettbewerbs wurde zusammen mit der Badeverwaltung mit dem Slogan „Salzuflen, die Stadt im Grünen, die Stadt der Blumen” geworben. Die bei der Generalversammlung des Jahres 1938 an den Vorstand delegierte Wahl eines neuen Vorsitzenden löste dieser auf einfache Art und Weise, indem Gustav Horstmann in seinem bisher nur kommissarisch übernommenen Amt bestätigt wurde.

Der Ausbruch des Zweiten Weltkrieges bedeutete auch für den Verschönerungsverein einen tiefen Einschnitt. Wie schon im Ersten Weltkrieg konnte nur noch ein Teil der geplanten Vorhaben in die Tat umgesetzt werden. Als Erstes musste die im September anstehende Besichtigung für den Blumenschmuck-Wettbewerb abgesagt werden, so dass die bereits eingekauften Preise nicht vergeben werden konnten. Sie sollten nach einem Vorstandsbeschluss für den nächsten Wettbewerb aufgehoben werden. Auch die Wandergruppe musste Einschränkungen in ihren Planungen hinnehmen. Anlässlich der Jahresabschlussfeier am 3. Dezember 1939 stellte Hans Grunewald den neuen Wanderplan für 1940 vor, „der vorläufig das Gepräge eines Kriegsplanes zeigt[e], bedingt durch die Beschränkungen besonders im Autobus- und Bahnverkehr.” Auch der Druck des Bad Salzuflen-Führers war durch den Kriegsausbruch zum Erliegen gekommen, denn das Protokoll der Vorstandssitzung vom 5. Dezember 1939 vermerkt: „Studienrat Grunewald ergreift das Wort und teilt mit, daß er mit Beginn des Krieges jegliche Weiterarbeit am Führer eingestellt hat, da ihm durch seine Mehrarbeit in der Schule zurzeit keine freie Minute zur Bearbeitung zur Verfügung steht. Allgemein wird aber der Wunsch laut, wenigstens einen kleinen Führer [...] von vielleicht 32 Seiten herauszubringen. [...] Herr Bachler und Herr Grunewald finden sich bereit, diese Bearbeitung vorzunehmen. Es soll dann eine Auflage von 2500 Stück erfolgen.”

Im Sommer des folgenden Jahres konnte dann tatsächlich die neue Ausgabe des Reiseführers vorgelegt werden: „In diesem Tagen erscheint ein neuer Führer von Bad Salzuflen, im Untertitel als 'Ein Heimatbuch' bezeichnet. [...] Die Herausgabe geschieht durch den Verschönerungsverein, als V. Auflage seines üblichen Führers gekennzeichnet. Bearbeitet hat ihn der Schriftwart des Verschönerungsverein, Karl Bachler, unter Mitwirkung anderer Herren für die einzelnen Gebiete. Wer wäre z.B. berufener gewesen die Geschichte des Bades zu schreiben als Kurdirektor a.D. Horstmann [...]. Auch die Geschichte der Stadt selbst hat in Studienrat Grunewald den berufenen Verfasser gefunden, während Oberlehrer Noltemeier Interessantes über Erdgeschichtliches zu sagen weiß und Oberlehrer Wolff in seinem Aufsatz ‚Stimmen des Kurparks und des Waldes’ den feinen sachkundigen Beobachter unserer hier planmäßig und liebevoll gepflegten Vogelwelt verrät. Damit auch die humorvolle Note im Lobe von Stadt und Bad nicht fehle, hat Werbeleiter Zielke im reichen Schatz an Brauchtum, Schwänken und Anekdoten erfolgreich geschürft. Daß das Büchlein eine Fülle von Ausflügen enthält, die jedem die Schönheiten der Umgebung erschließen, macht es zum Weggenossen frisch wandernder Menschenkinder.” Entgegen des vorjährigen Vorstandsbeschlusses hatte die neue Auflage des Führers den bemerkenswerten Umfang von 128 Seiten.

Auch der Blumenschmuck-Wettbewerb wurde im Jahre 1940 durchgeführt – die Preisverteilung erfolgte im Rahmen der Generalversammlung am 23. November im „Parkhotel” (zuletzt Wenkenstraße 49), wobei der „Lippische Allgemeine Anzeiger” es sich nicht nehmen ließ, die Namen aller 33 Preisträger zu nennen. Auch die Wandergruppe traf sich in unregelmäßigen Abständen zu kleineren und größeren Wanderungen. Dass spätestens Anfang 1941 der Krieg auch die Aktivitäten der Wandergruppe überschattete, zeigt eine Ankündigung für die Ganztagswanderung am 2. März, in der es in Bezug auf das gemeinsame Mittagessen hieß: „Wer am Mittagessen teilnehmen will, muß dies spätestens Freitag mittag unter Beifügung von 100 g Fleischmarken bei Maschke anmelden.”

Für den Zeitraum zwischen Ende 1940 und Kriegsende liegen über die Arbeit des Verschönerungsverein keine Nachrichten vor. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass der Vorstand noch dann und wann tagte, möglicherweise auch noch die eine oder andere Generalversammlung abgehalten worden ist – nachweisbar sind solche Veranstaltungen allerdings nicht. Lediglich die Wandergruppe könnte über 1941 hinaus Wanderungen angeboten haben. Immerhin sind für die Wandergruppe der Hoffmann’s Stärkefabriken, die von Karl Bachler geleitet wurde, noch Wanderungen bis zum Herbst 1944 nachweisbar. Spätestens mit dem Einmarsch der Amerikaner Anfang April 1945 kam jede Vereinstätigkeit zum Erliegen.

 

Wiederbegründung nach dem Zweiten Weltkrieg

Als erstes „Lebenszeichen” aus der Nachkriegszeit ist ein Schreiben Karl Bachlers vom 10. Oktober 1947 an den Regierungspräsidenten in Detmold überliefert, in dem er anfragt, ob bei einer Wiederaufnahme der Vereinstätigkeit eine Genehmigung der Militärregierung eingeholt werden müsse, wobei er auch vermerkte, dass die Arbeit „seit dem Zusammenbruch” ruhe. Interessanterweise zierte den Brief Karl Bachlers ein Vereinsstempel, der erstmals den neuen Namen, den der Verein in Zukunft zu tragen gedachte, nannte, und zwar Heimat- und Verschönerungsverein Bad Salzuflen. Nachdem die Regierung noch nachgefragt hatte, ob der Verein ins Vereinsregister eingetragen werden solle, was verneint wurde, ließ sie Karl Bachler am 8. November 1947 wissen: „Der Heimat- und Verschönerungsverein in Bad Salzuflen kann seine Tätigkeit ohne besondere Genehmigung wieder aufnehmen.”

Wiederum ist es Karl Bachler zu verdanken, dass auf seine Einladung hin am 3. Dezember 1947 im Bad Salzufler „Ratskeller” eine offizielle Versammlung zur Wiederbegründung des Vereins stattfand. Dazu erschienen neben dem Einberufer und drei weiteren Mitgliedern des letzten Vorstandes – u.a. der Ehrenvorsitzende Wilhelm Hoffmann – 17 Interessenten, darunter Bürgermeister Valentin Bodmann (1880-1965) und Stadtdirektor Otto Diederich (1909-1982). Karl Bachler, der die Sitzung leitete, gedachte zunächst des im selben Jahr verstorbenen langjährigen Schriftführers und Vorsitzenden Gustav Horstmann, der fast 50 Jahre die Geschicke des Vereins maßgeblich mitbestimmt hatte. Dann sagte Karl Bachler u.a.: „Ein Anstoss zur Wiederaufnahme gab die kürzlich in Detmold im Regierungsgebäude einberufene Besprechung des Verkehrs- und Gebirgsvereins Teutoburger Wald, dem auch der hiesige Verschönerungsverein angehörte.– Auf dieser Tagung sprach auch Regierungspräsident Drake. In warmen Worten würdigt[e] er die ideelle Arbeit, die diese Vereine bisher geleistet haben. [...] Es wird sich trotzdem bei manchem die Frage aufdrängen, ob es in dieser von grösster materieller Not erfüllten Zeit überhaupt einen Zweck hat, die Ziele eines Verschönerungsvereins zu verfolgen. Die Nahrung ist knapp, es fehlt an allem. Und doch, wir meinen, es ist ein Gebot der Selbsterhaltung, auch hier den Blick über die Not des Tages hinauszurichten. [...] Die Mitglieder beliefen sich durchschnittlich auf etwa 500 bis 600 Personen. Beitragseinnahme betrug in den letzten Jahren jährlich etwa RM 3000,-. [...] Das Vermögen des Vereins beträgt zurzeit RM 19.000,-. – Jeder Salzufler, der seine Heimat liebt und der Interesse für die mannigfaltigen Arbeiten, kann Mitglied des Heimat- und Verschönerungsvereins sein.”

Nachdem sich die Versammlung einstimmig für die Wiederbelebung des Vereins ausgesprochen hatten, machte Karl Bachler folgenden Vorschlag: „Während nun bisher die Arbeiten von einem kleinen Vorstand geleistet wurden, wird jetzt vorgeschlagen, einen Vorstand auf breitester Grundlage zu bilden.– Dieser Gesamt-Vorstand soll aus etwa 30 Personen aus allen Kreisen der Stadt bestehen. Aus diesem Gesamt-Vorstand wird der Vorstand sowie für die einzelnen Arbeiten Arbeitsausschüsse gebildet.” Nachdem auch dieser Vorschlag die Zustimmung der Anwesenden gefunden hatte, wählten sie Karl Bachler zum neuen Vorsitzenden. Ihm wurden die Kaufleute Wilhelm Bünemann (1890-1974) als Stellvertreter und Karl Klocke (1903-1975) als Kassenwart zur Seite gestellt. Dann wurden weitere sieben Herren in den so genannten engeren Vorstand gewählt – darunter der Bürgermeister und der Stadtdirektor. Des Weiteren wurde der Ehrenvorsitz von Wilhelm Hoffmann bestätigt, wodurch dieser bis zu seinem Tode im Februar 1951 ebenfalls wieder dem Vorstand angehörte. Schließlich legte Karl Bachler der Versammlung Vorschläge für die Arbeitsausschüsse vor, die im Großen und Ganzen bestätigt, zum Teil auch noch ergänzt wurden. Je nach ihren Interessen oder ihrem beruflichen Herkommen bildeten bis zu zehn Personen einen der fünf Ausschüsse, und zwar einen „Stadtausschuss”, der die Verschönerung der Stadt voranbringen sollte, einen „Waldausschuss”, einen Ausschuss „Heimatschutz”, zuständig u.a. für Naturschutz, Denkmalpflege und heimatkundliches Schrifttum, einen „Verkehrsausschuss”, der Karten und Führer erarbeiten sollte, sowie einen für Wanderungen zuständigen Ausschuss, der der früher existenten Wandergruppe entsprach.

Erstaunlicherweise wurde neben diesen sicher zeitraubenden Personaldiskussionen auch noch die Neufassung der Satzung erörtert und verabschiedet. Diese legte zunächst einmal den neuen Namen des Vereins fest, wobei sich heute nicht mehr ergründen lässt, weshalb überhaupt eine Namensänderung erfolgte. Eine mögliche Erklärung könnte darin zu sehen sein, dass man glaubte, insbesondere die Aktivitäten der Wandergruppe besser mit dem Begriff Heimat fassen zu können. In der Satzung selbst wurden die Aufgaben und Ziele durch eine Beschreibung der einzelnen Arbeitsausschüsse ausführlich dargelegt (§ 1). Die Höhe des Mitgliedsbeitrags wurde „dem Ermessen der Mitglieder anheimgegeben”, sollte jedoch nach der Währungsreform mindestens 2 DM betragen (§ 3). Festgeschrieben wurde auch die Größe des Vorstands, der tatsächlich aus 30 Personen bestehen sollte, von denen sechs dann den engeren Vorstand bildeten (§ 7). Der Gesamtvorstand sollte mindestens zweimal pro Jahr zusammentreten (§ 10); jede Vorstandstätigkeit war ehrenamtlich zu erledigen (§ 12). Im Falle der Vereinsauflösung sollte das Vermögen der Stadt Bad Salzuflen zufallen (§ 14).

Anfang 1948 wurde nach fast zehnjähriger Unterbrechung erstmals wieder eine Mitgliedskarte aufgelegt, die neben einer Beschreibung der Vereinstätigkeit auch den Wanderplan der Wandergruppe für das laufende Jahr darbot. Neben acht Ganztagswanderungen – vornehmlich durch das Lipperland – und dem Hinweis auf die regelmäßig stattfindenden Halbtagswanderungen wurde auf die Abschlussfeier am 9. Dezember auf der „Asenburg” (zuletzt Unter den Buchen 8) aufmerksam gemacht. Wie schon in den Vorkriegsjahren stellte wieder die Buchhandlung Maschke in der Osterstraße ihr Schaufenster für die jeweiligen Ankündigungen der Wandergruppe zur Verfügung. Besondere Anstrengungen mussten seitens des Vorstandes im Sommer 1948 unternommen werden: Im Zuge der Währungsreform war über das Vermögen des Vereins Rechenschaft abzulegen, die Konten mussten von RM auf DM umgestellt werden.

Nachdem der Verein seit den 1930er Jahren immer wieder der Gemeinde Wüsten bzw. dem Landkreis Lemgo finanzielle Hilfen zum Erhalt des Bismarckturmes auf dem Vierenberg geleistet hatte, setzte er sich ab Februar 1949 nicht nur für dessen unbedingt notwendige Renovierung ein, sondern warf gegenüber dem Landrat auch die Frage auf, ob dem Verein „als nächst interessiert[em]” nicht die „Überwachung” übertragen werden könnte. Als die Kreisverwaltung dazu grundsätzlich ihre Zustimmung erteilte, machte der Verein im März konkretere Vorschläge: So sollte mit dem Hollensteiner Gustav Ramme (1896-1980) wieder ein Turmwärter eingesetzt werden, der als jährliche Vergütung 50 DM sowie die Hälfte der Eintrittsgelder erhalten sollte. Künftig sollte die Besteigung des Turmes, der regulär nur am Sonnabendnachmittag und am Sonntag geöffnet sein sollte, nämlich 10 Pf für Erwachsene und 5 Pf für Kinder kosten. Schließlich sagte Karl Bachler der Behörde zu: „Wir übernehmen die Aufsicht und damit die Regelung aller Vorarbeiten bzw. auch Übernahme der Reparaturarbeiten. Die Übernahme der Kosten müssten Sie allerdings nach wie vor garantieren. Wir zahlen einen jährlichen Zuschuß von DM 50,-. Ebenso wird die Stadt Salzuflen bereit sein, jährlich DM 100,- zu zahlen, wie auch die Stadt Schötmar und die Gemeinde Wüsten einen angemessenen Zuschuss leisten werden.”

Erst Ende Juli 1949 übertrug die Lemgoer Kreisverwaltung dem Heimat- und Verschönerungsverein die Aufsicht über den Bismarckturm und gestattete ihm, einen Turmwärter seiner Wahl einzusetzen. Die Kassenführung sollte aber allein beim Kreis verbleiben, was in der Folgezeit zu vielen Unstimmigkeiten führte, vor allem wenn es um die Bezahlung schnell zu erledigender Reparaturarbeiten ging. Im Juni 1951 wurde dem Verein dann schließlich doch die gesamte Verwaltung und Rechnungsführung für den Turm übertragen, was der Instandhaltung und Nutzung des Bauwerks nur zugute kam. Fortan legte der Verein alljährlich dem Kreis eine Jahresrechnung vor, für die er stets ohne Beanstandung Entlastung erhielt. Einige Male wurden – entsprechend der allgemeinen Preisentwicklung –der Eintrittspreis sowie die Vergütung Gustav Rammes erhöht. Ohne selbst einen finanziellen Vorteil von der Betreuung des Turmes zu haben, den jedes Jahr bis zu 6000 Besucher erklommen, bemühte sich der Verein in den nächsten 25 Jahren mit aller Kraft um dessen Erhalt und die Verschönerung seines Umfeldes. Als im Verlauf des Jahres 1975 die Stadt Bad Salzuflen alleinige Eigentümerin des Bismarckturmes wurde, sagte sie dem Verein zu, dass er den Turm in bisheriger Weise betreuen könne, eine Vereinbarung, die durch Karl Bachlers Tod im folgenden Jahr nicht von langer Dauer sein sollte.

Aus der Niederschrift der Vorstandssitzung vom 6. März 1950 wird deutlich, dass sich der Verein durchaus imstande sah, an seine erfolgreiche Vorkriegstätigkeit anzuknüpfen. Parallel zum wieder beginnenden Kurbetrieb setzte sich der Verein für die Erneuerung des Stadtplanschaukastens am Bahnhof, die Aufstellung von Bänken sowie die Umgestaltung der Schutzhütten ein. Darüber hinaus wurden erstmals seit Kriegsende wieder Zuschüsse für Hausanstriche bewilligt, u.a. 200 DM für die Renovierung des Hauses Backs in der Oberen Mühlenstraße. Besonderes Augenmerk richtete der Verein auf die Sicherung des Stumpfen Turmes, dessen weiterer Erhalt auf Grund umfangreicher Erdarbeiten in unmittelbarer Nähe des historischen  Bauwerkes gefährdet schien.

