Rudolf-Günther-Medaille 2014
Stauteichstraße 30

Stauteichstraße 30

 Aus der Laudatio des Vorsitzenden anlässlich der Preisverleihung:

Um es vorweg zu sagen, das kleine Fachwerkhaus Schennershagen 11 ist kein Baudenkmal, aber es kann auf eine lange Geschichte zurückbli­cken. Als Haus Nr. 192 wird es bereits um 1550 zum ersten Mal in einer Steuerliste erwähnt. Es gehörte zu den kleineren Hausstätten unserer Stadt, in unmittelbarer Nähe der gerade damals gerade fertiggestellten Stadtmauer, eines Teils der im 15. Jahtrhundert angelegten Befesti­gungsanlage. Direkt hinter der Mauer wohnten wie in allen Städten die kleinen Leute, die Arbeiter der Saline, die Heimarbeiter und Handwer­ker. Otto Pölert, der frühere Stadtarchivar, hat in seinem „Häuserbuch“ zahlreiche Eigentümer der Stätte Nr. 192 notiert – es finden sich darun­ter mehrere Schneider und Schumacher, seit der Mitte des 19. Jahrhun­derts treten uns „Wollspinner“, „Handarbeiter“ und „Fabrikarbeiter“ entgegen. Letztere dürften bei Hoffmann's Stärkefabriken gearbeitet haben, dem bedeutendsten Industrieunternehmen weit und breit, bei dem um 1900 bereits 1000 Menschen Arbeit fanden.

Auch dürfen wir die vielen Armen in einer Stadt nicht vergessen – auch sie hat es gegeben und auch sie wohnten in den eher einfachen Quartie­ren der Stadt, häufig hatten sie nicht mehr als eine Bettstelle, vermutlich nicht mal ihre eigene, und auch sonst dürfte ihr Besitz überschaubar ge­wesen sein. Ihren Lebensunterhalt verdienten sie mit einfachsten Arbeiten oder Bettelei. Otto Pölert zitiert aus einer Akte aus dem Jahre 1802, wenn er einen Untermieter des Hauses Schennershagen 11 namhaft macht. Es handelt sich dabei um einen Werner Jünger, der als „alter und schwacher Mann“ bezeichnet wird, der als „Ausländer“ keine Unterstüt­zung aus städtischen Armenmitteln erhielt und dem Hausierergewerbe nachging. Man mag sich über den Begriff „Ausländer“ wundern, es wurde damit aber lediglich ein Nicht-Salzufler bezeichnet, für den die Armenfürsorge nicht aufkommen musste – die Unterstützung erhielt man nach der damaligen Gesetzgebung nur in seiner Geburtsstadt. Dass ein solcher Hausierer, der nicht mal Salzufler war, kein hohes Ansehen genoss, kann man sich lebhaft vorstellen.

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Aber auch mit Ihrem Haus hat man es nicht immer gut gemeint, eine längere Zeit hat es auch leer gestanden. Die Erlösung und Lösung kam dann durch Sie! Sie erwarben das Haus und ließen es sanieren. Dabei holten Sie sich den Rat von der Denkmalpflege, obwohl es kein einge­tragenes Baudenkmal ist, und informierten sich über die Geschichte des Hauses im Stadtarchiv. Dabei war Ihr Ansinnen schon in die Richtung gehend, den Denkmalstatus zu erreichen, aber die Vorgaben sind streng und reichten eben leider nicht aus. Umso erfreulicher ist es, dass Sie das schöne Gebäude in prominenter Ecksituation denkmalgerecht haben sa­nieren lassen, um dort zwei Wohnungen einzurichten – nicht zuletzt ist Ihnen dies durch die Unterstützung von Handwerkern, die ihr Handwerk noch verstehen, gelungen.

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