Aus der Laudatio des Vorsitzenden anlässlich der Preisverleihung:
Das Gebäude Roonstraße 3 wurde bereits im Februar 1988 als „Logierhaus im Villentypus“ in die Denkmalliste der Stadt Bad Salzuflen eingetragen. Dies geschah zu einem Zeitpunkt, als gerade diese Straße drei Jahre zuvor den Verlust gleich dreier denkmalwerter Pensionsvillen hatte verschmerzen müssen – die Geschichte dieses Verlusts können Sie in unserer Veröffentlichung „Verlorene Schätze“ nachlesen!
Das heute hier auszuzeichnende Gebäude wurde im Jahre 1911 von dem Zimmermeister Friedrich Günther – übrigens einem Onkel unseres Namenspaten Rudolf Günther – gebaut. Ob er es entworfen hat, möchte ich bezweifeln, denn …
Roonstraße 3 war keineswegs das erste Haus, das an der Roonstraße errichtet wurde, denn bereits seit 1906 – in diesem Jahr erhielt die Straße auch ihren zeittypischen Namen – entfaltete sich hier, in allernächster Nähe zum aufstrebenden Badebetrieb, eine rege Bautätigkeit. Nach und nach entstanden an der Roonstraße prächtige Villen, einmalig war das bereits vor dem Ersten Weltkrieg komplette Ensemble von der Hausnummer 3 bis hin zur Nr. 13, das wie bereits angedeutet Mitte der 1980er Jahre durch den Abbruch der Häuser 9, 11 und 13 für immer zerstört worden ist. Leider haben wir daraus nichts gelernt: Denn auch 2022, es ist erst wenige Wochen her, wurde weiter oben das Haus Nr. 20 abgerissen! Ein durchaus erhaltens- und schützenswerter Bau – wenn man es denn gewollt hätte!
In der Denkmaleintragung des Hauses Nr. 3 können wir lesen: „Es steht auf einem hohen Sockel und hat zwei Vollgeschosse und ein Dachgeschoss mit teilw. Mansarddach und Giebeln. In seinen sparsamen, barockisierenden Formen ist es dem sog. Reformstil, der sich auch in den Häusern der Gartenstadtbewegung ausdrückt, zuzuordnen. Bemerkenswert ist ein Halbrunderker an der linken Seite der Straßenfassade.“
Von Anfang an – das belegen auch entsprechende Ansichtskarten – diente das Haus nicht nur als Wohnhaus, sondern auch als Logierhaus. Bessere Quartiere für Kurgäste waren seinerzeit sehr gefragt, der Bauherr wusste also, was er tat! Warum er dem Haus den Namen „Haus Bismarck“ gab – auch dieser Name ist von Anfang an belegt –, entzieht sich unserer Kenntnis. „Haus Roon“ wäre ja sinnfälliger gewesen, aber da das Haus ja auch in unmittelbarer Nähe zur Bismarckstraße liegt und der Bauherr vielleicht ein Bismarck-Verehrer war, entschied er sich letztlich wohl für den ja auch zugkräftigeren Namen – der sich bis heute am Haus erhalten hat.