In das Jahr 1950 fallen auch die umfangreichen Vorarbeiten zu einer neuerlichen Publikation des Heimat- und Verschönerungsvereins. Unter Mitwirkung zahlreicher Heimatforscher entstand das Buch „Bad Salzuflen. Einst und Jetzt. Ein Heimatbuch für die Salzufler. Ein Handbuch für die Kurgäste”, das mehrere Aufsätze u.a. zur Geschichte der Stadt und des Bades, zur Naturkunde sowie zur heimischen Sagenwelt enthielt. Die Gesamtbearbeitung oblag Karl Bachler, der selbst auch zwei Beiträge, betitelt „Spruchweisheiten an Giebeln und Balken” und „Wald und Höhen um Salzuflen”, beisteuerte. Hatte der Verein zunächst vorgehabt, das „Heimatbuch” im Selbstverlag herauszugeben, nahm man Anfang 1951 davon Abstand, weil es sich als günstiger erwies, das Buch im Lemgoer Verlag Wagener erscheinen zu lassen. Der Preis des über 120 Seiten starken Bandes betrug 1,50 DM. Die Bemühungen des Vereins wurden seitens des Verlags mit 363 Büchern im Wert von 552,70 DM pauschal abgefunden, von denen ein Großteil „als Gabe für Gönner des Vereins sowie als Werbung” verschenkt werden sollten. Finanzielle Hilfestellung leisteten zahlreiche Inserenten sowie die Stadt, die 500 DM bereitstellte. Zur Kursaison 1951 gelangte das Werk, das in einer Auflage von 3000 Stück hergestellt worden war, zum Verkauf.

In Erinnerung an den 75. Jahrestag der Gründung des Vereins, der im Jahre 1951 anstand, beschloss der Vorstand, im September einen Heimatabend auf der „Loose” auszurichten, dem ein Schnatgang vorausgehen sollte. Während der Feierstunde, die ohne großen „Jubel und Trubel” begangen wurde, richtete der eigens aus Detmold angereiste Regierungspräsident Heinrich Drake (1881-1970) ein Grußwort an die Festversammlung, in dem er sich u.a. zum Heimatgedanken äußerte: „Heimatliebe ist etwas Großes und Schönes. Sie bringt deutsche Menschen einträchtig zusammen; wo sie sich offenbart, spürt man den Geist der Vergangenheit, meistert die Gegenwart und schöpft Kraft für künftiges Wirken. [...] Heimat ist Verpflichtung und Heimat macht stark, stark für das Verstehen west- und ostdeutscher Brüder und stark für das Vaterland, das Deutschland heißt.” Die nächsten Grußworte sprachen der Bürgermeister, der Kurdirektor sowie weitere Honoratioren. Die eigentliche Festrede hielt indes Dr. Eduard Plesmann (1873-1960), „der Senior der Salzufler Badeärzte”, der über viele Jahre dem erweiterten Vorstand angehörte. Er informierte die Anwesenden über die Geschichte, Aufgaben und Ziele des Verschönerungsvereins. Dabei stellte er fest, dass die Stadt und ihre Umgebung durch die Tätigkeit des Vereins „besser und schöner” geworden sei. Weitere Höhepunkte des Festabends waren Liedvorträge des Bad Salzufler Männerchores sowie plattdeutsche „Einlagen”.

Wie in der Vorkriegszeit wurde den Mitgliedern ab 1951 wieder ein Wanderplan ausgehändigt, da nach wie vor die Wanderungen und gelegentliche Ausflüge per Autobus die wichtigsten gemeinschaftlichen Veranstaltungen des Vereins darstellten. Für das Vereinsjahr 1951/52 ließ der Verein – vermutlich im Hinblick auf die Hauptversammlung 1952 – erstmals seit 1912 wieder einen gedruckten Jahresbericht herstellen, in dem der Vorstand Rechenschaft über die Aktivitäten des vergangenen Jahres ablegte; überdies gelangte der Rechnungsabschluss zum Abdruck. Die Jahresberichte, die zumeist einen Umfang von drei Seiten hatten, geben somit nicht nur einen umfassenden Einblick in die vielfältigen Tätigkeiten des Vereins, sondern auch in seine finanziellen Verhältnisse. Letztmalig wurde Anfang 1975 ein solcher Jahresbericht von Karl Bachler erstattet und in gedruckter Form den Mitgliedern zugestellt. Weit über die 1950er Jahre hinaus wurden die Mitgliedsbeiträge durch einen Boten eingezogen, der sich den Erhalt in einem nach Straßen geordneten Buch quittieren ließ.

Anfang der 1950er Jahre wurde zusammen mit anderen Vereinen auch der jährliche Blumenschmuck-Wettbewerb wieder aufgenommen, deren Preisträger eine Urkunde, gelegentlich auch kleine Preise erhielten. Die Gesamtleitung für diesen mit enormen Aufwand betriebenen Wettbewerb war seitens des Vereins Julius Pegel (1895-1982), dem Gartendirektor der Badeverwaltung, übertragen worden. Im Übrigen beschäftigten sich viele Vorstandssitzungen mit der Anschaffung und Renovierung von Bänken, der Beschilderung von Wegen im städtischen Forst, der Bezuschussung von Hausanstrichen, wenn es sich um historisch wertvolle Bausubstanz handelte, sowie mit Anpflanzungen. Dabei setzte der Verein stets auf eine Zusammenarbeit mit den Verwaltungen der Stadt und des Bades, die ihrerseits die Anregungen des Vereins dankbar und interessiert aufnahmen.

Gelegentlich beschäftigte sich der Verein auch mit Dingen, die zwar gut gemeint waren, ihm aber auch Spott einbrachten und aus heutiger Sicht nur mit einem Lächeln bedacht werden können. Anfang März 1952 ließ sich Karl Bachler in einer Vorstandssitzung 96 DM für „12 Glocken mit Halsbändern” bewilligen. Zur Begründung führte er aus: „Auf der im vorigen Herbst unternommenen Autofahrt der Wandergruppe des V[erschönerungs] V[ereins] durch den Harz wurde beim Besuch des Harzklubvorsitzenden in Wildemann ein abgestimmtes Geläut bestellt. Das ist nun angekommen und wird im Frühjahr von den Kuhherden des Schwaghofes zu hören sein.”

Alsbald fand der Glockenkauf einen starken Widerhall in der Presse, insbesondere in der Schötmaraner, deren „Lippische Neueste Nachrichten” nach Eintreffen der Glocken unter der Überschrift „Auf der Alm, da gibt’s koa Sünd ...” ironisch berichteten: „Aus der von Fernlastern durchdonnerten, von Hupenlärm und argusäugigen Polizeiwachtmeistern gebrandmarkten Rue longue – zu Deutsch: Lange Straße – werden künftig der Gast wie der Einheimische zu den paradiesischen Gefilden der Schwaghof-Almen entschweben dürfen, wo ihn das sechsfache Glockengeläut der heiligen Rinder einhüllt. Wenn die Entwicklung diesem einmal eingeschlagenen Weg treu bleibt, wird man Anno 1953 vielleicht auf den waldumbuschten Steigen schon anmutigen Fremdenverkehrs-Sennerinnen begegnen, die zum Melken schreiten, Zuber und Schemel in manikürten Händen, den ranken Leib von altlippischen Gewanden verhüllt. Dunnerawetta und Duliöh! – Wir sehen schon um die Dämmerstunde die Burschen zum Fensterln schleichen, den Bünemannschen Flachmann in der Hintertasche und die original lippischen Schnadahüpferl werden auch nicht lang auf sich warten lassen. Brauchtum, aus dem Boden gestampft! Damit hätte sich die Salzufler Schweiz realisiert. Neben der sächsischen, der holsteinischen, der lippischen und einem Dutzend anderer wird sie in Prospekten und Anzeigen eine verehrungswürdige Hauptrolle spielen.”

 

Aktivitäten zur Blütezeit des Bades

Nachdem Karl Bachler 1954 nach über 50-jähriger Tätigkeit aus den Diensten der Hoffmann’s Stärkefabriken ausgeschieden war, kümmerte er sich noch intensiver um die Belange des Vereins. Nicht anders sind die zahlreichen Anfragen und Eingaben zu bewerten, mit denen er sich insbesondere an die Stadtverwaltung wandte, um auf Missstände in der Stadt und deren Umgebung hinzuweisen. Darüber hinaus setzte sich Karl Bachler in Zusammenarbeit mit dem zuständigen Landeskonservator für den umgehenden Eintrag weiterer historischer Gebäude in die Denkmalliste ein. Tatsächlich wurden im Juli 1954 elf Bauwerke, darunter Am Markt 38 (Brandes’sche Apotheke) sowie die Häuser Lange Straße 1-5 zu Baudenkmälern erklärt, wodurch die Zahl der Bad Salzufler Baudenkmäler auf 26 anwuchs. Erfreulicherweise nahm die lokale Presse großen Anteil an der Vereinsarbeit, wie die zahlreichen, zum Teil recht ausführlichen Berichte verdeutlichen.

Angesichts der zahlreichen Aktivitäten – die Wandergruppe absolvierte ja ebenfalls alljährlich ein ansehnliches Programm und gab „nebenbei” noch ein Liederbuch heraus, das bis 1969 neun Auflagen erlebte – ist es erstaunlich, dass der Verein Mitte der 1950er Jahre nur gut hundert Mitglieder zählte. Ein Blick auf die Verzeichnisse der Vorstandsmitglieder zeigt aber, dass außer der Arbeiterschaft alle gesellschaftlich relevanten Gruppen Bad Salzuflens in die Vereinsführung eingebunden waren. So war die Stadt u.a. durch den langjährigen Bürgermeister Wilhelm Bünemann, der viele Jahre als stellvertretender Vorsitzender fungierte sowie durch einige städtische Bedienstete vertreten; die Kaufleute und Handwerker repräsentierten u.a. Karl Klocke, Uhrmachermeister Wilhelm Regel (1889-1973) und Dachdeckermeister Valentin Bodmann (1880-1965). Das Bad war schließlich durch seinen Gartendirektor Julius Pegel und durch den Kurdirektor vertreten. Dieses Amt versah seit Frühjahr 1954 August W. Diekmann, der bereits in den 1930er Jahren dem Vorstand des Verschönerungsvereins angehört hatte und nun erneut in diesen eintrat. Auch nach seinem Ausscheiden aus den Diensten des Staatsbades (1977) blieb er bis Februar 1994 dem Heimat- und Verschönerungsverein als Vorstandsmitglied verbunden. Die übrigen Posten des engeren Vorstands der 1950er Jahre bekleideten vor allem Lehrer und höhere Angestellte der Stärkefabrik, wie Direktor Gustav Begemann (1896-1975), Prokurist Walther Engelke (1899-1983) oder Werkschemiker Dr. Robert Krecke (1897-1973). An der Spitze des Vereins aber stand Karl Bachler, der unumstritten alle Fäden in der Hand hielt.

Mit einer ungewöhnlichen Aktion startete der Verein im Frühjahr 1956. Ein so genannter Ordnungsausschuss des Vereins hatte eine Mängelliste erstellt, auf der unschöne Hausfronten, ungepflegte Grundstücke, reparaturbedürftige Mauern und Zäune usw. festgehalten wurden. Kurz darauf wurden die betreffenden Haus- und Grundstücksbesitzer schriftlich mit einer „Freundliche[n] Bitte” konfrontiert, in der es u.a. hieß: „Der Ruf eines Heilbades verpflichtet! Er verpflichtet nicht nur Kurverwaltung und Stadtverwaltung, Vereine und Verbände, sondern jeden Bürger, zur Verschönerung des Stadtbildes beizutragen. [...] Der Ordnungsausschuss des Vereins ist in diesen Tagen prüfend durch die Strassen der Stadt gegangen und hat in rd. 80 Fällen festgestellt, daß Verbesserungen möglich sind. Der Vertrauensmann für Ihren Bereich wird sie Ihnen vortragen.– Wir wären Ihnen dankbar, wenn Sie sich in wohlwollender Weise der Sache annehmen würden. Vieles Kleine bringt immer ein Großes.” Tatsächlich wurden auf Grund dieser persönlichen Ansprachen die meisten Mängel rasch behoben, wie die „Lippische Rundschau” am 20. Februar 1956 unter der Überschrift „Was keine Behörde zuwege bringt ... Hausputz ohne erhobenen Zeigefinger” berichtete. Ähnliche Aktionen wurden mit großem Erfolg auch in den folgenden Jahren durchgeführt.

Seit Mitte der 1950er Jahre wurde in Bad Salzuflen abermals die Errichtung eines Heimatmuseums diskutiert, allerdings machte sich diesmal nicht der Heimat- und Verschönerungsverein, der über viele Jahre hinweg ein solches Vorhaben ideell und vor allem finanziell unterstützt hatte, sondern der im Februar 1948 gegründete Bad Salzufler Ortsverein des Naturwissenschaftlichen und Historischen Vereins für das Land Lippe (NHV) zum Fürsprecher eines Museums für die Salzestadt. Unter Leitung ihres Vorsitzenden Dr. Martin Kuhlmann (1907-1995) hatte die NHV-Vereinsgruppe das Thema ab Januar 1955 diskutiert und signalisierte der Stadtverwaltung Ende dieses Jahres ihre Bereitschaft, notwendige Vorarbeiten für den Aufbau eines Heimatmuseums zu leisten, sofern man dies wünsche. Rat und Verwaltung reagierten auf das Angebot zunächst sehr zurückhaltend und fassten schließlich im Juni 1958 den Beschluss, von der Einrichtung eines Heimatmuseums Abstand zu nehmen. Bestätigt sah sich die Stadt durch ein Ende des Jahres von Karl Bachler verfasstes Schreiben, in dem er namens des Heimat- und Verschönerungsvereins mitteilte, „daß die vorhandenen Museumsgegenstände nicht im entferntesten ausreichen, um ein Heimatmuseum gerade für Bad Salzuflen als Badestadt zu bilden oder auszubauen.” Daher machte er den Vorschlag, die immer noch im Haus Lange Straße 41 eingelagerten Exponate verschiedenen Institutionen leihweise zur Verfügung zu stellen bzw. früheren Eigentümern zurückzugeben. Während die NHV-Vereinsgruppe auch in den folgenden Jahren für ein Museum kämpfte, das mit Hilfe des Staatsbades ab 1964 nach und nach verwirklicht und im Juli 1969 eröffnet werden konnte, hatte der Heimat- und Verschönerungsverein nicht den geringsten Anteil an der Durchsetzung des Projekts. Es ist im Rückblick nicht nachvollziehbar, warum sich der Verein – anders als in den 1920er und 1930er Jahren – dieser Angelegenheit gegenüber so reserviert verhielt.

Anfang Juli 1959 konnte die Wandergruppe auf ein 25-jähriges Bestehen zurückblicken, weshalb im Saal des „Alten Kruges” in Talle – hier hatte während der ersten Wanderung eine Mittagsrast stattgefunden – eine Feierstunde abgehalten wurde, zu der sich neben „Landesvater” Heinrich Drake, die Taller und Bad Salzufler Bürgermeister, der Vorsitzende des Lippischen Heimatbundes sowie weitere Ehrengäste eingefunden hatten. Karl Bachler, der trotz seines inzwischen fortgeschrittenen Alters noch immer ein eifriger Wanderer war, konnte auf eine stolze Bilanz der Wandergruppe verweisen: In 25 Jahren waren 120 Halb- und 85 Ganztagswanderungen mit insgesamt 4100 km unternommen worden; dazu kamen noch 35 Autowanderungen, 18 vogelkundliche Wanderungen und sechs Stadtbesichtigungen. Durchschnittlich – so der „Obertippelbruder” – nahmen 30 bis 40 Personen an jeder Wanderung teil, von denen die meisten im Lipperland unternommen wurden. Plattdeutsche Gedichte und Erzählungen sowie zahlreiche Lieder, wie z.B. der der Wandergruppe gewidmete „Pickert-Marsch” rundeten die Festlichkeit ab.

Die Teilnahme zahlreicher Ehrengäste aus Politik und Gesellschaft macht deutlich, welchen Rang man dem Heimat- und Verschönerungsverein seinerzeit einräumte. Tatsächlich war der Rat des Vereins – und hier insbesondere der seines Vorsitzenden – willkommen und gefragt, sei es bei der Umgestaltung des Schwaghofes Anfang der 1960er Jahre, der Pflege und Beschilderung des Waldes, der Instandsetzung historischer Bausubstanz, dem Kampf um den Erhalt des immer noch bedrohten Stumpfen Turmes oder der Benennung neuer Straßen in der Salzestadt. Um die vom Verein ausgerichteten Versammlungen und Besprechungen für die Teilnehmer attraktiver zu gestalten, lud Karl Bachler den seit 1955 amtierenden Stadtarchivar Otto Pölert (1904-1982) zu Vorträgen über Themen aus der Bad Salzufler Geschichte ein, die stets auf großes Interesse stießen und für eine ausführliche Berichterstattung in der Lokalpresse sorgten.

Anlässlich der Jahreshauptversammlung am 8. April 1961 im Gasthof „Zum Vierenberg” (heute Wüstener Straße 96) hielt Otto Pölert ein Referat zur Geschichte des Vereins. Grundlage seines Vortrags war die im Stadtarchiv befindliche Akte, die – angesichts des Verlusts der frühen vereinseigenen Akten – auch für weite Teilen dieser Darstellung überaus nützlich war. Über das Ende der Pölert’schen Ausführungen hält das Protokoll fest: „Herr Pölert schließt mit der Bitte, den Entwurf von Prof. Hölbe aus dem Jahre 1912 für einen neuen Marktbrunnen nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.” Offenbar verfolgte der Stadtarchivar damit die Intention, die Diskussion über die Wiederherstellung des Bad Salzufler Marktbrunnens noch einmal in Gang zu bringen. In eben diese Richtung ging nämlich auch ein ausführlicher Beitrag Otto Pölerts in den „Lippischen Neuesten Nachrichten” vom 21. April 1961 zur Geschichte des Marktbrunnens und die Versuche, ihn wieder aufzurichten. Dieser endete mit der Frage: „Wird Salzuflen auch wieder zu seinem Marktbrunnen kommen, um den so viel geschrieben und so schöne Pläne gefaßt worden sind?” Seitens des Vorstandes wurde diese Angelegenheit jedoch nicht weiterverfolgt.

