Laudatio, gehalten am 7.9.24 von Brigitte Scheuer
(Auszüge)
Die Rudolf Günther Medaille (RGM) wird seit 2014 vom Heimat- und Verschönerungsverein Bad Salzuflen vergeben, um diejenigen zu würdigen, die sich um die historische Bausubstanz in Bad Salzuflen verdient gemacht haben, z. B. als Eigentümer eines Denkmals, als Förderer des Denkmalschutzes und auch an diejenigen Autoren, die sich
wissenschaftlich und historisch in diesem Sinne betätigt haben.
Heute Abend habe ich die besondere Aufgabe, Ihnen etwas zum Wirken des Preisträgers zu erzählen. Ich beginne mit seiner Arbeit als Historiker und Autor. Vielen bekannt ist „der Rundgang zur Bad Salzufler Stadtgeschichte auf den Spuren von Rudolf Günter", den Herr Dr. Wiesekopsieker mit Text und Bildern verfasst hat und der durch den HVV herausgegeben wurde.
Herr Dr. Wiesekopsieker veröffentlicht mit Merret Sievers im Jahre 1996 das Buch zum Wirken von Rudolf Günther als Architekt in der Zeit zwischen Historismus, Jugendstil und Expressionismus. Dieser Band 3 der Beiträge zur Geschichte der Stadt Bad Salzuflen wird durch das Stadtarchiv herausgegeben. Allein aus dieser Jahreszahl 1996 ersehen Sie, wie lange sich Herr Dr. Wiesekopsieker mit der Person und dem Werk des Architekten Rudolf Günter beschäftigt.
Zu nennen sind weiterhin die 12 Salzufler Haus- und Hofgeschichten, die Schriftenreihe des HVV, die alle von Herrn Dr. Wiesekopsieker allein oder mit einem Co Autor geschrieben wurden, zuletzt das Heft aus dem Jahre 2023 zum Hoffmannsgelände einst und heute.
Weitere Publikationen von Herrn Dr. Wiesekopsieker betreffen die Geschichte der Stadt und auch des Ortsteils Schötmar sowie die Geschichte des Kurortes und der Stadtentwicklung. Hier sind es die vorhandenen, aber auch die inzwischen verschwundenen Denkmäler, die „verlorenen Schätze", wie Herr Wiesekopsieker sie in Band 6 der Haus-
und Hofgeschichten nennt, die ihm wichtig sind und deren Geschichte er lebendig hält.
Daneben muss sein Einsatz als Eigentümer der Doppelhaushälfte Am Herforder Tor 9 genannt werden. Dieses Gebäude hat der Architekt Rudolf Günther für sich und seine Familie gebaut. Dort waren über 3 Etagen die Wohnung und im Untergeschoss das Büro des Architekten untergebracht. Dieses Gebäude hat Herr Dr. Wiesekopsieker beispielhaft saniert und renoviert. 250 Quadratmeter Wohnfläche verteilt auf vier Etagen stehen ihm in seinem Haus „Am Herforder Tor 9" zur Verfügung.
Hier hat er alle Möglichkeiten vom Keller bis unter das Dach seine gesammelten Schätze: Bücher, Schriften, Bilder, Kunstgegenstände und Möbel, Geschirr und Gläser unterzubringen. Als großer Freund des Jugendstils kann er in historischem Ambiente mit diesen Sammelstücken leben, sie nutzen und sich vor Allem daran täglich erfreuen. Sein Herz, es hängt an dem alten Gemäuer, das 1912 vom Architekten Rudolf Günther erbaut wurde. Vor ca. 20 Jahren erwarb es Herr Dr. Wiesekopsieker. Dieses Haus hat ihn von Anfang an begeistert und trotz der von den Kindern des Architekten vollgestellten Räumen, hat er stets
die Schönheit des Gebäudes, des Treppenhauses mit dem großen Buntglasfenster, der Holztüren und Einfassungen, der Wandtäfelungen
etc. gesehen. Mit der Renovierung hat er ab 2018 begonnen — da ließ er einige Fenster herrichten. Und dann hatte ihn das Baufieber gepackt. 2020 ging es mit der eigentlichen Kernsanierung los. Heizung, Elektrik und Kanal mussten erneuert werden. Aber - vieles ist im Original-Zustand geblieben. Beispiel Herrenzimmer: Eckbank samt Stühlen, Schreibtisch, den wuchtigen Schrank, Heizkörper, die Deckenlampe — alles Originale von 1912. Wichtig war Herrn W. im ganzen Haus möglichst viel der Innenausstattung zu erhalten. Wie die Wandfarbe: In jedem Raum hat sich der Maler an der ursprünglichen Farbgebung orientiert. Jeder Raum hat seine eigene Möblierung und die eigene Farbgebung bekommen.
Unterstützt wurde er bei der Innenrestaurierung 2020 durch einen namhaften Förderbetrag der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (DSD). Diese finanzierte insbesondere die Aufarbeitung und Restaurierung von Fenstern und Türen sowie der wandfesten Ausstattung, der Fußleisten und der Treppe.
Mit dieser Förderung wird die Bedeutung des Denkmals deutschlandweit anerkannt. Herr Dr. Wiesekopsieker hält dieses besondere Denkmal mit seiner Geschichte und seinen Besonderheiten von Innen und Außen lebendig. Er zeigt, wie auch die Preisträger der vergangenen Jahre dies getan haben, dass man ein Denkmal zeitgemäß umbauen und nutzen kann.
Er hat sich seinen Traum verwirklicht. Als Bauherr hat Herr Wiesekopsieker erlebt, wie wichtig die Unterstützung und das Verständnis durch den Architekten, hier ist Herr Günther Dahm ausdrücklich zu nennen, und die zahlreichen anderen Handwerker war. Aber auch die intensive Beratung durch das Denkmalamt der Stadt muss erwähnt werden.
Herr Dr. Wiesekopsieker, wir danken Ihnen für Ihren intensiven, persönlichen Einsatz über viele Jahre und für das Kleinod, das Sie in der Stadt Bad Salzuflen erhalten haben. Gleichzeitig können wir Sie nur bitten, sich in Sachen Denkmalschutz und -pflege und zur Geschichte der Stadt Bad Salzuflen wissenschaftlich/schriftstellerisch weiter einzusetzen.
Herr Dr. Wiesekopsieker, Sie sind das Aushängeschild des HVV in vielen Bereichen und wir freuen uns schon auf Ihre Pensionierung. Denn dann können Sie frei vom Schulbetrieb sich noch intensiver einbringen. Wir warten gespannt darauf. Bis dahin, machen Sie in bewährter Art weiter.
Vielen Dank sage ich im Namen des HVV –
und herzlichen Glückwunsch zur RGM 2024.
Bad Salzuflen, 7. September 2024
Brigitte Scheuer