Aus der Laudatio des Vorsitzenden anlässlich der Preisverleihung:
Die Eheleute Freitag, wohnhaft in Detmold, haben sich mit großem Engagement daran gemacht, ein wahrlich Stadtbild prägendes Gebäude an prominentester Stelle, sozusagen in der allerbesten Stube unserer Stadt durch eine aufwändige Fassadenrenovierung zu neuem Leben zu erwecken und zu neuer Schönheit zu verhelfen.
Ein Blick zurück: Für die meisten Stätten unserer historischen Altstadt Salzuflens lässt sich deren Geschichte bis in die Anfänge des 16. Jh. zurückverfolgen. Nicht anders für die beiden Stätten Nr. 11 a und 11 b, die sich vor der Errichtung des Hauses Am Markt 30 an dieser Stelle befanden. Ab 1548 liegen einzelne Nachrichten über diese beiden Fachwerkhäuser, die Namen ihrer Bewohner und deren Handwerk oder Gewerbe vor. Wir wissen z. B., dass eine Zeitlang dort Weißgerber gesessen haben, die sicherlich die hinter den Häusern vorbeifließende Salze für ihre Zwecke genutzt haben. Ab 1874 übten dann verschiedene Schlachter im Haus 11 a, dem größeren, näher zur Brücke hin gelegenen Haus, ihr Handwerk aus. Seit den späten 1880er Jahren war dies der Schlachter Hermann Hanke, der im Frühjahr 1897 – auch er profitierte offenbar von der positiven Entwicklung Salzuflens in jener Zeit – die Nachbarstätte 11 b kaufte. 8000 Goldmark legte er dafür auf den Tisch!
Der in Salzuflen erscheinende „Allgemeine Anzeiger“ meldete in seiner Ausgabe vom 11. Februar 1897: „Herr Hanke beabsichtigt das neugekaufte und sein nebenstehende altes Haus niederzureißen und an deren Stelle ein neues großes Geschäftshaus für [seinen] eigenen Betrieb zu bauen.“ Binnen kurzem wurde das Vorhaben in die Tat umgesetzt – der Neubau war bereits vor Jahresende fertiggestellt. Das Stadtarchiv verwahrt bis heute einige Unterlagen, die belegen, dass man bei der Anlage der Schlachterei höchste hygienische Standards verlangte – etwas, was in den nicht erhaltenswerten Fachwerkhäusern, die auch durch mehrere Brände gelitten hatten, so nicht hätte umgesetzt werden können. Ein Schlachtereibetrieb blieb dem Haus übrigens gut hundert Jahre lang erhalten, es hat damit eine ähnliche Geschichte das Gebäude des „KleinenGrünauers“, vormals Schlachterei Kutschera.
Als Architekten für den Neubau verpflichtete Schlachtermeister Hanke den Salzufler Fritz Seiff. Seiff, dessen Lebensweg und Schaffen dringend einer gründlichen Erforschung bedürfte und der in einem Atemzug mit Rudolf Günther genannt werden kann. Seiff, eine Generation älter als Rudolf Günther, war nur ein kurzes Leben beschieden, doch hat er in diesen wenigen Jahren zahlreiche wichtige und unsere Stadt noch heute prägende Bauten geschaffen; ich nenne exemplarisch: die Urfassung des Kurhauses, die Synagoge in Schötmar, die Häuser Ahornstraße 3 (sein Privathaus), Leopoldstraße 7 und Riestestraße 5. Die meisten Bauten erkennen Sie an den roten Ziegeln, die er gern verwendete.. Leider stehen kaum Bauten von ihm unter Denkmalschutz, einige sind bereits abgerissen wie das frühere Postamt in der Bahnhofstraße, die Villa Barkhausen an der Rudolph-Brandes-Allee oder erst im letzten Jahr das Haus Osterstraße 50, für das es keinen adäquaten Ersatz geben wird.
Umso erfreulicher ist es, dass sich mit dem Wohn- und Geschäftshaus Am Markt 30 um ein Gebäude handelt, dessen Wert bereits früh erkannt worden ist – es steht nämlich schon seit September 1987 unter Schutz. Bemerkenswert am Seiff’schen Entwurf, der ganz dem Historismus verpflichtet ist, sind die vielfach profilierten Stuckfronten sowie korinthischen Säulen und Kapitellen, die die Fenster im Obergeschoss verzieren. In Bad Salzuflens allerbester Stube nimmt das Gebäude eine besonders wichtige Stellung ein.
Dieses Haus im alten Glanz erstrahlen zu lassen, hatten sich die neuen Eigentümer auf die Fahnen geschrieben – das Ergebnis ihrer Bemühungen, ausgeführt von der Firma Kramp, können wir seit einiger Zeit tagtäglich bewundern.