Spätestens Anfang 1962 trat der Vorstand des Lippischen Heimatbundes, der sich seit dem Krieg von einem Detmolder Honoratiorenverein zu einer alle Volksschichten umfassenden gesamtlippischen Bewegung gewandelt hatte, an Karl Bachler mit dem Ansinnen heran, den Heimat- und Verschönerungsverein als Ortsverein enger an den Lippischen Heimatbund zu binden. In einer im März 1962 abgefassten, aus 13 Punkten bestehenden Stellungnahme lehnte der Bad Salzufler Verein diesen Detmolder Vorstoß entschieden ab. Zur Begründung hieß es u.a.: „Durch die Beitragseinziehung durch den LHB [...] müßte die Aktivität des HVV auf die Belange des LHB herabsinken. [...] Die herkömmlichen Aufgaben des HVV [...] sind doch überwiegend weitgehender und andersgeartet als die des LHB, so daß der HVV auch aus diesem Grunde keine echte Ortsgruppe des LHB werden kann.” Immerhin versprach Karl Bachler, der den Anschluss an den Lippischen Heimatbund am heftigsten ablehnte, am Schluss der Stellungnahme: „Der HVV verfolgt weiterhin seine Aufgaben selbständig, er bleibt Mitglied des LHB mit dem Ziel, die örtlichen Angelegenheiten des LHB, soweit das möglich ist, mit zu erledigen und zwar auch hinsichtlich der Aufgaben, die der HVV bislang nicht betrieben hat.” Insbesondere mit dem letzten Punkt wollte Karl Bachler auf jeden Fall verhindern, dass es zur Gründung einer selbständigen Heimatbundgruppe in Bad Salzuflen komme.

Im August 1962 unternahm Wilhelm Süvern (1892-1980), der Vorsitzende des Lippischen Heimatbundes, einen erneuten Versuch, Karl Bachler zur Zusammenarbeit zu bewegen, indem er ihn u.a. wissen ließ: „Ich las von dem Beschluß Ihres Vereins, die korporative Mitgliedschaft beim LHB aufrecht zu erhalten, aber nicht Ortsverein des LHB zu werden. Wahrscheinlich hat ja der Begriff Ortsverein falsche Vorstellungen erweckt. Aber ich lasse das dahingestellt sein und akzeptiere Ihren Beschluß. Nur komme ich dort in S[alzuflen] in eine eigenartige Lage. Wir haben dort jetzt 126 ordentliche Mitglieder, in Schötmar 105. Sie werden sich denken können, lieber Herr Bachler, daß wir da nicht ohne eine gewisse örtliche Organisation auskommen können. [...] Die Verzettelung der Heimatarbeit ist auch mir ein Greuel, und bevor ich zur Bildung eines Ortsvereins dort übergehe, möchte ich gern nochmals mit Ihnen und Ihrem Vorstand alle Möglichkeiten eines engen Zusammengehens erörtern.” Den angesetzten Termin sagte Karl Bachler kurzfristig ab und schrieb: „Auch wenn Sie mit Engelszungen für einen Zusammenschluß sprechen, so stehen die traditionellen Aufgaben unseres Vereins dagegen.” Weitere Gespräche fanden dann offenbar nicht mehr statt; allerdings wurde die Angelegenheit auch bei der Jahreshauptversammlung des Jahres 1962 besprochen, wobei das Vorgehen Karl Bachlers allgemein begrüßt wurde. Gut zwei Jahre später kam es zur Gründung eines Bad Salzufler Ortsvereins des Lippischen Heimatbundes, so dass eine Zeit lang zwei Vereine mit ähnlichen Intentionen in der Salzestadt nebeneinander bestehen sollten.

In der ersten Hälfte der 1960er Jahre setzte der Verein zunächst seine erfolgreiche Arbeit mit unverminderter Energie fort. Schwerpunkte waren die Verbesserung der Waldwanderwege, der Vogelschutz, für den sich zusammen mit dem Stadtförster insbesondere Studienrat Wilhelm Meyer (1909-1989) einsetzte, die ständige Sauberhaltung der Stadt, u.a. durch die Bezahlung mehrerer Papieraufsammler, die Herausgabe einer aktualisierten Waldkarte sowie das ständige Bemühen, das Stadtbild an sich zu verschönern, indem die Stadtverwaltung regelmäßig auf Missstände hingewiesen wurde. Die Leitung des Vereins lag nach wie vor in den Händen von Karl Bachler und seinem Stellvertreter, Bürgermeister Wilhelm Bünemann. Seit Anfang der 1960er Jahre wurden sie von Karl Hose (Jg. 1928) und Hans Schlitzberger (Jg. 1936), zwei jüngeren Mitarbeitern des Staatsbades, als Rechnungs- bzw. Schriftführer unterstützt.

Ab Mitte der 1960er Jahre wurde es dann nach und nach stiller um den traditionsreichen Heimat- und Verschönerungsverein. Nachdem sich zum Blumenschmuck-Wettbewerb des Jahres 1965 nur 19 Interessenten gemeldet hatten, wurde der Wettbewerb im folgenden Jahr gar nicht mehr durchgeführt. Auch die gedruckten Jahresberichte wurden von Jahr zu Jahr dürftiger, enthielten aber bis zur letzten Ausgabe für das Vereinsjahr 1974 stets den jährlichen Rechnungabschluss. Doch nur noch ganz gelegentlich konnte der Vorstand Besonderes aus dem Vereinsleben berichten; in der Regel beschränkten sich die Aktivitäten auf die Instandhaltung von Wegen, Beschilderungen, Bänken und Nistkästen, die Bezuschussung von Renovierungsmaßnahmen und Säuberungsaktionen. Ein recht eigenständiges Leben führte die Wandergruppe, die jedes Jahr zahlreiche Wanderungen und Touren anderer Art durchführte; am Jahresende wurde alljährlich eine Abschlussfeier mit abwechslungsreichem Programm veranstaltet. Die Leitung der Wandergruppe hatte bis zu seinem Tode der Goldschmiedemeister Hermann Busch (1892-1967) inne.

Ausführlichere Angaben zur Tätigkeit des Vereins enthält noch einmal der Jahresbericht für 1968, worin es u.a. heißt: „Für Sauberhaltung der Straßen (nur Papieraufsuchen) wurde wieder ein großer Betrag ausgegeben. [...] Zur Renovierung historischer Bauten, der reichgeschnitzten Hausfronten des Altdeutschen Gasthauses an der Osterstraße sowie des stolzen Altehans[s]chen Baues neben dem alten Bürgermeisterhaus am Markt, haben der Verein und auch die Stadt Zuschüsse gegeben, ebenfalls nach dringenden Vorstellungen des Vereins der Landeskonservator in Münster.– Die Ruhebänke im Stadtwald bis hinüber zum Hühnerwiem und dem Vierenberge nach Hollenstein (über 250 Stück) wurden 1968 gründlich überholt, zum großen Teil abgehobelt und mit Holzschutzmittel gestrichen, überdies 20 neue Bänke aufgestellt, darunter 10 u.a. an dem von Forstamtmann Meier geschaffenen Waldlehrpfad in der Elkenbrede. [...] Wie Jäger und Heger [...] so versorgt der Verein die von ihm aufgestellten Vogelfutterstellen im Walde. Auch wurden die Nistkästen im Frühjahr gesäubert. [...] Unter ‚Sonstige Ausgaben’ sind Beträge enthalten für den Druck der Mitgliedskarten, des Jahresberichtes und für die Aufstellung eines Denksteines ‚Quellgebiet der Salze’, der an den Quellen der Salze in Solterwisch-Exter im Herbst aufgestellt wurde.”

Die letzten Jahresberichte brachten außer dem Rechnungsabschluss und einigen dürren Informationen über das abgelaufene Jahr hauptsächlich Informationen zur Geschichte des Vereins; stolz wurde alljährlich berichtet, was der Verein für die Stadt und das Bad geleistet hatte. Bis auf die schon jahrelang laufenden Aktivitäten scheint das Vereinsleben spätestens Anfang der 1970er Jahre zum Erliegen gekommen zu sein, wenngleich Stadt und Staatsbad den Verein in dieser Zeit mit gut 10.000 DM jährlich unterstützten, wofür dieser aber auch zahlreiche kommunale Aufgaben erledigte; auch die 1974 in einer weiteren Neuauflage erschienene Waldwegekarte, die immerhin 4000 DM kostete, kam ja in erster Linie den Kurgästen zugute.

Der Grund für die nachlassenden Aktivitäten des Vereins lagen eindeutig im hohen Alter der beiden Vorsitzenden begründet. 1974 war Karl Bachler immerhin 88, sein Stellvertreter Wilhelm Bünemann, der in diesem Jahr verstarb, 83 Jahre alt. Dass es so nicht mehr weitergehen konnte, sah wohl auch Karl Bachler, als er am 2. Januar 1975 an August W. Diekmann, der ja ebenfalls immer noch dem Vorstand angehörte, schrieb: „Unser Wirken im Verschönerungsverein ist nur möglich, wenn die Kurverwaltung und die Stadt mitzieht. [...] Durch das Hinscheiden unseres lieben Wilhelm Bünemann ist ein Vorstandsposten freigeworden. Überhaupt sind die Vorstandssitzungen durch meine Nachlässigkeit schon seit Jahren eingeschlafen. Dieses müßte mit einmal wieder aufleben. Der ganze Vorstand einschl[ießlich] dem Vorsitzenden ist neu zu bilden.” Ob es zu dem von Karl Bachler gewünschten Gespräch mit August W. Diekmann über diese Angelegenheit noch gekommen ist, lässt sich heute nicht mehr nachvollziehen. Gut ein Jahr später, am 24. Januar 1976, verstarb Karl Bachler im 90. Lebensjahr, vielfach geehrt und auch heute in Bad Salzuflen unvergessen. Der Verein allerdings geriet durch die ungeklärte Nachfolgefrage in die schwerste Krise seit seiner ziemlich genau hundert Jahre zurückliegenden Gründung. Zunächst einmal hörte er sogar auf zu existieren.
 

 

Der Ortsverein Bad Salzuflen
des Lippischen Heimatbundes

Bald nach der im Januar 1908 in Detmold erfolgten Gründung des Lippischen Bundes für Heimatschutz und Heimatpflege, des späteren Lippischen Bundes Heimatschutz und heutigen Lippischen Heimatbundes, schlossen sich ihm auch in Salzuflen einige Honoratioren an. Zu den ersten Mitgliedern dürften Leberecht und Wilhelm Hoffmann sowie der Prokurist und spätere Direktor ihres Unternehmens, Friedrich Engelke (1866-1932), gewesen sein, dem von 1908 bis zu seinem Tode die Verwaltung der Salzufler Mitglieder oblag. An den geringen Beträgen, die nach Detmold alljährlich abzuführen waren, aber auch an den beiden überlieferten Mitgliederverzeichnissen wird deutlich, dass die Zahl der Salzufler Mitglieder sehr überschaubar war. Das im Juni 1912 aufgestellte Verzeichnis weist neben Friedrich Engelke lediglich acht weitere in Salzuflen wohnende Mitglieder auf, darunter die drei Brüder Hoffmann sowie zwei Kaufleute und drei Akademiker. Bis zum Erscheinen des nächsten Verzeichnisses, das während des Ersten Weltkrieges entstand, kamen nur drei weitere Mitglieder hinzu, darunter der aus Bielefeld nach Bad Salzuflen verzogene Industrielle Nikolaus Dürkopp (1842-1918). Überdies gehörten der Magistrat von Salzuflen und der Verschönerungsverein dem Lippischen Bund für Heimatschutz und Heimatpflege als so genannte korporative Mitglieder an.

In der Nachfolge seines Vaters übernahm ab 1932 Walther Engelke die Betreuung der Bad Salzufler und Schötmaraner Mitglieder. Letztere waren wohl auch bereits von Friedrich Engelke betreut worden; bis zum Jahre 1916 hatten sich dem Verein dort nämlich vier Personen angeschlossen, bis Ende der 1930er Jahre waren zwei weitere Schötmaraner hinzugekommen. Demgegenüber hatte sich der Mitgliederbestand in Bad Salzuflen nach dem Ersten Weltkrieg stetig erhöht und war bis Ende der 1930er Jahre auf 30 bis 35 Personen angewachsen. Nach wie vor wurde der Mitgliedsbeitrag in der Regel von einem Boten eingezogen, der im Gegenzug den gedruckten Jahresbericht aushändigte; auch Friedrich Engelke hatte lediglich die Abrechnung und die Überweisung getätigt und das lästige Geldeinsammeln einer anderen Person übertragen. Ein eigenständiges Vereinsleben auf lokaler Ebene gab es nicht; nur ganz gelegentlich trat der Bund in Bad Salzuflen durch eine Veranstaltung in Erscheinung. Exemplarisch sei hier ein Lichtbildervortrag mit dem Titel „Technik, Wirtschaft und Heimatschutz” erwähnt, den der Geschäftsführer des Deutschen Bundes Heimatschutz auf Einladung des lippischen Zweigvereins Anfang März 1926 im Bad Salzufler „Kaiserhof” hielt.

Als der nunmehr als Lippischer Heimatbund firmierende Verein nach dem Zweiten Weltkrieg seine Tätigkeit wieder aufnahm, dauerte es nicht lange, bis sich ihm auch in Bad Salzuflen und Schötmar wieder Mitglieder anschlossen. Wiederum war es Walther Engelke, der sich „nach Rücksprache mit Herrn Wilhelm Hoffmann und Herrn Karl Bachler” im Juli 1948 ein Schreiben an den Bund richtete, in dem er sich bereit erklärte, die Kassenführung wieder zu übernehmen, was dankbar angenommen wurde. Im Auftrag des Lippischen Heimatbundes kümmerte sich Walther Engelke in den folgenden Jahren um die Beitragserhebung, ohne dass es – trotz steigender Mitgliederzahlen – zunächst zur Gründung eines Ortsvereins kam.   

 

Gründung und Aufbau des Heimatbund-Ortsvereins

Erst Anfang der 1960er Jahre zeigte sich, dass angesichts eines kontinuierlichen Mitgliederzuwachses die Gründung eines Ortsvereins des Lippischen Heimatbundes in der Salzestadt überaus wünschenswert wäre. Aus diesem Grunde wandte sich der damalige Vorsitzende Wilhelm Süvern, wie bereits dargestellt, zunächst an Karl Bachler, um eine Zusammenarbeit mit dem von ihm geleiteten Traditionsverein herbeizuführen. Nachdem Karl Bachler diese im Jahre 1962 definitiv ausgeschlagen hatte, die Zahl der Einzelmitglieder aber bis zum Juli 1963 auf 181 angewachsen war, setzte Wilhelm Süvern alles daran, einen eigenständigen Ortsverein in Bad Salzuflen zu installieren. Als Ansprechpartner hatte er sich dazu den Goldschmiedemeister Hermann Busch auserkoren, der seit einiger Zeit die Wandergruppe des Heimat- und Verschönerungsvereins leitete. Denn schon im April 1963 hatte Wilhelm Süvern sein Vorgehen damit begründet, dass „wir damit direkt in den Vorstand des Heimat- und Verschönerungsvereins hineinstoßen. Es ist immer noch meine Absicht, diesen Verein zum Träger unserer dortigen Arbeit zu machen [...].” Und so ließ er Hermann Busch Anfang Januar 1964 wissen: „Zweierlei liegt mir am Herzen: 1. Die Bildung einer dort[igen] Ortsgruppe bezw. Übernahme der Ortsarbeit durch den dort[igen] Verein. 2. Das Wanderwesen im LHB. Für beides bitte ich Sie, sich einzusetzen. Wir können die nun mehr als 200 Salzufle[r] Mitglieder nicht länger mehr unbetreut lassen. [...] Wir wollen ja dem dort[igen] Verein alle örtl[iche] Arbeit u[nd] alles Vermögen lassen, ihm Vorträge u[nd] auch Mittel liefern, wenn er für uns die örtl[liche] Arbeit übernimmt. Auf dieser Basis muß doch eine Zusammenarbeit möglich sein!”

Nachdem Hermann Busch seine Bereitschaft erklärt hatte, sich für die Gründung eines Heimatbund-Ortsvereins einzusetzen, lud er zusammen mit Amtsgerichtsrat Friedrich Mische (1902-1985) zu einigen Vorbesprechungen und schließlich für den 28. Juli 1964 zu einer allgemeinen Mitgliederversammlung in den „Lippischen Hof” (Mauerstraße 1 a) ein. Nach einer Begrüßung durch Hermann Busch und einer kurzen Ansprache durch den Vorsitzenden des Lippischen Heimatbundes, in der er auf die „Situation in Bad Salzuflen” hinwies, schritten die gut 30 Anwesenden zur Vorstandswahl. Zum Vorsitzenden des neuen Ortsvereins des Lippischen Heimatbundes wurde Hermann Busch gewählt, zu seinen Stellvertretern Friedrich Mische und der Internist Dr. Christian Ruppert (1912-1995), das Amt des Kassierers übernahm der frühere Stadtrentmeister Walter Händel (1896-1974). Überdies gehörten dem Vorstand acht Beisitzer an, darunter Karl Bachler, der offenbar in Abwesenheit gewählt worden war, Stadtarchivar Otto Pölert sowie Johanna Textor (1898-1979), womit erstmals eine Frau in den Vorstand eines Bad Salzufler Heimatvereins gewählt worden war. Nach der Wahl wurde über das Ortsstatut der neuen Vereinsgruppe, das der Lippische Heimatbund allen Ortsvereinen zur Verfügung stellte, abgestimmt. Dann folgte ein Vortrag Otto Pölerts über Wüsten, bevor Hermann Busch in einem Schlusswort betonte, „daß es nun Aufgabe des Vorstande[s] sei, durch Farblichtbilder und heimatliche Vorträge in Hoch- und Plattdeutsch Leben in den Verein zu bringen.”

In der folgenden Zeit machte der Heimatbund-Ortsverein durch mehrere Lichtbildervorträge auf sich aufmerksam. Der erste fand im November 1964 im „Lippischen Hof” statt und wurde von Hermann Busch selbst gehalten; er zeigte Dias von Wanderungen durch Lippe sowie einer Studienreise nach London. Aber auch auswärtige Referenten lud der Ortsverein nach Bad Salzuflen ein; standen diese auf der Vortragsliste des Lippischen Heimatbundes, dem so genannten heimatkundlichen Vortragswerk, so wurden die Kosten vom Bund übernommen, alle übrigen mussten vom Ortsverein finanziert werden.

Bis zum 1. Januar 1965 war die Zahl der Mitglieder des noch jungen Ortsvereins auf 236 angewachsen, weitere folgten fast wöchentlich. In diesem Zusammenhang ist an eine Person zu erinnern, die dem Verein einen schier unglaublichen Mitgliederzuwachs bescherte: Otto Franz Krause gen. Krauß (1886-1978). Dieser – beruflich bis ins hohe Alter als Vortragskünstler tätig und seit 1958 in Bad Salzuflen ansässig – schaffte es, zwischen 1962 und 1968 dem Lippischen Heimatbund allein in der Badestadt über 250 Mitglieder zuzuführen. Dass seine intensive Werbetätigkeit zuweilen über das Ziel hinausschoss, soll hier einmal unberücksichtigt bleiben, sondern es soll vielmehr lobend hervorgehoben werden, dass sein Engagement dem Lippischen Heimatbund und dessen Wirken zu einem ungeheuren Bekanntheitsgrad verhalf. Für seine Verdienste wurde ihm bereits im Oktober 1964 die „Goldene Rose”, die höchste Auszeichnung des Lippischen Heimatbundes, verliehen; zu seinem 85. Geburtstag im Jahre 1971 veranstaltete der Ortsverein Bad Salzuflen eine Feierstunde im Kurhaus, die vom Jubilar mitgestaltet wurde.

Angesichts der Tatsache, dass in Bad Salzuflen doch ein traditionsreicher Heimatverein bestand, dessen Vorsitzender sich eines ausgezeichneten Rufes erfreute und dessen Vorstand immer noch zahlreiche Honoratioren angehörten, scheint es auf den ersten Blick unverständlich, dass der neue Verein solch einen enormen Mitgliederzuwachs verzeichnen konnte. Bei näherem Hinsehen wird aber schnell deutlich, dass der Heimatbund dem einzelnen Mitglied – und das unterschied ihn vom Heimat- und Verschönerungsverein – vieles zu bieten hatte. Da waren zum einen die persönlichen Einladungen zu Vortragsveranstaltungen bei freiem Eintritt, da war zum anderen die Möglichkeit, lippische Heimatliteratur zu Vorzugspreisen erwerben zu können, wovon bereits in den 1960er Jahren viele Bad Salzufler Mitglieder Gebrauch machten. Wichtigster Werbeträger für den Heimatbund war jedoch die Zeitschrift „Heimatland Lippe”, die seit 1962 sechsmal jährlich erschien und aus allen Ecken des Lipperlandes berichtete. Hier konnte der an der Geschichte Interessierte genauso etwas Lesenswertes finden wie der Naturfreund oder der Liebhaber plattdeutscher Literatur. Schließlich band die Bezahlung des Mitgliedsbeitrages durch Überweisung oder Bankeinzug die Heimatbund-Mitglieder deutlich enger an den Verband, als es der Bareinzug beim Verschönerungsverein vermochte, der, wie nachweisbar ist, zuweilen nicht einmal in der ganzen Stadt durchgeführt wurde. Wenn dann, wie Karl Bachler selbst in seinem Brief an den Kurdirektor vom Januar 1975 andeutete, jahrelang keine Versammlungen mehr durchgeführt worden sind, so mussten viele Heimatinteressierte fraglos zu der Erkenntnis gelangen, dass der zukunftsträchtigere Verein der Ortsverein des Lippischen Heimatbundes war.

Ziemlich zur selben Zeit, als in Bad Salzuflen ein Ortsverein des Lippischen Heimatbundes gegründet wurde, bildete sich auch im benachbarten Schötmar ein Heimatbund-Ortsverein, über den nur wenig bekannt ist, da sein Vereinsarchiv verloren gegangen ist. Mit seiner Tätigkeit knüpfte dieser Verein in gewisser Weise an den im Dezember 1912 gegründeten Verkehrs- und Verschönerungsverein Schötmar an, dem durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieg nur ein kurzes Dasein beschieden war. Später scheint er nicht wiederbelebt worden zu sein, seine Aufgaben übernahm offenbar der überaus rührige Bürgerverein, aus dem er hervorgegangen war. Den 1964 gegründeten Ortsverein des Heimatbundes, der nach dem Statut den Namen Heimatbund Schötmar führte, leitete der Schötmaraner Rechtsanwalt und Notar Ernst Küster (1925-1988), der die meisten Aktivitäten mit dem Bad Salzufler Verein koordinierte. Ob überhaupt ein eigenständiges Programm angeboten wurde, scheint in der Rückschau fraglich. Bereits kurz nach der Gründung der beiden Heimatbund-Ortsvereine protestierten sie gemeinschaftlich gegen die Errichtung mehrerer Hochhäuser am Hang des Asenberges, gegen den sich auch die Vereinsgruppe Bad Salzuflen-Schötmar des Naturwissenschaftlichen und Historischen Vereins ausgesprochen hatte.

Nach dem plötzlichen Tod des Vorsitzenden Hermann Busch im September 1967 übernahm sein Stellvertreter Friedrich Mische zunächst kommissarisch das Amt des Vorsitzenden des Bad Salzufler Ortsvereins. Dieser lenkte in den folgenden Jahren die Vereinsgruppe mit sehr viel Geschick, in dem er sich immer wieder um einheimische oder auswärtige Referenten für interessante Vorträge bemühte und den Mitgliedern die Möglichkeit zur Teilnahme an Exkursionen – auch Wanderfahrten genannt – eröffnete. Letztere wurden gelegentlich mit der Wandergruppe des Heimat- und Verschönerungsvereins zusammen unternommen. In der Jahreshauptversammlung am 31. März 1969 stand die turnusgemäße Vorstandswahl an, die einige Veränderungen mit sich brachte: Friedrich Mische und Dr. Christian Ruppert wurden in ihren Ämtern als erster bzw. zweiter Vorsitzender bestätigt. Neu hinzu kamen als weiterer stellvertretender Vorsitzender Oberstudienrat Wilhelm Schafmeister (Jg. 1932) sowie Walther Engelke als Schatzmeister, der den erkrankten Walter Händel ersetzte. Im achtköpfigen Beirat saßen u.a. Karl Bachler, Dr. Robert Krecke, Otto Pölert, Johanna Textor, die zur Schriftführerin ernannt worden war, sowie zwei weitere Frauen.

In den späten 1960er und frühen 1970er Jahren griff der Heimatbund-Ortsverein häufig auf dieselben bewährten Referenten zurück. Zu nennen ist hier zu allererst Otto Pölert, der die Ergebnisse seiner Forschungen in dem von ihm betreuten Stadtarchiv bei vielen Gelegenheiten präsentierte; es muss ihm hoch angerechnet werden, dass er die Bad Salzufler mit viel Engagement für die Geschichte ihrer eigenen Stadt immer wieder zu begeistern und zu sensibilisieren versuchte. Häufiger Gast im Ortsverein war auch Friedrich Hohenschwert (Jg. 1921), der Kustos des Lippischen Landesmuseum, der gelegentlich auch Exkursionen des Vereins begleitete. Zur Gestaltung plattdeutscher Abende wurden Laienspielgruppen oder bekannte Vortragskünstler, wie der Lemgoer Interpret Gustav Homeier (1902-1978), in die Badestadt eingeladen. Nicht unerwähnt bleiben darf schließlich die Goldschmiedemeisterin Marianne Busch (1923-1981), die in der Nachfolge ihres Vaters zahlreiche naturkundlich orientierte Diavorträge hielt, die immensen Anklang fanden – auch von Seiten der Kurgäste, denen die Vorträge des Vereins ebenfalls offen standen. Durch die rege Tätigkeit des Vereins sowie die weiter steigende Zahl der Mitglieder entwickelte sich die finanzielle Situation des Ortsvereins so positiv, dass das 1969 eröffnete Museum mit einer Spende in Höhe von 200 DM bedacht werden konnte.

Schied ein Mitglied des erweiterten Vorstands aus, stellte Friedrich Mische in die Zukunft des Vereins gerichtete Überlegungen an, wen er zur Neuwahl vorschlagen könnte. Im Jahre 1970 war sein Augenmerk auf den am Jungengymnasium tätigen Oberstudienrat Wilhelm Haun (Jg. 1923) gefallen. Nachdem sich dieser bereit erklärt hatte, dem Lippischen Heimatbund beizutreten und den vakanten Beiratsposten zu übernehmen, teilte Friedrich Mische der Geschäftsstelle des Bundes in Detmold begeistert mit: „Herr Oberstudienrat Wilhelm Haun [...] ist von mir als neues Mitglied geworben. [...] Er gehört der jüngeren Generation an und hat sich bereit erklärt, aktiv mitzuarbeiten.” 

Seit November 1969 beschäftigte sich der Vorstand mit den nächsten Lippischen Heimattagen, die im September 1971 in Bad Salzuflen stattfinden sollten. Allerdings beschränkten sich die Anstrengungen des Vereins lediglich auf die Sammlung von Ideen, die an die Stadtverwaltung, die die Veranstaltung zusammen mit dem Lippischen Heimatbund vorbereitete, weitergegeben wurden. Höhepunkt der Lippischen Heimattage war dann der Festzug von gut 70 Wagen und Fußgruppen, die am 5. September durch die Salzestadt zogen und sich zum anschließenden Festakt auf dem Salzhof vereinigten, bei dem der nordrhein-westfälische Kultusminister in Vertretung des Ministerpräsidenten als Hauptredner auftrat. Es ist nicht von der Hand zu weisen, dass jedem Bad Salzufler die Bedeutung der lippischen Heimatbewegung eindrucksvoll vor Augen geführt wurde, was auch dazu führte, dass die Zahl der Mitglieder im Ortsverein noch einmal kräftig anstieg und im Jahr der Heimattage 324 erreichte.

Da Friedrich Mische persönlich ein großes Interesse an prähistorischen Fragestellungen hatte, lud er immer wieder – vor allem auswärtige – Referenten nach Bad Salzuflen ein, die über Themen Vorträge hielten, die ganz offenbar den Nerv der Bad Salzufler und der hiesigen Kurgäste trafen. Über einen solchen Vortrag vom 4. Oktober 1971 berichtete er stolz nach Detmold: „4.10.[19]71 Vortrag Freerk Haye Hamkens, Flensburg, über die 'Der Exterstein, seine Geschichte und Bedeutung' mit Lichtbildern. Wegen des ungewöhnlich großen Interesses mußte der Vortrag in den großen Kurhaussaal verlegt werden, der bis auf den letzten Platz besetzt war. Der Vortrag war rein wissenschaftlich gehalten und hätte etwas gekürzt werden können [...]. Die starke Besucherzahl von 250-300 Personen, darunter zahlreiche Kurgäste, war ein bisher einmaliges Erlebnis. Bekanntlich begegneten die Vorträge Hamkens’ in Detmold und Teilweise Lemgo (nicht hier) starker Kritik seitens historischer Kreise, die aber offenbar von Prähistorie wenig verstehen.”

Nach den großen Erfolgen der „Gründerjahre” musste Friedrich Mische in seinem Tätigkeitsbericht für das Jahr 1972 erstmals feststellen, dass das Interesse an den Aktivitäten der beiden Ortsvereine Bad Salzuflen und Schötmar, die trotz der zum 1. Januar 1969 erfolgten Großgemeindebildung immer noch getrennt voneinander verwaltet wurden, geringer geworden sei: „Im Einverständnis mit dem Vorsitzenden Küster des Ortsvereins Schötmar habe ich zu den Veranstaltungen die Mitglieder beider Ortsvereine jeweils eingeladen. Leider ist die Beteiligung des Ortsvereins Schötmar nur sehr gering. Über die Ursachen kann ich keine Angaben machen. Auch in unserem Ortsverein hat die Besucherzahl in diesem Jahr fühlbar nachgelassen. Vielleicht liegt eine gewisse Müdigkeit vor.” Trotzdem konnte Friedrich Mische auch für das abgelaufene Jahr auf durchaus gelungene Veranstaltungen verweisen. Neben der Jahreshauptversammlung, bei der Otto Pölert diesmal zu dem Thema „Salzuflen und sein Wald” gesprochen hatte, konnte er drei weitere Vortragsveranstaltungen von auswärtigen Referenten benennen. Des Weiteren gehörten eine Frühjahrs- und eine Herbstwanderung mit dem Bad Salzufler Förster Heinrich Meier (1920-2000), der viele Jahre dem erweiterten Vorstand des Verschönerungsvereins angehörte, sowie eine „vorgeschichtliche Studienfahrt” unter Führung Friedrich Hohenschwerts in den lippischen Südosten zum Programm. Größtes Interesse rief allerdings die Vorführung des anlässlich der Heimattage gedrehten Films hervor, zu der so viele Mitglieder und Gäste erschienen waren, dass der Saal wegen Überfüllung geschlossen werden musste.

Auf Grund der von Friedrich Mische selbst konstatierten „gewissen Müdigkeit” nahm er sich vor, bei jeder sich bietenden Gelegenheit aktiv neue Mitglieder zu werben. Dies geschah z.B. dadurch, dass er immer wieder mögliche Interessenten persönlich anschrieb. Diesen Einsatz erbat er auch von den anderen Vorstandsmitgliedern, weshalb im Protokoll der Sitzung von 12. November 1973 ausdrücklich festgehalten wurde: „Die Erschienenen wurden gebeten, tüchtig in Bekanntenkreisen, vor allem in der Jugend zu werben. Die Herren Schafmeister und Haun machten auf die Schwierigkeiten des Verständnisses für Heimatbelange in der Jugend aufmerksam.” Tatsächlich dürfte sich das Durchschnittsalter derjenigen, die an den Veranstaltungen teilnahmen – genaue Angaben sind nicht zu ermitteln – zwischen 60 und 70 Jahre bewegt haben.

Im Jahre 1973 setzte sich der Verein intensiv mit dem damals immer aktueller werdenden Thema Umweltschutz auseinander. Im Oktober stand ein Vortrag mit dem Titel „Naturschutz heute” auf dem Programm, an den sich die Vorführung zweier Filme über Wasser- und Luftschutz anschlossen, eine Veranstaltung, die, wie Friedrich Mische selbst zugeben musste, „miserabel besucht” war. Die Gestaltung des Programms für das folgende Jahr war indes von der Ölkrise beeinflusst. Trotzdem ließ Friedrich Mische seinen Freund Dr. Martin Kuhlmann bei der Übersendung der geplanten Fahrten für 1974, „damit etwaige Überschneidungen nach Möglichkeit vermieden werden”, optimistisch wissen: „Ob die Ölkrise Fahrten demnächst ermöglicht, bleibt der Zukunft überlassen. Planen muß man erst mal.”

Seit Anfang der 1970er Jahre bewegte die meisten Bad Salzufler das Thema Altstadtsanierung aufs heftigste. Um zu dieser Materie Informationen aus erster Hand zu bekommen lud der Heimatbund-Ortsverein Claus Matzdorff (Jg. 1930), den Leitenden Baudirektor der Stadt Bad Salzuflen, für den 29. April 1974 zu einem Vortrag ein. Dieser stellte nicht nur die gesetzlichen Rahmenbedingungen der geplanten Sanierungsmaßnahmen vor, sondern unterrichtete die gut 60 Zuhörer auch über den bevorstehenden Komplettabriss der Unteren Mühlenstraße, die der Salzeregulierung zum Opfer fallen sollte. Ferner stellte der Referent die Planungen für die Fußgängerzone der Salzestadt vor, mit deren Bau noch im laufenden Jahr begonnen werden sollte. Auf die Ausführungen reagierten einige Anwesende mit Skepsis und Kritik, insbesondere hinsichtlich des Abbruchs mehrerer Fachwerkhäuser.

Ende 1974 wurde überlegt, ob die beiden Ortsvereine in Bad Salzuflen und Schötmar nicht fusionieren sollten. Die Idee ging vom Bad Salzufler Verein aus, weil die Schötmaraner nichts zum Programm beisteuerten und nur wenige Aktive gelegentlich an den Veranstaltungen in Bad Salzuflen teilnahmen. Die Bemühungen, die Mitglieder einzeln zu einem „Übertritt” zu bewegen, schlugen offenbar fehl, denn der Ortsverein Schötmar blieb auch in den folgenden Jahren selbständig und profitierte von den zahlreichen Angeboten aus dem Ortsverein der Badestadt; an den Kosten hatte er sich jeweils mit einem Drittel zu beteiligen. Beide Ortsvereine zählten zusammen übrigens rund 450 Mitglieder, die seit Mitte der 1970er Jahre nicht mehr zu jeder einzelnen Veranstaltung gesondert eingeladen wurden, sondern in der Regel zwei Halbjahresprogramme zugeschickt bekamen.

In den Jahren 1975 und 1976 bot der Verein weitere Vorträge zu den Themenkomplexen Umweltschutz, Denkmalschutz und Stadtsanierung an. Gelegentlich schlossen sich den Vorträgen entsprechende Exkursionen an, wie z.B. im März 1976, als das Bremer Schnoor-Viertel als Beispiel gelungener Altstadtsanierung besucht wurde; Referat und Führung lagen in Händen eines pensionierten Bremer Oberbaurates. In einer Pressemitteilung über die Bremen-Fahrt schrieb Friedrich Mische anschließend: „Bekanntlich wird der Schnoor als das gelungenste Beispiel einer Stadtsanierung in der Bundesrepublik bezeichnet. Möge es für unsern Stadtkern in der Unteren und Oberen Mühlenstraße und Dammstraße beim Wiederaufbau Vorbild sein!” Das Europäische Denkmalschutzjahr (1975) hatte auch in Bad Salzuflen – allerdings nur bei einigen – seine Spuren hinterlassen!

Nachdem Wilhelm Haun seit 1973 mehrere Tagesfahrten für den Verein organisiert und durchgeführt hatte, bot er im Oktober 1976 erstmals eine Fahrt ins Ausland, und zwar nach Frankreich an. Ziel der Reise war Millau, die südfranzösische Stadt am Tarn, die im Jahr zuvor auf Wilhelm Hauns Initiative Bad Salzuflens Partnerstadt geworden war. Diese Fahrt, an der 35 Heimatfreunde teilnahmen, war im Übrigen nicht nur die erste Auslandsfahrt des Ortsvereins, sondern auch die erste, die sich über mehrere Tage erstreckte. In Erinnerung an die gelungene Veranstaltung fand am 24. November 1976 ein „Französischer Abend” im „Lippischen Hof” statt, zwei Wochen später präsentierte Wilhelm Haun in einem Diavortrag die Höhepunkte der Millau-Fahrt.

Im Januar 1977 gedachte der Ortsverein des 40. Todestages von Dr. Ulrich Volkhausen (1854-1937), der unter dem Pseudonym Korl Biegemann plattdeutsche Gedichte verfasst hatte und zu den bedeutendsten Dichtern lippischer Mundart zählt. Am Beginn der Feierstunde gab Friedrich Mische eine profunde Einführung zu Leben und Werk des Autors von „Twisken Biege un Weern”. Alsdann trug der schon früher in Bad Salzuflen aufgetretene Lemgoer Rezitator Gustav Homeier die einige Texte aus dem umfangreichen Werk Korl Biegemanns vor. Diese fanden so großen Anklang, dass der Künstler mehrere Zugaben geben musste. Der in der Einladung vorgeschlagene anschließende „Klön” fand allerdings nicht statt – die meisten Anwesenden verstanden zwar die vorgetragenen Texte, sahen sich jedoch außer Stande, in „lippsken Platt” Konversation zu treiben.

Auch die Zusammenarbeit mit dem Bad Salzufler Ortsverein des Naturwissenschaftlichen und Historischen Vereins wurde 1977 fortgesetzt. Am 21. März fand eine gemeinsame Vortragsveranstaltung unter dem Titel „Grabbe in heutiger Sicht” statt. Als Gastredner war der Vorsitzende der Detmolder Grabbe-Gesellschaft, Dr. Werner Broer (Jg. 1926), eingeladen worden. Im September desselben Jahres wurde schließlich die zweite Mehrtagesfahrt unternommen. Ziel waren diesmal Stuttgart und der Bodensee. Die Leitung hatten Friedrich Mische und Dr. Ing. Günter Haupt (Jg. 1912), der bereits zuvor durch einige Vorträge und Tagesfahrten zum Themenkomplex Wasser und Wasserversorgung in Erscheinung getreten war. Fast unbemerkt von den meisten Mitgliedern wurden im Verlauf dieses Jahres Verhandlungen geführt, die nicht nur zur Vereinigung der beiden Heimatbund-Ortsvereine, sondern auch einen Zusammenschluss mit dem daniederliegenden Heimat- und Verschönerungsverein führen sollten.
 

 

Der “neue” Heimat- und Verschönerungsverein

Zusammenschluss dreier Vereine und neuer Aufschwung

Gut vier Wochen nach dem Tode Karl Bachlers wandte sich sein Sohn Gerhard an den Bad Salzufler Stadtdirektor, um namens der Familie zu erklären, dass eine Weiterführung des Vereins ihrerseits nicht möglich sei. Gleichzeitig äußerte er aber unter Hinweis auf das nunmehr hundertjährige Bestehen den Wunsch, dass „die Arbeit unseres Vaters [...] in irgendeiner Form fortgesetzt [werde].” Aus diesem Grund stellte Gerhard Bachler der Stadt Bad Salzuflen alle Vereinsunterlagen zur Verfügung; tatsächlich wurden in den folgenden Monaten aber nur einige laufende Angelegenheiten, wie z.B. Akten zur Betreuung des Bismarckturmes, an die Stadtverwaltung abgegeben.

Trotz zahlreicher Bemühungen, den Traditionsverein zu retten, in die sich auch die Stadt Bad Salzuflen einschaltete, die sich sogar im Hauptausschuss mit dem Thema beschäftigte und ein vitales Interesse an einer Weiterführung des Vereins an den Tag legte, konnte das Kernproblem nicht gelöst werden, das darin bestand, einen Vorsitzenden und damit Nachfolger für den legendären Karl Bachler zu finden. In der Presse hieß es seinerzeit: „Mitbürger, die bereit wären, den Vorsitz zu übernehmen und im Sinne der Satzungen die Interessen zu vertreten, sollten unverzüglich mit dem Bürgermeister Kontakt aufnehmen.” Potentielle Interessenten scheuten aber vielleicht nicht nur wegen eines Vergleichs mit Karl Bachlers vor der Übernahme des Amtes des Vorsitzenden zurück, sondern auch weil einige gewichtige Probleme dringend der Lösung bedurften. So musste unbedingt das Verhältnis zum Lippischen Heimatbund geklärt werden – eine Vereinigung mit den beiden Ortsvereinen in Bad Salzuflen und Schötmar schien dringend geboten; der bestehende Zustand konnte doch nur noch als anachronistisch bezeichnet werden. Des Weiteren musste die Stellung der Wandergruppe, die längst keine „Untergruppe”, sondern der einzig aktive Teil des Vereins war, neu definiert werden. Über kurz oder lang wäre also eine völlige Reorganisation des Vereins zwingend erforderlich gewesen.

Mehr als ein Jahr nach Karl Bachlers Tod sah sich Friedrich Mische schließlich veranlasst, eine Besprechung über das weitere Schicksal der Bad Salzufler Heimatvereine anzuberaumen, und lud dazu für den 15. März 1977 Vertreter der verschiedenen betroffenen Vereinsgruppen, des Lippischen Heimatbundes, der Stadt und des Bades in den „Lippischen Hof” ein. Als Ergebnis wurde im Protokoll festgehalten: „Nach eingehender Diskussion der anstehenden Frage kommt man überein, daß der Heimat- und Verschönerungsverein Bad Salzuflen sich dem Lippischen Heimatbund anschließen solle, und zwar soll seine Bezeichnung Verschönerungs- und Wanderverein im Lippischen Heimatbund lauten. Es sollen 2 Fachschaften gebildet werden (Verschönerung und Wandern).” Zunächst einmal vertagte sich die Runde, damit in den einzelnen Gruppen jeweils ein Meinungsbild eingeholt werden könnte.

In den folgenden Wochen machte sich Friedrich Mische daran, eine neue Satzung für den geplanten „Verschönerungs- und Wanderverein” zu erarbeiten; Unterstützung erhielt er dabei von August W. Diekmann. Anfang August 1977 war die neue Satzung fertig und ging allen Beteiligten, die der Gesprächsrunde im März beigewohnt hatten, zu. Gleichzeitig wies Friedrich Mische auf eine gemeinsame Mitgliederversammlung aller betroffenen Vereine hin, die für den 29. August vorgesehen war. Zur großen Überraschung teilte Werner Gaida (1904-1987), der Vorsitzende der Wandergruppe, wenige Tage später Friedrich Mische mit, dass „der Heimat- und Verschönerungsverein mit seiner Wandergruppe” – ein Nachfolger Karl Bachlers war offenbar schon gefunden! – nicht an der Versammlung teilnehmen werde, da „der Führungskreis des Heimat- und Verschönerungsvereins mit dem [...] Satzungsentwurf nicht einverstanden ist.” Stattdessen, so ließ er einige Tage später verlauten, wolle man einen Gegenentwurf vorlegen.

Dreh- und Angelpunkt der aufkommenden Auseinandersetzung war die Behandlung des Vermögens des Heimat- und Verschönerungsvereins, das sich immerhin auf gut 13.500 DM belief. Während die Wandergruppe, quasi als einzige legitime Nachfolgerin des früheren Verschönerungsvereins, das Vermögen allein beanspruchte, waren die anderen Gruppen damit nicht einverstanden, da es ja schließlich zu einer Vereinigung aller beteiligten Gruppen zu einem neuen Verein mit einer gemeinsamen Kasse kommen sollte; außerdem stellte die Wandergruppe ja nur einen Teil des früheren Heimat- und Verschönerungsvereins dar. Abermals wurde die Stadt als Vermittlerin eingeschaltet, die geplante Mitgliederversammlung musste jedoch abgesagt werden. Im Oktober lud Friedrich Mische dann zu einer erneuten Versammlung für den 7. November 1977 ein, den der Vorsitzende der Wandergruppe ebenfalls als inakzeptabel zurückwies. Überraschend erklärte er außerdem: „Fast zwei Jahre lang haben wir uns bemüht, einen Vorstand für den Heimat- und Verschönerungsverein zu finden. Heute können wir Ihnen mitteilen, daß unsere Bemühungen nicht erfolglos geblieben sind. Voraussichtlich wird in einigen Monaten ein neuer Vorstand [...] entstanden sein.” Nun riss allerdings auch Friedrich Mische der Geduldsfaden. Mit unmissverständlichen Worten machte er deutlich, dass er in Absprache mit August W. Diekmann, den er als den einzigen noch verbliebenen Aktiven des Vorstandes des Verschönerungsvereins anerkannte, durchaus berechtigt sei, zu einer „Vereinigungsversammlung” einzuladen.

Tatsächlich fand am 7. November 1977 im „Lippischen Hof” die lange geplante Versammlung statt, deren einziger Tagesordnungspunkt der Zusammenschluss der drei bisher selbständigen Vereine war. Nachdem Friedrich Mische über die zahlreichen Verhandlungen berichtet hatte und kundgetan hatte, dass der Wandergruppe gewisse Sonderrechte eingeräumt werden sollten, falls sie sich zu einem Beitritt zum neuen Verein entschließen könne, warben auch August W. Diekmann und der ebenfalls anwesende Bürgermeister Kurt Dröge (Jg. 1920) für eine Vereinigung der drei Vereine, deren Zielsetzung ja nahezu identisch sei. Letzterer stellte sogar „Finanz- und Verwaltungshilfe” in Aussicht, da die Stadt nicht auf die Aktivitäten eines solchen Vereins verzichten könne. Nachdem schließlich auch ein Vertreter des Schötmaraner Ortsverein signalisiert hatte, dass man nichts gegen einen Zusammenschluss einzuwenden habe, letztlich aber eine eigene Mitgliederversammlung darüber zu entscheiden habe, ließ Friedrich Mische abstimmen. Einstimmig wurde daraufhin beschlossen, die beiden in Bad Salzuflen bestehenden Vereine unter dem Namen Heimat- und Verschönerungsverein Bad Salzuflen zusammenzuführen und dem Lippischen Heimatbund beizutreten. Im Januar des folgenden Jahres sollte bei einer weiteren Versammlung ein neuer Vorstand gewählt werden, zu der alle Mitglieder, die ausfindig gemacht werden könnten, eingeladen werden sollten. Zu Recht wies nämlich ein Anwesender darauf hin, dass einigen Mitgliedern des Verschönerungsvereins ihre Mitgliedschaft gar nicht bekannt sei, da sie sich lediglich in Spendenlisten eingetragen hätten. Nun erwies es sich als Nachteil, dass offenbar nur sehr unregelmäßig eine Mitgliederkartei geführt worden war und immer der gerade Mitglied war, der einen gewissen Betrag spendete.

Als Friedrich Mische im Hinblick auf die nun anvisierte Hauptversammlung den Vorstand der Wandergruppe bat, dass er ihm eine Liste ihrer Mitglieder zur Verfügung stelle, damit auch diese eingeladen werden könnten, wurde dieses Ansinnen im Dezember 1977 brüsk als ein „Eingriff in die inneren Angelegenheiten der Wandergruppe” zurückgewiesen. Ausführlich legte der Vorstand dann noch einmal dar, warum für ihn kein Anschluss an den neu gebildeten Verein in Frage komme: Von einer fairen Partnerschaft könne keine Rede sein, und Karl Bachler hätte einer solchen Vereinigung schon gar nicht zugestimmt. Schließlich warnte der Vorstand Friedrich Mische weiterhin den Namen Heimat- und Verschönerungsverein Bad Salzuflen zu verwenden und sich als dessen Vorsitzender zu bezeichnen. Erst Wochen später ging Friedrich Mische auf dieses Schreiben ein, ohne allerdings von dem eingeschlagenen Weg abzuweichen, nachdem ihm – sozusagen als Friedensgabe – ein Wanderplan für 1978 überreicht worden war. In der Tat sollte sich das Verhältnis in den folgenden Monaten deutlich entkrampfen: Friedrich Mische bekam die Mitgliederliste, es wurden einige Sonderregelungen für die Gruppe als ganze, wie z.B. die Führung einer eigenen Kasse, sowie für diejenigen Mitglieder, die dem Heimatbund beitreten wollten, vereinbart. Letztere sollten drei Jahre beitragsfrei gestellt werden – und das bei Inanspruchnahme aller Leistungen des Lippischen Heimatbundes. Vorerst wurde also eine Entscheidung über eine Trennung oder eine vollständige Vereinigung vertagt.

Jetzt stand nur noch die endgültige Vereinigung der beiden Ortsvereine Bad Salzuflen und Schötmar sowie die Wahl eines Vorstandes des neu gebildeten Vereins bevor, für die eine Hauptversammlung am 1. Februar 1978 angesetzt wurde. Nachdem neun Jahre nach dem Zusammenschluss der beiden Städte Bad Salzuflen und Schötmar einstimmig die Vereinigung ihrer beiden Heimatvereine beschlossen worden war, schritten die Anwesenden zur Vorstandswahl. Dabei wurde Friedrich Mische in seinem Amt als Vorsitzender bestätigt, dem fortan Wilhelm Haun und der Schötmaraner Gustav Stork (1904-1983) als Stellvertreter zur Seite standen. Die Kassengeschäfte blieben weiterhin in den Händen von Walther Engelke, der die schwierige Aufgabe zu bewältigen hatte, die verschiedenen Kassen zusammenzuführen. Zum Schriftführer wurde Wilhelm Schafmeister gewählt, weitere zehn Damen und Herren gehörten dem erweiterten Vorstand an, u.a. August W. Diekmann, Ernst Küster und Otto Pölert. Einige Mitglieder des erweiterten Vorstandes versahen gleichzeitig den Posten eines Fachschaftsvorsitzenden: So war Wilhelm Meyer für den Vogelschutz, Heinrich Meier für den Wald- und Wegeschutz  zuständig, den Maler Emil Schulz-Sorau (1901-1989) hingegen betraute die Versammlung mit der Fachschaft Denkmalschutz und Kultur. Am Schluss dieser richtungsweisenden Zusammenkunft, bei der auch eine Neufassung der Satzung verabschiedet wurde, hielt Otto Pölert einen Vortrag über Dr. Moritz Lenzberg, den ersten Vorsitzenden des vor nunmehr 102 Jahren gegründeten Salzufler Verschönerungsvereins.

Obwohl die Vereinigung der Vereine zahlreiche Anstrengungen, insbesondere für den Vorstand, mit sich brachte, wurde den Mitgliedern dennoch ein abwechslungsreiches Programm übermittelt. Neben einigen Vorträgen wurden 1978 gleich mehrere Fahrten angeboten, von denen zwei ins benachbarte Ausland, und zwar nach Dänemark (Jütland) bzw. nach Frankreich (Bretagne), führten. Außerdem bereitete der Vorstand das Rahmenprogramm zur Jahreshauptversammlung des Lippischen Heimatbundes vor, die am 23. September 1978 im Bad Salzufler Kurhaus abgehalten wurde. Ferner begannen die Vorbereitungen für die Ausgestaltung einer Feierstunde am 3. Februar 1979 zum 125. Geburtstag Korl Biegemanns. Die von Gustav Stork initiierte Veranstaltung wurde maßgeblich von Mitgliedern des Heimat- und Verschönerungsvereins mitgestaltet, genannt seien hier Wilhelm Haun, der eine Einführung zum Leben des Arztes und Autors gab, die von Friedrich Mische vorbereitet worden war, sowie Wilhelm Linnemann (Jg. 1912), Fachstellenleiter Mundartpflege im Vorstand, und weitere „plattdeutsche Freunde”, die Kostproben aus dem Werk des Dichters zu Gehör brachten. Bei den Lippischen Heimattagen, die im September 1979 in Lage stattfanden, beteiligte sich der Verein schließlich mit einer Fußgruppe und einem Festwagen („Bad Salzuflen anno dazumal”), der zusammen mit dem Staatsbad erstellt worden war.

Bereits 1978 hatten mehrere Vorstandsmitglieder, wie Friedrich Mische, Walther Engelke und Emil Schulz-Sorau, teils im Rahmen von Vorstandssitzungen, teils öffentlich mahnend auf die fortschreitende Zerstörung des Bad Salzufler Stadtbildes hingewiesen. In der Folgezeit wurde nicht nur die Umgestaltung des Bereichs Obere / Untere Mühlenstraße kritisch begleitet, sondern auch der Schrecken erregende Ausbau der Rudolph-Brandes-Allee, bei dem nicht nur mehrere Häuser, sondern auch wertvoller alter Baumbestand weichen musste. Leider blieben alle Vorschläge zur Veränderung der Trassenführung unberücksichtigt – die Mahnungen des Vereins verhallten ungehört. Immerhin wurde Emil Schulz-Sorau aber regelmäßig zur Teilnahme an Rats- und Ausschusssitzungen eingeladen, in denen das Stadtbild betreffende Themen auf der Tagesordnung standen.

Mit Interesse musste daher der Vereinsvorstand zur Kenntnis nehmen, dass sich im Verlauf des Jahres 1979 eine Bürgerinitiative zur Erhaltung des historischen Stadtbildes gründete, die nicht mehr hinnehmen wollte, dass ein altes Haus nach dem anderen zugunsten zumeist hässlicher Neubauten weichen sollte. In seinem Jahresbericht für 1979 stellte Friedrich Mische hinsichtlich dieser Bürgerinitiative fest: „[Es handelt] sich um die Initiative von Schülern zur Erhaltung des alten Stadtkernes, ausgelöst letztlich durch den Abriß des Strunk’schen Gebäudes mit dem Turm in der Wenkenstraße [43]. Vorsitzender ist Herr Kornblum, der soeben das Abitur gemacht hat. Der Verein besteht aus 15 Mitgliedern. Engagiert ist bei den Jugendlichen bis jetzt nur ein kleiner Kreis. Mit dem Vorsitzenden habe ich 2 eingehende Besprechungen gehabt. Bei einer kürzlichen Podiumsdiskussion war ich beteiligt. Immerhin hat diese jugendliche Bürgerinitiative nach meinem Eindruck zur Folge gehabt, daß die Stadtväter in ihren Planungen vorsichtiger geworden zu sein scheinen. Ein längeres Gespräch zwischen dem Bürgermeister Dröge und mir hat ergeben, daß wir enger in Fühlung bleiben wollen.” Nennenswerte Erfolge im Kampf um den Erhalt historischer Bauten, die von der Abrissbirne bedroht waren, konnten allerdings in der folgenden Zeit weder die kurzlebige Bürgerinitiative noch der Heimatverein erzielen.

Bei der Jahreshauptversammlung am 21. Januar 1980 kam es zu einem außerplanmäßigen Wechsel im Vorstand: Walther Engelke – seit den 1920er Jahren bereits Mitglied des Lippischen Heimatbundes und seit elf Jahren Schatzmeister des Vereins – stellte sein Amt aus Gesundheitsgründen zur Verfügung, wodurch Friedrich Mische, wie er selbst sagte, „einen treuen Mitarbeiter im Vorstand” verlor. Zum Nachfolger wurde der Schötmaraner August Lambracht (1912-1993) gewählt, der bereits die Kassengeschäfte des früheren dortigen Ortsvereins verwaltet hatte. Das Vereinsvermögen betrug zum Zeitpunkt der Übergabe der Geschäfte fast 20.000 DM und hatte sich seit dem Zusammenschluss der Vereine kontinuierlich vermehrt.

Das weitere Vereinsjahr war wiederum geprägt durch zahlreiche Vorträge und Fahrten. Erwähnt seien die Diavorträge von Marianne Busch über eine Schweiz-Reise und von Emil Schulz-Sorau über sein eigenes Werk, das insbesondere durch die Herausgabe eines Bildbandes einer breiteren Öffentlichkeit bekannt geworden war. Die Fahrten jenes Jahres wurden vor allem durch Wilhelm Haun, der abermals nach Frankreich – diesmal in die Provence und an die Côte d' Azur – aufbrach, Dr. Ing. Günter Haupt und Wilhelm Schafmeister organisiert. Fraglos wurde der Verein durch diese Angebote für immer mehr Bad Salzufler – und zunehmend auch für Neubürger – interessanter und attraktiver. 

Trotzdem standen auch immer wieder Bad Salzufler und lippische Themen auf der Tagesordnung. So wurde z.B. die Anfang März 1980 eröffnete Ausstellung für den Maler Edwin Fritzsche (1876-1952) maßgeblich vom Heimat- und Verschönerungsverein unterstützt. Wieder einmal war es Friedrich Mische, der nicht nur Verbindungen zu potentiellen Leihgebern herstellte, sondern auch die Ausstellung in der Bürgerhalle durch einen diesen bedeutenden Maler würdigenden Einführungsvortrag eröffnete. Zum Thema Verschönerung und Erhalt des Stadtbildes konnte Friedrich Mische in diesem Jahr nach Detmold melden: „Mehrfache Besprechungen und Verhandlungen mit Vertretern der Stadt galten der Salzhofgestaltung, wozu wir uns auch schriftlich geäussert hatten, und der Sanierung von unter Denkmalschutz stehenden Häusern. Unser Ortsverein stellt für 1979/80 ingesamt 4000,- DM zu[r] Verfügung.” Dabei handelte es sich um finanzielle Unterstützungen für Renovierungsmaßnahmen an den Baudenkmälern Parkstraße 36/38 und Lange Straße 33.

 

Hüter und Mehrer des Erbes  die Ära Wilhelm Haun

Ein neues Kapitel in der Vereinsgeschichte wurde im Januar 1981 aufgeschlagen: Bei der Jahreshauptversammlung im „Lippischen Hof” gab Friedrich Mische sein Amt als Vorsitzender auf, woraufhin sein Stellvertreter Wilhelm Haun zu seinem Nachfolger gewählt wurde. In einer Laudatio fasste Wilhelm Haun die große Verdienste seines Vorgängers noch einmal zusammen: „Sie haben mit großem Eifer und viel Arbeitsaufwand den Ortsverein Bad Salzuflen geleitet. Bis heute fanden unter Ihrer Leitung über 60 Exkursionen und fast 50 Vorträge statt. Alle Fahrten haben dazu beigetragen, das Heimatempfinden zu wecken, die Liebe zur Natur und Kulturgeschichte zu stärken. Die Vorträge, die sich immer eines sehr guten Besuches erfreuten, vermittelten uns Kenntnisse, die von der Vorgeschichte über alle naturkundlichen Fragen und über die spezielle Geschichte der Stadt Bad Salzuflen bis hin zu den Problemen der modernen Ökologie reichten. In den meisten Fällen sind die Redner durch Ihr persönliches Engagement verpflichtet worden. [...] Die Ortsgruppe umfaßt [...] über ein halbes Tausend Mitglieder, mit der Wandergruppe sind es über 600, während bei der Gründung [...] die Mitgliederzahl ein gutes Dutzend betrug.” Anschließend erhielt Friedrich Mische eine Urkunde, die ihn zum Ehrenvorsitzenden erklärte, sowie ein Aquarell, das Emil Schulz-Sorau angefertigt hatte und das den Sunderhof in Retzen zeigte, in dessen Nähe der Geehrte geboren wurde.

Wenngleich Friedrich Mische auch den Sitz im Vorstand des Lippischen Heimatbundes, der ihn im Oktober 1979 für seinen Einsatz mit der „Silbernen Rose” ausgezeichnet hatte, aufgegeben hatte, mochte er sich nicht ganz zurückziehen. Wenige Tage nach dem Ausscheiden aus dem Amt, nannte er seinem Nachfolger einige Personen, die diesem bei der Erfüllung seiner Aufgaben – vor allem bei der Erledigung von Schreibarbeiten, die nicht unbedingt von den Vorstandsmitgliedern erledigt wurden – behilflich sein würden, wobei er an erster Stelle seine eigene Adresse angab. Ferner organisierte er einige Fahrten, nahm weiterhin an den Sitzungen des Vorstandes teil, verfasste einen Beitrag für die zum 80. Geburtstag Emil Schulz-Soraus geplante Festschrift und erledigte noch manchen Schriftverkehr für den Verein. So formulierte er im November 1983 einen Einspruch gegen den geplanten Neubau der Bundesstraße 239, der einen erheblichen Eingriff in das Landschaftsbild bedeutet hätte. Bis in das Jahr seines Todes (1985) nahm er Anteil am Vereinsleben.

Im Dezember 1981 teilte Werner Gaida namens der Wandergruppe mit, dass sich diese als eigenständiger Verein unter der Bezeichnung Wanderfreunde Bad Salzuflen in das Vereinsregister habe eintragen lassen. Damit löste sich die fast 50 Jahre zuvor von Karl Bachler gegründete Wandergruppe endgültig vom Heimat- und Verschönerungsverein, wenngleich viele Wanderer inzwischen die Mitgliedschaft des Lippischen Heimatbundes erworben hatten. Tatsächlich gab es ja zuletzt auch kaum noch Berührungspunkte zwischen den beiden Gruppen, zu sehr hatte die Wandergruppe, die auffallend viele Bad Salzufler Neubürger an sich band, ein Eigenleben entwickelt. Einzige gemeinsame Klammer beider Gruppen war Karl Bachler gewesen, dessen Andenken im Wanderverein bis heute hochgehalten wird. Erinnert sei in diesem Zusammenhang daran, dass es die Wandergruppe war, die sich für die Errichtung des Karl-Bachler-Gedenksteines (1977), die Pflege des Karl-Bachler-Weges sowie den Bau einer Schutzhütte (1982), die ebenfalls den Namen des Bad Salzufler Wandervaters trug und nach mutwilligen Zerstörungen 1998 abgerissen werden musste, einsetzte. 

In den nächsten Jahren bot der Heimat- und Verschönerungsverein seiner ständig wachsenden Anhängerschaft ein abwechslungsreiches Programm, bestückt mit Diavorträgen und vor allem Tages- und Mehrtagesfahrten. Insbesondere das Nachbarland Frankreich wurde durch die besondere Affinität des Vorsitzenden zu diesem Land, dessen Sprache er unzähligen Schülern und Schülerinnen lehrte, zu einem bevorzugten Reiseziel. Dabei wurde nicht nur Millau, Bad Salzuflens Partnerstadt, angesteuert, sondern auch alle möglichen anderen Ecken und Winkel, die landschaftlich oder kulturell reizvoll und lohnend erschienen. Dabei achtete der Verein stets darauf, dass seine Aktivitäten in der Presse kundgetan wurden, was wiederum zu einem Zulauf weiterer Reiselustiger führte; Anfang 1984 zählte der Verein 620 Mitglieder.

Trotz dieser regen Ausflugstätigkeit vergaß der Verein nie seine eigentlichen Ziele, wozu ja bis heute vorrangig die Verschönerung der Stadt gehört. Als sich z.B. 1982 die Klagen über den verwahrlosten Zustand des Rudolph Brandes-Obelisken mehrten, wandte sich der Verein an den Stadtdirektor und schlug vor, das Denkmal renovieren zu lassen. Ferner sollte eine Tafel mit Hinweisen zum „bedeutendsten Wissenschaftler und Forscher unserer Stadt” angebracht werden. Zur Verwirklichung dieser Maßnahmen stellte der Verein die Übernahme des größeren Teils der Kosten in Aussicht. In Zusammenarbeit mit dem Kur- und Verkehrsverein, der 40% der Kosten übernahm, konnte die Instandsetzung des Denkmals im Sommer 1983 durchgeführt werden. Im Dezember desselben Jahres stellte der Verein einen erheblichen Betrag zur Konservierung des Renaissance-Giebels des Hauses Am Markt 34 zur Verfügung; die Renovierung des Nachbarhauses (Am Markt 32) wurde gut zwei Jahre später finanziell unterstützt, ein Zuschuss für das Baudenkmal Am Markt 36 folgte im Dezember 1986.

Dass insbesondere mehrtägige Reisen einen großen Organisationsaufwand erforderten, diese Erfahrung machten vor allem diejenigen, die alljährlich die zahlreichen Fahrten vorbereiteten und durchführten – allen voran Wilhelm Haun. Dieser hatte für 1985 eine mehrtägige Fahrt in die DDR geplant, die kurzfristig von den dortigen Behörden abgesagt wurde. Stattdessen wurde ein anderes Ostblockland angesteuert – die Tschechoslowakei. Hier standen die Besichtigung der „goldenen Stadt” Prag sowie der Besuch der Bäder Karlsbad und Marienbad auf dem Programm. Im Rundschreiben machte Wilhelm Haun ausdrücklich darauf aufmerksam, dass die Einfuhr tschechischer Geldsorten verboten sei, aber: „DM und andere westliche Devisen können in jeder Höhe ein- und auch ausgeführt werden. Deutsches Geld kann bei den Staatsbanken, in Reisebüros und Interhotels in jeder Menge umgetauscht werden.”

Im Jahre 1986 unterstützte der Heimat- und Verschönerungsverein nach vielen Jahren wieder einmal die Herausgabe eines Buches. Im Hinblick auf den bevorstehenden 100. Geburtstag Karl Bachlers hatte sich sein Sohn Gerhard, der durch mehrere Bücher zu einem bekannten Autor avanciert war, vorgenommen, eine Biographie seines Vaters zu verfassen. Mit Unterstützung des Vereins sowie der Bad Salzufler Sparkasse legte Gerhard Bachler ein Buch mit dem Titel „Mein Vater war ein Wandersmann” vor, in dem das umfangreiche Wirken Karl Bachlers dargestellt wurde. Dass dabei der Verein vielfach Erwähnung fand, braucht nicht besonders betont zu werden. Auf eine eigene Gedenkfeier zum 100. Geburtstages Karl Bachlers hatte der Verein verzichtet; diese veranstalteten die Wanderfreunde Bad Salzuflen am 22. Juni 1986 am Karl Bachler-Gedenkstein, zu der als Hauptredner August W. Diekmann verpflichtet worden war.

Bei einer erweiterten Vorstandssitzung im Februar 1987 machten sich die Anwesenden Gedanken, wie die Feierlichkeiten im Zuge des im folgenden Jahr anstehenden Stadtjubiläums Bad Salzuflens – gefeiert wurde der 500. Jahrestag der Verleihung der Stadtrechte – seitens des Vereins bereichert werden könnten. Dazu wurde vorgeschlagen, die mit großem Erfolg in Enger gezeigte Ausstellung zum Thema Herforder Kleinbahnen nach Bad Salzuflen zu holen, ein Vorhaben, das sich nicht hat bewerkstelligen lassen. Stattdessen wurde eine Ausstellung von Fotos, die die zahlreichen Jugendstilfassaden Bad Salzuflens zeigten, initiiert. Ferner beantragte der Vorstand beim Lippischen Heimatbund, die Mai-Ausgabe 1988 der Zeitschrift „Heimatland Lippe” ganz der Stadt Bad Salzuflen zu widmen, was auch erreicht werden konnte. Erwähnt sei noch, dass sich der Verein auch am Historischen Markt und am großen Festumzug am 26. bzw. 29. Mai 1988 beteiligte.

Für die „Gelbrote Mappe”, mit der der Lippische Heimatbund von Zeit zu Zeit u.a. auf Missstände im Erscheinungsbild der lippischen Städte und Dörfer aufmerksam machte, hatte der Bad Salzufler Ortsverein im Hinblick auf das Stadtjubiläum eine Mängelliste eingeschickt, in der er feststellte: „Die Stadt ist mit beachtlichem Erfolg bemüht, sich zum nächstjährigen Stadtjubiläum in bestmöglicher Weise zu präsentieren. Das verdient hohe Anerkennung. Um so bedauerlicher ist es, wenn inmitten der sonst gepflegten Altstadt einzelne Hausgrundstücke einen denkbar schlechten Eindruck machen.” Benannt wurden dann die halbrestaurierten Bauten Schennershagen 9 und Turmstraße 13 sowie das bis auf den heutigen Tag unbebaute Grundstück Lange Straße 11. Schließlich mahnte der Verein die dringend notwendige Restaurierung der Reliefs am Brunnenhaus über der Paulinenquelle an.

Im Rahmen der Jahreshauptversammlung am 21. Januar 1989 konnte Wilhelm Haun mit der Buchhändlerin Sigrid Köster (Jg. 1938) das 700. Mitglied des Heimat- und Verschönerungsvereins begrüßen. Ansonsten musste sich die Versammlung mit dem Entwurf einer neuen Satzung beschäftigen, wobei auf eine vom Lippischen Heimatbund erarbeitete Mustersatzung zurückgegriffen werden konnte, die den Ortsvereinen steuerliche Vergünstigungen verschaffte. Hinsichtlich des Jahresprogramms konnte Wilhelm Haun erneut auf mehrere Fahrten verweisen, von denen zwei ins Ausland – zur Isle of Wight bzw. nach Venedig und Oberitalien – führen sollten. Während der Vorstandssitzungen wurde in diesem Jahr diskutiert, inwieweit sich der Verein für das zwei Jahre zuvor gegründete Umweltzentrum Heerser Mühle bzw. dessen Trägerverein engagieren sollte. Da eine Mehrheit dem Umweltzentrumsprojekt skeptisch gegenüberstand, wurde beschlossen, dem Trägerverein zunächst nicht beizutreten und „die weitere Entwicklung des Umweltzentrums abzuwarten.”

Die nächste Jahreshauptversammlung am 13. Januar 1990 bestätigte Wilhelm Haun und seinen Stellvertreter Dr. Ing. Günter Haupt in ihren Ämtern als Vorsitzende des Vereins. August Lambracht hingegen legte aus Altersgründen sein Amt als Schatzmeister nieder; an seiner Stelle wurde Hermann-Josef Günther (Jg. 1921) gewählt. In der Ära Lambracht hatte sich das Vermögen des Vereins um weitere 10.000 DM erhöht, was natürlich vor allem auf die stetig steigende Mitgliederzahl zurückzuführen war. Endlich konnte bei dieser Jahreshauptversammlung auch die neue Satzung verabschiedet werden, nachdem die eine oder andere Änderung auf Veranlassung des Finanzamtes eingefügt worden war.

Im Frühjahr 1990 wandte sich Stefan Wiesekopsieker (Jg. 1964), der sich neben seinem Studium mit der Geschichte Bad Salzuflens beschäftigte, an den Verein und bat finanzielle Unterstützung für die Herausgabe eines Buches über Hoffmann’s Stärkefabriken. Wilhelm Haun stellte das Projekt im Vorstand vor, woraufhin dieser beschloss, die Abnahme von hundert Exemplaren zu garantieren. Das Buch wurde ein riesiger Erfolg und erlebte vier Jahre später sogar eine zweite Auflage. Der Verein aber hatte nicht nur ein – in der Rückschau – gutes Projekt unterstützt, sondern auch ein neues Mitglied gewonnen.

Ab 1986 kam es zum Aufbau eigenständige Heimatvereine in einigen Ortsteilen der Großgemeinde. Den Anfang machte Bexten, wo sich im November 1986 ein Heimatverein gründete; ihm folgten Holzhausen-Sylbach (1990), Werl-Aspe (1992) und jüngst Wüsten, die – bis auf den letztgenannten – alle sofort dem Lippischen Heimatbund beitraten. Wenngleich die Zahl der Mitglieder des Heimat- und Verschönerungsvereins außerhalb der Ortsteile Bad Salzuflen und Schötmar stets sehr gering war, wechselten dennoch immer ein paar in die neu gegründeten Vereine über. Im Fall der Gründung des Ortsvereins Holzhausen-Sylbach wurde dem Heimat- und Verschönerungsverein seitens der Detmolder Geschäftsstelle lediglich schriftlich mitgeteilt, welche Mitglieder fortan vom neuen Ortsverein betreut würden; persönliche Gespräche mit den Betroffenen wurden offenbar nicht geführt. Der Heimat- und Verschönerungsverein hatte in diesem Fall den Verlust von 20 Mitgliedern zu verschmerzen.

1991 wurden nach jahrelanger Unterbrechung erstmals wieder Veranstaltungen mit dem Ortsverein Bad Salzuflen des Naturwissenschaftlichen und Historischen Vereins zusammen durchgeführt, so z.B. die Vorstellung des Buches „Eine Fürstin unterwegs. Reisetagebücher der Fürstin Pauline zur Lippe” und die Tonbildschau über zwei Bad Salzufler Frauenschicksale. Im selben Jahr wurde auch das Umweltzentrum Heerser Mühle in Augenschein genommen, dem man nun offenbar nicht mehr so ganz ablehnend gegenüberstand. Die inzwischen erfolgte Vereinigung der beiden deutschen Staaten eröffnete dem Heimatverein viele neue Reiseziele im Osten Deutschlands. Vorreiter war wieder einmal Wilhelm Haun, der im Mai 1991 eine Reise nach Mecklenburg-Vorpommern durchführte, die den Beteiligten Wismar, Rostock, Stralsund, Rügen und Usedom näher brachte. Insbesondere die Insel Usedom wurde in späteren Jahren immer wieder ein beliebtes Ziel des Heimat- und Verschönerungsvereins. Leider brachte die Organisation von Fahrten auch zuweilen Ärger ein. Nachdem eine für Juni 1991 geplante Studienreise ins Sauerland auf Grund zu geringer Teilnehmerzahl abgesagt werden musste, kamen auf die Vereinskasse nicht unerhebliche Stornierungskosten zu, deren Bezahlung im Vorstand heftig umstritten war.

Als der Vorstand im Zuge der Renovierung der heutigen „Gelben Schule” hörte, dass das Gebäude künftig auch als Begegnungsstätte für Bürger genutzt werden sollte, stellte Wilhelm Haun im April 1992 beim Stadtdirektor den Antrag, dem Verein „einen kleinen Raum für Bücher und als Archivzimmer für die Arbeit des Vorstandes zu überlassen.” Wenngleich dem Verein nach Abschluss der Renovierungsarbeiten kein eigener Raum zur Verfügung gestellt wurde, so nutzte er insbesondere den „Großen Saal” fortan immer wieder für Veranstaltungen. Fernziel des Vereins sollte es aber sein – und hierauf zielten die Überlegungen des damaligen Vorstandes wohl ab –, eine eigene Geschäftsstelle – möglichst im Zentrum der Stadt – zu schaffen, die andere vergleichbare Vereine, z.B. in Lemgo oder Lage, seit langem haben.

Bei der Jahreshauptversammlung des Jahres 1993 wurde Wilhelm Haun abermals im Amt bestätigt. Infolge des Rücktritts von Dr. Ing. Günter Haupt wurde der Posten des stellvertretenden Vorsitzenden vakant. Einstimmig wurde die Apothekerin Elisabeth Meyer (Jg. 1917), die bereits seit einigen Jahren dem erweiterten Vorstand angehörte, zur Nachfolgerin gewählt. Außerdem wurde den 126 Anwesenden mitgeteilt, dass der Verein dem Trägerverein des Umweltzentrum beigetreten sei, der noch im laufenden Jahr für das Projekt Trockenmauer eine Zuwendung in Höhe von 1000 DM erhielt. Ferner wurde zur seinerzeitigen Deponie-Diskussion im Protokoll festgehalten: „Nach einstimmiger Versammlung ist es Sache des Heimatvereins, sich gegen den Standort einer Sondermülldeponie in Bad Salzuflen[-Lockhausen] auszusprechen.” Und im Pressebericht wurde die Stellungnahme eines Mitglieds festgehalten, der wörtlich sagte: „Wenn ich zur Kur fahren möchte und hörte, daß in der näheren Umgebung des Kurortes eine Giftmülldeponie bestünde, würde ich einen anderen Kurort wählen.”

Neben der schon erwähnten Spende für das Umweltzentrum unterstützte der Verein auch noch andere Projekte. So erhielt der Naturschutzbund 5000 DM zum Ankauf zweier ökologisch wertvoller Flächen im Ortsteil Ehrsen-Breden in der Nähe von Grünau, des Weiteren wurde die Neuauflage des Bad Salzufler Wanderplanes mit 1000 DM gefördert, womit der Verein eine alte Tradition fortsetzte. Damit hatte der Verein allein im Jahre 1993 7000 DM, und damit mehr als er durch Mitgliedsbeiträge einnahm, an Spenden ausgeschüttet. Ehrenvoller Abschluss dieses Jahres war die Abhaltung der Jahreshauptversammlung des Lippischen Heimatbundes am 6. November im Bad Salzufler Kurhaus.

Ende 1993 teilte August W. Diekmann dem Vorsitzenden mit, dass er aus gesundheitlichen Gründen sein Beisitzeramt im Vorstand aufzugeben beabsichtige. Diesem Wunsch wurde mit großem Bedauern entsprochen, denn August W. Diekmann hatte nicht nur – mit Unterbrechungen – fast 60 Jahre dem Vorstand angehört, sondern stellte vor allem während seiner Tätigkeit als Kurdirektor wie einst Otto Sachse und Gustav Horstmann eine wichtige Brücke zwischen Verein und Staatsbad dar. In den letzten Jahren seiner Vorstandsarbeit hatte August W. Diekmann nahezu die gesamte Pressearbeit für den Verein erledigt. Umfangreiche Berichte über Fahrten und Vorträge entstammten seiner Feder und verschafften dem Verein ein hohes Ansehen. Im Rahmen der Jahreshauptversammlung am 16. Februar 1994 wurde den versammelten Mitgliedern Stefan Wiesekopsieker als Nachfolger August W. Diekmanns im Beirat vorgestellt.

Im Jahre 1994 hatte der Verein den Verlust einiger Heimatfreunde aus den Ortsteilen wettgemacht und zählte wieder mehr als 700 Mitglieder. Das attraktive und vielseitige Programm dieses Jahres beinhaltete 18 Veranstaltungen, darunter drei mehrtägige Studienfahrten und sieben Tages- bzw. Halbtagesfahrten, die sich besonderer Beliebtheit erfreuten und stets mehr als ausgebucht waren. Am 27. August 1994 nahm der Verein erstmals am Umwelttag des Umweltzentrums teil. Klapptisch, Sonnenschirm und einige ältere „Heimatland Lippe”-Hefte, die zu Werbezwecken abgegeben wurden, bildeten die Grundausstattung des ersten Informationsstandes des Heimat- und Verschönerungsvereins. Seit diesem Jahr nimmt der Verein regelmäßig an den alljährlichen Umwelttagen teil, wobei im persönlichen Gespräch manches Mitglied geworben werden konnte.

Im Jahre 1995 unterstützte der Verein abermals eine Bad Salzuflen-Publikation mit einem Startkapital, so dass im November 1995 das erste „Jahrbuch Bad Salzuflen” erscheinen konnte, das mehrere Beiträge zur Geschichte der Badestadt und ihrer Ortsteile sowie einen Rückblick auf die Ereignisse des vergangenen Jahres vereinigt. Doch auch die eigene Vereinsgeschichte wurde im Verlauf des Jahres bei mehreren Vorstandssitzungen thematisiert. So wies Stefan Wiesekopsieker bereits Ende 1994 auf das damals in weiter Ferne stehende 125-jährige Bestehen des Vereins im August 2001 hin, woraufhin zunächst beschlossen wurde, eine Sichtung alter Unterlagen vorzunehmen. Diese sollten dann im Stadtarchiv deponiert werden, weil sich dort bereits einige ältere Unterlagen aus dem Nachlass Karl Bachlers befanden. Nachdem in den folgenden Jahren zahlreiche Akten aufgespürt worden war, wurden sie im Jubiläumsjahr zu einem Bestand zusammengefasst und verzeichnet.

Das zentrale Thema des Jahres 1995 war die Entwicklung auf dem Gelände der ehemaligen Hoffmann’s Stärkefabriken. Nachdem das Unternehmen liquidiert und seinen Sitz zum 1. Oktober 1993 nach Hamburg verlegt hatte, wurde auf vielen Ebenen die Zukunft des riesigen Fabrikareals diskutiert. Dem Heimat- und Verschönerungsverein ging es in den nachfolgenden zum Teil hitzigen und unsachlich geführten Debatten mit Behörden und Investoren darum, insbesondere stadtbildprägende Gebäude auf Dauer zu erhalten und mit neuem Leben zu erfüllen sowie einen inzwischen begonnenen Abriss großer Teile der Fabrikanlagen zu verhindern. Um das Schlimmste zu verhüten, wandte sich der Verein im Mai 1995 hilfesuchend an den zuständigen Minister in Düsseldorf. In diesem Schreiben wurde einerseits auf die große Bedeutung des Werkes für die Stadt und ihre nächste Umgebung hingewiesen, andererseits vorgeschlagen, insbesondere den charakteristischen Werkseingang, bestehend aus Bürohaus, Uhrenturm und Maschinenhaus zu erhalten. Dessen ungeachtet gingen die Abbrucharbeiten auf dem Gelände stetig voran – im September fiel der Uhrenturm, ein Wahrzeichen Bad Salzuflens. Die Forderung des Ministeriums, „auch ohne Denkmalschutz” die Hoffmann’s-Ära „im Erscheinungsbild [der] Stadt erfahrbar zu halten”, wurde seitens der Stadt Bad Salzuflen bei ihren weiteren Planungen leider nicht umgesetzt.

Während die Umgestaltung des Geländes, die ja durch die Ansiedlung neuer Firmen durchaus positive Züge aufwies, in der Regel begleitet von Baggern und Abrissbirnen voranschritt, bemühte sich der Verein, zumindest darum, die Erinnerung an das einstige Weltunternehmen zu wahren. So hat der Verein seit 1995 immer wieder Veranstaltungen in sein Programm aufgenommen, die mit dem Thema Hoffmann’s Stärkefabriken zu tun haben, wohl wissend, dass zahlreiche Mitglieder früher dort gearbeitet haben oder in einer anderen Beziehung zu dieser Firma stehen. Genannt seien hier der Besuch der Reklame-Ausstellung im Schloss Brake (1995), der Vortrag über den für die Firma tätigen lippischen Künstler August Ewerbeck (1995), der Besuch der August Ewerbeck-Ausstellung im „Haus Eichenmüller” in Brake (1996), der Leberecht Hoffmann-Vortrag (1999) sowie die Vortragsreihe zum 150. Gründungstag der Firma (2000). Als das Bad Salzufler Stadtarchiv schließlich ein wichtiges Aktenkonvolut, das in die Hände eines Antiquitätenhändlers geraten war, zur Komplettierung des Firmenarchivs zurückkaufen musste, brachte der Verein einen nicht unerheblichen Teil der verlangten Summe auf.

Noch vor dem Abriss des Uhrenturmes regte der Heimat- und Verschönerungsverein, der sich aus den Reihen der Politik nachsagen lassen musste, dass er durch seine Initiativen die Schaffung von Arbeitsplätzen verhindere und eine einseitige Glorifizierung der Firma betreibe, die Einrichtung einer Dauerausstellung zur Geschichte des Unternehmens auf dem ehemaligen Werksgelände an. Wenngleich zur Jahreswende 1995/96 zwischen dem Verein und der Stadt durchaus ernste Gespräche geführt wurden und sogar mehrere Gebäude, wie z.B. der Speisesaal oder die dahinterliegende Kegelbahn, vorgeschlagen wurden, konnten keine weiteren Schritte unternommen werden, da immer gerade die in Aussicht genommenen Bauten abgerissen werden mussten oder ein Verkauf seitens der jeweiligen Eigentümer nicht möglich war. Im Frühjahr 1996 verliefen die Museumspläne zunächst im Sande.

In der Jahreshauptversammlung am 24. Februar 1996 sagte Wilhelm Haun über die Bemühungen des Vereins zum Erhalt einiger Bauten auf dem ehemaligen Hoffmann’s-Gelände, die er insbesondere dem jüngsten Vorstandsmitglied zuschrieb: „Herr Wiesekopsieker hat sich mit viel Eifer für die Erhaltung historischer Bausubstanz in unserer Stadt eingesetzt [...] Wir freuen uns sehr über dies Engagement, handelt es sich doch hierbei um eine echte Aufgabe und eine Verpflichtung unseres Ortsvereins der Heimatstadt gegenüber. Im Gegensatz hierzu stehen Veranstaltungen, die mehr oder weniger dem Vergnügen der Mitglieder dienen, wobei jedoch auch jede Bildungsreise indirekt die Liebe zu Heimat fördern kann.” Immerhin hatten im abgelaufenen Jahr neben allen anderen Aktivitäten 14 Fahrten und sieben Vorträge stattgefunden. Die anschließenden Wahlen brachten im Vorstand einige Veränderungen: Neben Wilhelm Haun, der sich zur Übernahme einer weiteren Amtszeit bereit erklärte, wurden Stefan Wiesekopsieker zu seinem Stellvertreter und Siegfried Luckmann (Jg. 1932) zum Schatzmeister gewählt, weil ihre Vorgänger für eine weitere Amtszeit nicht mehr zur Verfügung standen.

Das Vereinsjahr 1996 war wieder geprägt von zahlreichen Veranstaltungen, wie z.B. Vorträgen und Fahrten, die mehrere neue Mitglieder an den Verein heranführten. Im April wurde wieder einmal das Thema Vereinshaus diskutiert. Unter Verweis auf Lemgo und Lage wurde im Protokoll festgehalten: „Die Anregung wurde lebhaft diskutiert und positiv bewertet.” Ähnlich wie beim Hoffmann’s-Museum mangelt es bis auf den heutigen Tag am passenden Gebäude. Am 8. Juni beteiligte sich der Verein am Historischen Wochenmarkt auf dem Salzhof. Am Stand des Heimat- und Verschönerungsvereins taten an diesem Tag mehrere Vorstandsmitglieder Dienst, die sich wie viele der übrigen Marktbeschicker auch historische Kostüme, die vom Detmolder Landestheater ausgeliehen worden waren, angezogen hatten. Zu diesem Markttag kam erstmals ein Faltblatt mit dem dezenten Hinweis „Werden Sie Mitglied” zum Einsatz, das die Ziele des Vereins umriss und eine Anmeldekarte enthielt.

Während der Jahreshauptversammlung des Jahres 1997 konnte Stefan Wiesekopsieker berichten, dass das Bemühen des Vereins sich nicht nur auf den Erhalt von Bauten beschränke, die mit der ehemaligen Stärkefabrik in Zusammenhang stünden. Er wies darauf hin, dass der Verein sich auch in Bezug auf den Erhalt anderer denkmalwerter, aber gefährdeter Gebäude an die Stadtverwaltung gewandt habe. Stein des Anstoßes in diesen Tagen war vor allem der Zustand des in unmittelbarer Nähe zum Kurpark befindlichen Gebäudes „Villa Kurpark” (Parkstraße 13). Durch verschiedene Gespräche, aber auch eine stetige Pressearbeit versuchte der Verein – ganz im Sinne seines Namens – die Verschönerung der Stadt voranzutreiben. Die Fahrten des Jahres, die auch wieder einige namhafte Ausstellungen berücksichtigten, wie z.B. die Breughel-Ausstellung in der Essener „Villa Hügel” am 28. Oktober, organisierten im Wesentlichen Wilhelm Haun sowie Heinz Schwabedissen (Jg. 1914) und Hans Koring (Jg. 1919), die beide dem erweiterten Vorstand angehörten. Besonders erwähnt werden muss allerdings auch Dr. Brigitte Lohse (Jg. 1924), die in den letzten Jahren zahlreiche Fahrten organisiert und kunsthistorisch begleitet hat. Zuweilen hat sie überdies einen Diavortrag aus eigenen und den von den Fahrtteilnehmern geschossenen Fotos zusammengestellt, die wiederum viele zu einem Erinnerungstreffen zusammenkommen ließen.

Im März 1997 erhielt der Heimat- und Verschönerungsverein die bisher größte Spende seit seiner Gründung vor nunmehr 125 Jahren. Der wichtigste Investor auf dem Hoffmann’s-Gelände spendete dem Verein anlässlich der Grundsteinlegung des neuen Marktkaufgebäudes die stolze Summe von 12.500 DM. Wenngleich dieses Kapital in erster Linie für die Einrichtung eines Hoffmann’s-Museums gedacht ist, wurde damit die Ausstellung zum 150. Gründungstag der Firma im Herbst 2000 unterstützt, die ohne die namhafte Spende des Vereins in dieser Qualität nicht hätte verwirklicht werden können.

Für die „Gelbrote Mappe” des Jahres 1997 verfasste der Bad Salzufler Ortsverein im Mai eine umfangreiche Eingabe, die zum einen auf den maroden Zustand des Baudenkmals Parkstraße 13 und zum anderen auf bauliche Fehlentwicklungen im historischen Stadtkern, z.B. hinsichtlich des Marktplatzes, der zum Busbahnhof verwandelt wurde, hinwies. Nur einen Monat später unterbreitete der Verein dem Stadtdirektor einige Vorschläge zur Benennung von Straßen in der Großgemeinde. Berücksichtigt werden sollten nach Meinung des Vorstandes Personen aus dem Umfeld des Bades, der Wirtschaft, der Politik oder der Geschichte der Stadt. Genannt wurde auch Dr. Moritz Lenzberg, und zwar nicht wegen seiner Verdienste um die Gründung des Verschönerungsvereins, sondern auf Grund seiner vielfältigen Bemühungen, die die Bekanntheit des Bades sehr gefördert haben. Dass damit auch einem jüdischen Mitbürger die Ehre einer Straßenbenennung zuteil würde, wurde als zusätzliches Argument angeführt. Doch obwohl der Stadtdirektor für die Anregungen dankte und versicherte, dass die Vorschläge durchaus Berücksichtigung finden könnten, ist bis heute kein einziger umgesetzt worden.

Anfang Januar 1998 konnte Wilhelm Haun die Stadt Bad Salzuflen darüber in Kenntnis setzen, dass der Verein die Herausgabe einer modernen, wissenschaftlich fundierten Stadtgeschichte, mit deren Erscheinen 2002 zu rechnen ist, mit einem stattlichen Betrag unterstützen werde. Damit gehört der Heimat- und Verschönerungsverein neben der Sparkasse und den Stadtwerken zu den Hauptsponsoren, die das Erscheinen dieser dringend notwendigen Publikation ermöglichen werden. In diesem Zusammenhang wurde auch erneut über die Herausgabe einer Festschrift zum 125-jährigen Bestehen des Vereins diskutiert, die nach Durchsicht des vorhandenen Aktenmaterials mit durchaus interessanten Details gefüllt werden könnte, wie Stefan Wiesekopsieker die Anwesenden informierte.

Die Zahl der Mitglieder betrug Ende Januar 1998 rund 740, wie Wilhelm Haun bei der Jahreshauptversammlung verkünden konnte, und hatte sich wiederum erhöht. Ob sich die Bad Salzufler mehr durch die Aktivitäten im Bereich Denkmalschutz und Erhalt des Ortsbildes oder durch das üppige Angebot an Fahrten und Vorträgen angesprochen und zum Beitritt veranlasst wurden, lässt sich wohl nicht klären. Vielleicht ist es die Mischung aus beidem, die den Verein für viele Bad Salzufler, aber auch Neubürger so attraktiv und interessant macht. Bei eben dieser Versammlung erklärte der Vorsitzende aber auch: „In zwölf Monaten werden dann Wahlen für einen neuen Vorstand stattfinden, und ich habe beschlossen, meinen Vorsitz niederzulegen und jüngeren Kräften Platz zu machen.” Ein Jahr lang hatte der Verein demzufolge Zeit, nach einem neuen ersten Vorsitzenden Ausschau zu halten. Im Juni 1998 wurde Wilhelm Haun für seine Verdienste um den Heimat- und Verschönerungsverein der Ehrenring der Stadt Bad Salzuflen sowie um die Begründung der Städtepartnerschaft mit Millau verliehen; er erhielt damit die höchste Auszeichnung, die von der Stadt vergeben wird und die überhaupt erst einmal zuvor, und zwar an seinen französischen Mitstreiter Louis Laurens (Jg. 1922), vergeben worden war.

Im Sommer 1998 eröffnete sich noch einmal die Chance für Bad Salzuflen, einen Standort für eine Dauerausstellung zum Thema Hoffmann’s Stärkefabriken zu bekommen. Nachdem für das Gebäude der ehemaligen Hoffmann’schen Kartoffelstärkefabrik vom Eigentümer ein Abbruchantrag gestellt worden war, wurde seitens der Verwaltung der Stadt Bad Salzuflen kurzfristig überlegt, das Gebäude nicht nur zu erwerben, sondern auch in die Denkmalliste eintragen zu lassen. Hintergrund war die Idee, dort u.a. eine Feuerwache für den Ortsteil Bad Salzuflen einzurichten. Unter dieser Voraussetzung wäre auch eine Etage im so genannten Sozialtrakt des Gebäudes für eine Dauerausstellung „abgefallen”. Aus politischen Gründen wurde das Projekt schließlich im zuständigen Ausschuss im November 1998 gekippt, so dass auch hier alsbald die Abrissbagger vorfahren konnten. Eine weitere Möglichkeit wurde vertan; der Verein hatte sich jedoch auch diesmal in Wort und Schrift redlich bemüht und für das Projekt, das als zu teuer verworfen wurde, obwohl nicht einmal die Kosten ermittelt worden waren, eifrig engagiert.

 

Auf dem Weg in die Zukunft

Bei der ersten Vorstandssitzung des Jahres 1999 traten die Überlegungen, wer die Nachfolge Wilhelm Hauns antreten sollte, in ein entscheidendes Stadium. Wenngleich sich Stefan Wiesekopsieker grundsätzlich zu einer Kandidatur bereit erklärte, gab er dennoch zu bedenken, dass er auf Grund seiner Berufstätigkeit und einiger anderer Verpflichtungen nicht in dem Maße für den Verein tätig werden könnte, wie sein Vorgänger es getan habe. Da dieser jedoch als Stellvertreter weiterhin dem Vorstand angehören wollte, ließen sich die Bedenken des Kandidaten zerstreuen, der übrigens im November des vorangegangenen Jahres als Beirat in den Gesamtvorstand des Lippischen Heimatbundes berufen worden war.

Die Wahl am 6. Februar 1999 erbrachte dann folgenden engeren Vorstand, der auch im Jubiläumsjahr tätig ist: Zum Vorsitzenden wurde Stefan Wiesekopsieker gewählt, zu seinem Stellvertreter Wilhelm Haun; das Amt des Schatzmeisters wurde Siegfried Luckmann übertragen, das des Schriftführers Dr. Günther Bröker (Jg. 1931). In seiner Laudatio auf seinen Vorgänger sagte Stefan Wiesekopsieker vor der mit gut 130 Mitgliedern überaus gut besuchten Versammlung im Kurhaus u.a.: „Ist hier in Bad Salzuflen vom Heimatverein die Rede, so wird oft gesagt: ‚Ach, das ist doch der Verein von Herrn Haun!’. Man identifiziert den Verein mit Ihrer Person – und Sie selbst haben sich auch immer mit dem Verein und seinen Zielen identifiziert. Bei allem – und das macht Sie wohl besonders sympathisch – waren Sie immer ein Mann der leisen Töne. Großer Rummel um Ihre Person war Ihnen gar nicht so angenehm. [...] Als Sie den Verein 1981 übernahmen, hatte er knapp über 600 Mitglieder [...]. Heute, am Tage Ihrer Amtsniederlegung, stehen wir bei der 760er-Marke, so daß die Mitgliederzahl in der Ära Haun um 160 gesteigert worden ist, ein Ergebnis, das sich sehen lassen kann.”

Auch im Jahre 1999 präsentierte sich der Verein bei zahlreichen Gelegenheiten in der Öffentlichkeit. Erwähnt sei hier der Umwelttag an der Heerser Mühle (August) und die Jahreshauptversammlung des Lippischen Heimatbundes im Kurhaus (September). Natürlich standen auch wieder zahlreiche Fahrten auf dem Programm: Neben der schon traditionellen Frankreich-Fahrt wurden viele Ziele in der nächsten Umgebung aufgesucht: das Detmolder Landesmuseum (April), das Detmolder Freilichtmuseum (Juni), das Tabakmuseum in Bünde (Juli) der ehemals lippische Ort Lipperode (Oktober). Ebenfalls im Juli wurde im Bad Salzufler Stadtarchiv im zum Hoffmann’schen Firmenarchiv gehörigen Sammlungsgut ein alter Druckstock wiederentdeckt, mit dem kurz vor dem Ersten Weltkrieg die Mitgliedskarten des Verschönerungsvereins gedruckt wurden.

Im Juli 1999 beteiligte sich der Verein an einer Initiative zur Rettung des Gradierwerks an den Tennisplätzen, das – bis heute – vom Verfall bedroht ist und das durch eine Spendenaktion gerettet werden sollte. Die Resonanz auf die in der Presse durchaus positiv dargestellte Aktion war überaus kümmerlich: Nur wenige Bürger und Bürgerinnen der Stadt hatten offenbar ein Interesse am Erhalt dieses zugegebenermaßen etwas abgelegenen Teils der Gradierwerke. Auch die Ende 1999 in das Projekt investierte Spende des Vereins in Höhe von 5000 DM sowie der im folgenden Jahr gegründete Förderverein Materia Salina, der sich als erste Maßnahme den Erhalt des Gradierwerks auf die Fahnen geschrieben hatte, konnten das Gradierwerk nicht retten. Auf Grund fehlender Mittel wird es möglicherweise in den nächsten Monaten abgerissen.

Ab September 1999 befasste sich der Vorstand des Vereins dann intensiver mit den Vorbereitungen der 125-Jahr-Feier. So wurde der Beschluss gefasst, den Lippischen Heimatbund zu bitten, im Herbst 2001 ein Themenheft Bad Salzuflen erscheinen zu lassen, in dem auch der Vereinsgeschichte Platz eingeräumt werden sollte. In den folgenden Sitzungen wurde dann beschlossen, von einer großen Feier abzusehen; stattdessen sollte eine kleine Feierstunde unter Einbeziehung des Bad Salzufler Männerchores im neuen Sparkassengebäude veranstaltet werden. Im Zentrum der Feier sollte die Vorstellung einer Festschrift in Buchform stehen, zu deren Erarbeitung sich der Vorsitzende bereiterklärte. Abermals wurde auch die Schaffung einer Geschäftsstelle diskutiert; bei dem damals in Rede stehenden Gebäude handelte es sich um das frühere Wohnhaus des Schötmaraner Malers Richard Sprick (1901-1968), eine Angelegenheit, die sich allerdings schnell zerschlug. Ein Höhepunkt des Vereinsjahres 1999 fand am 2. Dezember statt: In Gegenwart zahlreicher Ehrengäste erhielt Wilhelm Haun aus den Händen des Vorsitzenden des Lippischen Heimatbundes die „Silberne Rose”.

Nach einjähriger Amtszeit konnte Stefan Wiesekopsieker während der Jahreshauptversammlung am 12. Februar 2000 ein positives Resümee ziehen, indem er u.a. sagte: „Ein Jahr ist nun vergangen, in dem ich dieses Amt innehatte, und ich muß sagen, daß ich einerseits viel Arbeit, andererseits aber auch viel Freude damit gehabt habe. Arbeit, weil sich ein Verein mit über 750 Mitgliedern ‚nicht mal eben’ verwalten läßt, Freude aber vor allem deshalb, weil ich noch deutlicher als zuvor gespürt habe, welch großes Ansehen unser Verein innerhalb unserer Stadt und auch darüber hinaus genießt. Freude hat es mir aber auch bereitet zu erleben, wieviel Begeisterung unser jeweiliges Programm unter unseren Mitgliedern hervorruft.” Besonders dankte der Vorsitzende aber den übrigen Mitgliedern des Vorstandes für die überaus angenehme Zusammenarbeit im abgelaufenen Jahr und die Unterstützung, die ihm ein jeder an seinem Platz gewährte. Im Anschluss an den offiziellen Teil der Jahresversammlung hielt der Vorsitzende einen Kurzvortrag über die Anfangsjahre des Vereins. Damit knüpfte man an eine Tradition früherer Jahre an, als der unermüdliche Otto Pölert viele Mitgliederversammlungen durch einen Vortrag bereicherte.

Im Frühjahr 2000 unterstützte der Verein wieder einmal das Umweltzentrum. 1000 DM kamen einem so genannten Schattengarten zugute, der den Besuchern demonstriert, welche Pflanzen sich für schattige Gartenplätze eignen. Die bereits erwähnte Ausstellung zum 150. Gründungstag der Hoffmann’schen Stärkefabrik wurde ebenfalls finanziell unterstützt. Darüber hinaus nahm der Verein eine Führung und die von der Ausstellungsleitung initiierte Vortragsreihe in sein Herbst-/Winterprogramm auf. Alle Veranstaltungen waren überaus gut besucht, auch die Ausstellung selbst muss als die bestbesuchte Sonderausstellung bezeichnet werden, die jemals von der Stadt Bad Salzuflen ausgerichtet worden ist.

Bereits im August 2000 hatte der Verein zusammen mit dem Staatsbad und der Stadt an den Lippischen Heimattagen teilgenommen, die in diesem Jahr am Hermannsdenkmal stattfanden. Zum Jahresende schüttete der Verein dann nochmals sein Füllhorn aus und spendete namhafte Beträge für zwei Buchprojekte, wodurch immerhin die Fertigstellung der Ortschronik Papenhausen ermöglicht werden konnte, sowie für zwei vorbildliche denkmalpflegerische Maßnahmen. So wurde die Renovierung eines Fachwerkhauses in der Langen Straße ebenso unterstützt wie die Teilrenovierung eines Gebäudes der früheren Dedert’schen Keksfabrik an der Schötmaraner Uferstraße. Gegen eine – wie der Verein und auch verschiedene Anwohner meinten – denkmalunverträgliche Baumaßnahme am Gebäude Parkstraße 13 brachte der Verein seine Bedenken zu Papier, woraufhin der Bebauungsplan noch einmal überarbeitet wurde.

Die erste Jahreshauptversammlung des neuen Jahrtausends bot den Mitgliedern neben den üblichen Regularien und einer schönen Kaffeetafel im „Maritim” einen Kurzvortrag des Vorsitzenden zu einigen Jubiläen, die außer dem eigenen im Jahre 2001 anstehen. Erwähnt wurden u.a. der 80. Jahrestag der Verleihung der Stadtrechte an Schötmar, der 100. Geburtstag des Malers Richard Sprick, der 100. Jahrestag der Gründung des Bad Salzufler Arbeiterbildungsvereins, des Vorläufers des SPD-Ortsvereins, sowie der 125. Jahrestag der Wiederbegründung der katholischen Kirchengemeinde Bad Salzuflens. 

Im Jubiläumsjahr wartet der Verein wieder mit einem ausgefeilten Fahrten- und Vortragsprogramm auf. In der Öffentlichkeit trat er aber auch durch die Teilnahme am Rahmenprogramm des Stapellaufs der Ruderboote auf dem Kurparksee in Erscheinung. Erfreulicherweise wurden die Informationsmaterialien den Standbetreuern förmlich aus den Händen gerissen, so dass zwischendurch für Nachschub gesorgt werden musste. Die Teilnahme am Umweltfest wurde leider durch sintflutartige Regenfälle gestört, so dass die Veranstaltung seitens des Vereins früher beendet werden musste. Parallel zu den laufenden Vorstandsarbeiten begannen die Vorbereitungen zur Erstellung der Festschrift sowie zur Ausrichtung des Festaktes, bei dessen Gestaltung insbesondere die Sparkasse Bad Salzuflen großen Anteil hat. Möge die Feierstunde gut ablaufen und die Öffentlichkeit einen positiven Eindruck vom Verein erhalten!

Seit 125 Jahren besteht nun der Heimat- und Verschönerungsverein, seine Geschichte ist in den wesentlichen Punkten auf den vorangegangenen Seiten dargestellt worden. Wie jeder Verein hat er Höhen und Tiefen erlebt, hat Zustimmung und Kritik ernten müssen und war dem jeweiligen Trend der Zeit unterworfen. Sein eigentliches Ziel hat er allerdings nie aus den Augen verloren und bereits im ersten Brief an den Magistrat formuliert: „Zweck dieses Vereins sollte die Verschönerung der Stadt und ihrer nächsten Umgebung sein.” Auch heute stimmt diese Aussage noch mit dem überein, was der Verein will und tut. Dass er zuweilen mehr durch seine Fahrten und Vorträge in Erscheinung tritt, läuft dem eigentlichen Anliegen keineswegs zuwider, denn Überschüsse aus Fahrten fließen in die Vereinskasse und kommen so wiederum Projekten zugute, die vom Verein unterstützt werden. Überdies bindet ein attraktives Programm viele Mitglieder an den Verein, denn nur ein mitgliederstarker Verein kann Einfluss nehmen, wird ernst genommen und verfügt auf Grund entsprechend hoher Mitgliederbeiträge über einen finanziellen Spielraum.

Auch nach 125 Jahren ist der Bad Salzufler Heimat- und Verschönerungsverein noch nicht überflüssig geworden. Angesichts immer knapper werdender Mittel, die von öffentlicher Seite für denkmalpflegerische und kulturelle Projekte zur Verfügung gestellt werden können, gibt es genügend Felder, auf denen der Verein im Sinne seiner selbst gesteckten Zielsetzung wirksam werden kann. Im Einklang mit den jeweils zuständigen Stellen wollen wir auch künftig bestrebt sein, positiv für unsere Stadt zu wirken.

 

Der hier eingestellte Text ist eine um Anmerkungen und Abbildungen gekürzte Fassung unserer gedruckten Vereinschronik. Diese ist unter nachfolgender bibliographischer Angaben über den Verein oder den Buchhandel erhältlich:

 

Stefan Wiesekopsieker (Hrsg.): „Der gute Geist der Badestadt”. 125 Jahre Heimat- und Verschönerungsvereins Bad Salzuflen (= Beiträge zur Geschichte der Stadt Bad Salzuflen 5). Bielefeld: Verlag für Regionalgeschichte 2001. ISSN 1439-7846 / ISBN 3-89534-425-7.

 

Der Band enthält auch die Aufsätze: „Heimatschutz, Naturschutz, Denkmalpflege. Die deutsche Heimatbewegung im 19. und 20. Jahrhundert” (von Jürgen Scheffler) und „Ein Kind der Kaiserzeit. Zur Frühgeschichte des Lippischen Heimatbundes” (von Walter Stich).

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